Mstyslaw Andrijowytsch Tschernow (ukrainisch Мстислав Андрійович Чернов; * 1985 in Charkiw) ist ein ukrainischer Fotograf, Reporter, Fotojournalist, Videofilmer, Filmemacher, Kriegskorrespondent und Romanautor.

Leben

Mstyslaw Tschernow wurde 1985 in Charkiw im Osten der Ukraine geboren, nur 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Ab 2013 beteiligte er sich an Projekten der Vereinten Nationen, des Internationalen Roten Kreuzes, von Amnesty International, der OSZE, von Human Rights Watch, von Chernobyl Children International und anderen internationalen NGOs und arbeitet an seinem „Rotkreuz-Projekt“ für Unframe und die Agentur Cosmosphoto. Als sich Tschernow im Sommer 2013 bei einem Aufenthalt in Istanbul inmitten der Geschehnisse im Gezi-Park wiederfand, stellte dies einen Wendepunkt in seiner Karriere dar. Er begann über den Krieg im Donbass zu berichten. Beim Absturz von Flug MH 17 im Donbass war er als einer der ersten Reporter vor Ort. Danach war er in Afghanistan, Syrien und Bergkarabach.

Als freier Mitarbeiter und später als festangestellter Journalist der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press berichtete er aus dem Zentrum von Konflikten, von der europäischen Migrationskrise bis hin zu Kriegen in Syrien und Afghanistan. Seine Fotos wurden weltweit veröffentlicht, so in der New York Times, der Washington Post, im Independent, Telegraph, in Le Monde, in Die Zeit und Forbes. Besonders seine Bilder der Belagerung von Mariupol und von der Bombardierung der Geburtsklinik der Stadt und die Berichte aus dem dortigen Krankenhaus, das keinen Platz mehr für die verstorbenen Patienten hat, die daher in Tücher gewickelt auf dem nackten Boden im Keller lagern mussten, gingen um die Welt.

Gemeinsam mit seinen Kollegen von der Associated Press, dem befreundeten Fotografen Jewhen Maloljetka und der Produzentin Wassylyssa Stepanenko, zählte Tschernow zu den letzten in der Stadt verbliebenen internationalen Journalisten in der von der russischen Armee besetzten ukrainischen Hafenstadt Mariupol. Über die dortigen Geschehnisse legten sie auch mit dem Film 20 Tage in Mariupol Zeugnis ab. In dem Film zeigen sie die Belagerung der strategisch wichtigen Hafenstadt der Ukraine während der russischen Invasion hautnah. Der Film wurde von der Ukraine als Beitrag für die Oscarverleihung 2024 eingereicht.

Für ihre journalistische Arbeit in Mariupol bekamen Tschernow und seine Kollegen Maloletka, Stepanenko sowie Lori Hinnant zudem den renommierten Pulitzer-Preis in der Kategorie „Dienst an der Öffentlichkeit“ verliehen.

Tschernow ist auch Autor des Romans Time of Dreams, der 2020 bei Summit Kniha veröffentlicht wurde. Er organisiert zudem Ausstellungen und ist Kurator von Bildungsprogrammen. Er selbst unterrichtet in Dokumentarfotografie und Videografie.

Mstyslaw Tschernow ist Präsident des ukrainischen Berufsfotografenverbandes. Nachdem er Mariupol verlassen hatte, ging er nach Deutschland und berichtet auch hier über den Angriff auf sein Heimatland. Eine Auswahl seiner Arbeit stellt Tschernow Wikimedia Commons zu Verfügung.

Werke

  • Mstyslav Tschernow: Time of Dreams (Chasy Snovydin / Часи сновидінь). Summit Book Publishing House, 2020.
Commons: Mstyslaw Tschernow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 Mstyslav Chernov. In: pen.org. Abgerufen am 30. September 2023.
  2. Mstyslav Chernov. In: ukrainianphotographies.org. Abgerufen am 30. September 2023.
  3. 1 2 3 About. In: mstyslav.com. Abgerufen am 30. September 2023.
  4. 1 2 3 4 Uli Kreikebaum: »Ohne uns gäbe es keine Bilder«. In: nd-aktuell.de, 7. Juli 2022.
  5. 1 2 3 Die Brutalität des Krieges aufdecken - 20 Tage in Mariupol. In: humanrightsfilmfestivalberlin.de. Abgerufen am 30. September 2023.
  6. 1 2 Mstyslav Chernov: „Ich fühle mich schrecklich, sie alle zurückzulassen“: Die letzten beiden unabhängigen Journalisten verlassen Mariupol. In: Der Tagesspiegel, 22. März 2023.
  7. 1 2 Associated Press, for the work of Mstyslav Chernov, Evgeniy Maloletka, Vasilisa Stepanenko and Lori Hinnant. In: pulitzer.org. Abgerufen am 30. September 2023.
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