Die römisch-katholische Minoritenkirche mit dem Patrozinium St. Mariä Empfängnis am Kolpingplatz in Köln ist ein Kirchengebäude aus dem 13. Jahrhundert. Ursprünglich war sie eine Klosterkirche. Dann war sie Annexkirche des Kölner Doms und ist heute eingebunden in den Seelsorgeraum Katholisch in Köln-Mitte. Außerdem wird sie vom Internationalen Kolpingwerk genutzt. In der Kirche sind der mittelalterliche Theologe Johannes Duns Scotus und der selige „Gesellenvater“ Adolph Kolping beigesetzt.

Geschichte

Geschichte des Klosters

Die Brüder des 1210 gegründeten Franziskanerordens ließen sich 1222 in Köln nieder, zunächst im Pfarrbezirk von St. Severin. Im Frühjahr 1228 fand dort bereits ein Provinzkapitel der Franziskanerprovinz Teutonia statt. Ab 1239 gehörte das Kloster nach der Teilung der Provinz zur Kölnischen Franziskanerprovinz (Colonia). 1245 begannen die Brüder mit dem Bau der Klosterkirche am heutigen Standort und eines nördlich angebauten vierflügeligen Klosters um einen Innenhof mit Kreuzgang. Um 1260 entstand beim Kölner Konvent ein ordenseigenes Generalstudium für den Ordensnachwuchs, an dem ab 1307 auch der Franziskanertheologe Johannes Duns Scotus lehrte, der in der Kirche begraben ist. 1392 oder 1393 war Köln der Ort für ein Generalkapitel des gesamten Franziskanerordens.

Seit der Teilung des Ordens in die strengere Richtung der Observanten (Franziskaner) und Konventualen (Minoriten), die Papst Leo X. 1517 verfügte, gehörten die Brüder im Kloster an der Minoritenkirche zu den Konventualen, die eine weniger strenge Lebensform verfolgten. Die Observanten gründeten 1589 am Olivandenhof ein eigenes Kloster, den Conventus ad olivas; sie gehörten zum Reformzweig der Franziskaner-Rekollekten.

1802 wurde das Kloster infolge der Säkularisation aufgehoben, wie auch die Franziskaner-Rekollekten. Das Minoritenkloster wurde von der Armenverwaltung genutzt und 1855 abgerissen. Lediglich das Maßwerk des Westflügels ist erhalten und heute in das Gebäude des Museums für Angewandte Kunst integriert, dessen Gebäude 1953 bis 1957 von dem Kölner Architekten Rudolf Schwarz erbaut wurde und die Grundrisslinien und den zurückhaltenden Baustil des früheren Klosters aufnimmt.

1929 kehrten die Minoriten zurück. 1956 übernahmen sie auch die Seelsorge an der benachbarten Kolumbakapelle, die an der Stelle der kriegszerstörten Pfarrkirche St. Kolumba erbaut wurde. Im Zuge des Neubaus erhielten sie an der Kolumbastraße zwischen der Minoritenkirche und der Kolumbakapelle auch ein neues Konventsgebäude.

Baugeschichte der Kirche

Die Klosterkirche wurde in der für Franziskaner typischen Bauweise als langgestreckter gotischer Bau angelegt. Von 1245 bis etwa 1260 entstand der frühgotische Chor, das dreischiffige Langhaus wurde im 14. Jahrhundert vollendet. Als Bettelordenskirche besitzt sie keinen Kirchturm, sondern trägt einen Dachreiter.

Als ab 1794 Revolutionstruppen Köln besetzten, diente die Kirche als Speicher und verfiel zusehends; nach der Vertreibung der Minoriten, deren Klöster von der napoleonischen Besatzungsmacht 1804 aufgehoben wurden, nutzte sie die Armenverwaltung der Stadt Köln ab 1808 im Rahmen der Säkularisation als Anstalts- und Hospitalkirche.

1846 ging sie als Annexkirche des Kölner Doms in den Besitz des Domkapitels über. 1850 erklärte sie Erzbischof Geissel zur Firmungs- und Weihekirche des Erzbistums Köln, verbunden mit einer äußeren Renovierung, die bis 1862 dauerte. Der Kaufmann Johann Heinrich Richartz (1795–1861), der auf dem Gelände des früheren Franziskanerklosters das Wallraf-Richartz-Museum errichten ließ, stiftete 40.000 Taler für die Erneuerung der Kirche. Die Innenrenovierung betrieb der 1862 als Rektor an der Minoritenkirche eingesetzte Adolph Kolping mit aufwendigen Spendensammlungen. Schon seit 1849 hatte der von Kolping neu gegründete Kölner Gesellenverein die Minoritenkirche als Vereinskirche genutzt, sodass jetzt durch die Personalunion des Generalpräses der Gesellenvereine und des Rektors der Minoritenkirche die zukünftige Verbindung grundgelegt war. Im Zuge einer neugotischen Stilbereinigung der Ausstattung gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der barocke Hochaltar durch einen heute noch vorhandenen spätgotischen Flügelaltar ersetzt, den Weihbischof Baudri 1889 erwarb und aus Anlass seines sechzigjährigen Priesterjubiläums der Minoritenkirche schenkte, damit er als Rückwand des Hochaltares diene. Dieses um 1480 in Niedersachsen entstandene Werk stammt ursprünglich aus der Nicolaikirche in Alfeld (Leine), aus der er 1888 entfernt wurde. Im Innern zeigt der Altar plastischen, im Äußern malerischen Schmuck. Während die Malerei, die je vier Szenen aus dem Leben der Muttergottes und der Legende des hl. Nikolaus umfasst, auf der Grundlage erhaltener Restbemalung von dem Kölner Maler Batzem restauriert wurde, ist die Innenseite wohl übernommen, mit der das Jesuskind haltenden Gottesmutter unter einem reichen Baldachin, umgeben von Engeln, begleitet von Heiligenfiguren. Die Figur der Gottesmutter mit dem Kinde ist das Mittelstück zu Darstellungen aus dem Leben Jesu, die von der Verkündigung bis zur Auferstehung reichen.

Im Zweiten Weltkrieg zerstörte Feuer die Kirche, die Gewölbe und Teile des Südschiffes gingen verloren. Der Wiederaufbau durch das Kolpingwerk wurde 1958 abgeschlossen.

2009/10 wurde die Kirche umfassend für 1,85 Millionen Euro restauriert, darunter das komplette Dach mit Dachreiter. Den Hauptteil der Kosten steuerte das Erzbistum bei. Neu ist in der Kirche insbesondere ein gläsernes Kruzifix des Düsseldorfer Künstlers Thomas Kesseler, 4,50 Meter hoch und 650 Kilogramm schwer, das im Chor über dem Altar schwebt, und eine Büste Kolpings neben seinem Grab.

Grabmale

Johannes Duns Scotus und Adolph Kolping, die beide von Johannes Paul II. seliggesprochen wurden, sind hier begraben und auf den 2006 vom Bildhauer Paul Nagel gestalteten Portaltüren verewigt.

Orgel

Im Jahr 1997 wurde eine neue Orgel der Orgelbaufirma Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer) eingeweiht. Das Instrument hat 44 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. Das Schwellwerk ist mit Barkermaschinen ausgestattet.

I Hauptwerk C–g3

1.Gedackt16′
2.Principal8′
3.Flûte harm.8′
4.Spitzflöte8′
5.Octave4′
6.Rohrflöte4′
7.Quinte223
8.Superoctave2′
9.Mixtur V113
10.Cornett V (ab c0)8′
11.Trompete8′
II Positiv C–g3
12.Bourdon8′
13.Quintade8′
14.Principal4′
15.Blockflöte4′
16.Gemshorn2′
17.Sifflöte113
18.Scharff III1′
19.Sesquialter II223
20.Cromorne8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
21.Bourdon16′
22.Principal8′
23.Flöte8′
24.Viola da Gamba8′
25.Voix céleste (ab c0)8′
26.Principal4′
27.Traversflöte4′
28.Nasard223
29.Octavin2′
30.Terz135
31.Mixtur IV2′
32.Trompette harm.8′
33.Hautbois8′
34.Clairon4′
Tremulant
Pedal C–f1
35.Subbass32′
36.Principalbass16′
37.Subbass16′
38.Quintbass1023
39.Octavbass8′
40.Bassflöte8′
41.Choralbass4′
42.Hintersatz IV223
43.Bombarde16′
44.Trompete8′

Glocken

Im Dachreiter hängen zwei Glocken übereinander, die von Feldmann & Marschel in Münster gegossen wurden. Sie ersetzen zwei Glocken aus den Jahren 1754 und 1853, die durch Kriegseinwirkung vernichtet wurden. Parallel mit den „Kirchen am Neumarkt“ (St. Aposteln, Antoniterkirche und St. Peter) wird am Samstag um 16:45 Uhr mit beiden Glocken der Sonntag eingeläutet. Abends um 19:30 Uhr läutet die Marienglocke zum Angelus.

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Ø
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
Inschrift
 
1Maria1954790280h1 –2„Maria, mein erstes Geläut preiset dein Heiliges Jahr. Immaculata, dir singet jubelnd mein Mund immerdar.“
2Kolping1952660160d2 ±0„1711 ward ich gegossen / 1865 verkündete ich Kolpings Tod / 1942 ward ich ins Mark getroffen / 1952 erstand ich neu nach schwerer Not / Im Leiden stählt sich die Seele.“

Einzelnachweise

  1. Dieter Berg (Hrsg.): Spuren franziskanischer Geschichte. Chronologischer Abriß der Geschichte der Sächsischen Franziskanerprovinzen von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Werl 1999, S. 19, 27, 43, 57, 95, 133.
  2. Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Das große Köln-Lexikon. 2. Aufl., Köln 2008, S. 339.
  3. Jürgen Wilhelm (Hrsg.): Das große Köln-Lexikon. 2. Aufl., Köln 2008, S. 317f.
  4. katholisch-in-koeln.de: St. Kolumba, abgerufen am 11. Oktober 2022.
  5. 1 2 Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns. PDF-Dokument, S. 63–66. (Memento des Originals vom 28. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

Literatur

  • Klaus Gereon Beuckers: Das Brauweiler Kreuz in der Kölner Minoritenkirche. Ein ottonisches Bildwerk. In: Colonia Romanica 9 (1994), S. 156–163.
  • Hans-Joachim Kracht: Adolph Kolping: Priester, Pädagoge, Publizist im Dienst christlicher Sozialreform. Herder Verlag. Freiburg im Breisgau u. a. 1993, S. 159–163, ISBN 3-451-21327-3.
  • Heinrich Neu: Die Minoritenkirche zu Köln. Münster-Verlag, Köln 1949.
  • Bernhard Ridder: Kolpings Grabeskirche, das Familienheiligtum der Kolpingssöhne, Kolping Verlag, Köln 1958.
Commons: Minoritenkirche (Köln) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 56′ 21″ N,  57′ 19″ O

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