New Jersey Transit (NJ Transit) ist die landeseigene Verkehrsgesellschaft des US-Bundesstaates New Jersey. Diese betreibt Eisenbahnen im Vorortverkehr, Stadtbahnen und Omnibuslinien im gesamten Staat, mit Schwerpunkten in den Großräumen New York und Philadelphia. NJ Transit betreibt ein Netz von 760 Kilometern Länge, überwiegend auf eigenen Gleisen, mit 163 Bahnhöfen. Werktäglich werden mehr als 900.000 Fahrgäste befördert.
Die Ursprünge
Die Ursprünge von NJ Transit liegen in den 1960er Jahren, als das Verkehrsministerium des Bundesstaates (NJDOT) begann, den hochdefizitären Nahverkehr der finanziell angeschlagenen US-Eisenbahngesellschaft Central Railroad of New Jersey (CoNJ) zu subventionieren. Kurze Zeit später wurden auch die Vorortverkehre (Commuter Trains) von Erie Lackawanna (EL), Pennsylvania-Reading Seashore Lines (PRSL) und Penn Central (PC) bezuschusst.
Viele der Vorortstrecken sind bis heute elektrifiziert. Die meisten enden im Bahnhof Hoboken Terminal (gegenüber Manhattan gelegen), die elektrischen Züge des Northeast Corridor, der New Jersey Küstenstrecke und der Essex- und Morris-Linie führen überwiegend direkt bis zur Penn Station in New York.
Zeitlich parallel wurde der zum Teil private Omnibusverkehr im Bundesstaat von der Commuter Operating Authority übernommen sowie die teilweise im Tunnel verlaufende Straßenbahn Newark.
Mit der Gründung der US-Frachtbahngesellschaft Conrail 1976 wurde der Eisenbahnvorortverkehr der CoNJ, EL, PRSL und PC von dieser übernommen.
Auf dem Weg zur Eisenbahngesellschaft
Alle Nahverkehrsaufgaben wurden ab 1979 von der neu gegründeten New Jersey Transit Corporation koordiniert. 1982 wurde schließlich die heutige NJ Transit Railroad als Tochter der Corporation gegründet. Dies erfolgte im Hinblick darauf, dass das im gleichen Jahr vom US-Kongress verabschiedete Gesetz „Northeast Service Railroad Act“ der Conrail erlaubte, sich von allen Nahverkehrsdiensten zu trennen und diesen regionalen Verkehrsbehörden zu übertragen. Ab Jahresbeginn 1983 betrieb NJ Transit alle bisherigen Conrail-Regionalbahnlinien mit eigenem Personal selbst.
Dazu gehört auch der im US-Bundesstaat New York liegende Streckenteil der früheren EL, der formal von der Metro-North Railroad, einer Tochter des New Yorker Verkehrsbetriebs MTA, verwaltet, aber in deren Auftrag von NJ Transit mit Fahrzeugen der Metro North betrieben wird.
Erste Maßnahme der NJ Transit war 1984 die Umstellung der elektrischen Bahnen von 3000 Volt Gleichstrom auf 27.000 Volt Wechselstrom, ein Vorhaben, welches schon von Conrail begonnen wurde.
Erste neue Strecke von NJ Transit war die Übernahme der Strecke Atlantic City-Lindenwood von der Fernverkehrsgesellschaft Amtrak im Jahr 1989. Weitere Streckeneröffnungen gab es 1991 (New Jersey Coast Line), 1994 (Netcong – Hackettstown) und 1996 mit der Strecke aus Dover, die ebenfalls seitdem zur Penn Station führte.
Fast alle Strecken die NJ Transit befährt sind Eigentum dieser Gesellschaft. Ausnahmen sind der Nordostkorridor (Boston – New York –Philadelphia –Washington) und die Atlantic City Linie, die beide zu Amtrak gehören, die Strecken im Bundesstaat New York (zu Metro-North) ins Pascack Valley, und die Strecke nach Port Jervis (New York) die heute der Norfolk Southern-Güterbahn gehört.
In Trenton, der Hauptstadt des US-Bundesstaates New Jersey, kann zu den Nahverkehrszügen der SEPTA aus Philadelphia umgestiegen werden.
Eine erhebliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Pendlerverkehr New Yorks bedeutete 2001 die Eröffnung der neuen Frank-R-Lautenberg-Station in Secaucus, auf Fahrplänen, Netzplänen, Tickets und Beschilderung Secaucus Junction genannt. Damit kann zwischen den einzelnen Linien nach Hoboken und Manhattan freizügig umgestiegen werden.
Bahnlinien
Aktuell betreibt NJ Transit die folgenden Eisenbahnlinien:
- Atlantic-City-Linie: Philadelphia–Atlantic City
- Bergen County-Linie: Hoboken–Suffern
- Hauptlinie: Hoboken–Suffern
- Meadowlands Rail-Linie: (Hoboken–) Secaucus Junction–Meadowlands Stadium (wird nur bei Veranstaltungen im Stadion bedient)
- Montclair-Boonton-Linie: Hoboken/New York–Hackettstown (Züge von/nach NY verkehren unter dem Markennamen „Midtown Direct“)
- Morris-&-Essex-Linien, besteht aus den Linienästen:
- Morristown-Linie: Hoboken/New York–Dover (Züge von/nach NY verkehren unter dem Markennamen „Midtown Direct“)
- Gladstone-Zweig: Hoboken/New York–Gladstone (Züge von/nach NY verkehren unter dem Markennamen „Midtown Direct“):
- North Jersey Coast-Linie: New York–Bay Head
- Northeast Corridor-Linie: New York–Trenton
- Princeton-Shuttle: Princeton Junction–Princeton
- Pascack-Valley-Linie: Hoboken–Spring Valley (gemeinsam mit Metro-North Railroad)
- Port-Jervis-Linie: Suffern–Port Jervis (im Auftrag von Metro-North Railroad)
- Raritan-Valley-Linie: Newark/New York–Raritan
Neue Projekte
Ein neueres Projekt der NJ Transit war die Stadtbahn Hudson-Bergen Light Rail in Hoboken und Bergen, die in Sichtweite Manhattans zum Teil direkt am Hudson River entlang führt. Sie wurde 2000 eröffnet.
Außerdem wurde die Stadtbahn Newark um eine von der zentralen Penn Station ausgehende Strecke zum Bahnhof Newark Broad Street erweitert. Diese Verlängerung ging 2006 in Betrieb.
Zur Anbindung des Meadowlands Sports Complex wurde von NJ Transit eine etwa 3,2 Kilometer lange Stichstrecke von der Pascack Valley Line (zwischen den Bahnhöfen Secaucus Junction und Wood-Ridge) zum Bahnhof im Meadowlands Sports Complex gebaut. Diese Strecke ging am 20. Juli 2009 in Betrieb. An Spieltagen verkehren, beginnend dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn, Pendelzüge von Hoboken. Die Züge halten zusätzlich in Secaucus Junction. Zusätzlich werden auch die normalerweise im Grand Central Terminal endenden Züge der New Haven Line der MTA Metro-North Railroad verlängert. Metro-North bewirbt diese Züge unter dem Markennamen Train to the Game.
Seit 2004 verkehren zwischen der Hauptstadt Trenton und Camden die Züge der zur New Jersey Transit gehörenden River Line.
Ende der 2000er Jahre war das seit den 1990ern vorangetriebene Vorhaben zum Bau einer weiteren, zweigleisigen Tunnelröhre unter dem Hudson River zwischen Newark und Manhattan weit vorangeschritten. Dieses Access to the Region's Core (kurz ARC) genannte Projekt sollte den vorhandenen Amtrak-Tunnel entlasten. Der Baubeginn fand im Jahr 2009 statt, aber das Vorhaben wurde im Jahre 2010 dauerhaft abgebrochen. Als Begründung führte der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, an, dass New Jersey eventuell auftretende Mehrkosten alleine tragen müsse.
Amtrak legte mit dem Gateway Project einen Vorschlag für ein Nachfolgeprojekt vor, um die Kapazitätsengpässe zwischen New York und Newark zu beseitigen.
Fahrzeugpark
Für den Eisenbahnverkehr unterhält NJ Transit einen bunten und vielfältigen Fahrzeugpark. Auf den elektrifizierten Strecken kommen neben Triebwagenzügen auch lokbespannte Wendezüge zum Einsatz.
Die ersten von NJT eingesetzten elektrischen Lokomotiven waren von der PRR übernommene GG1 auf der Küstenlinie nach Long Branch sowie E 60 PH und E44 von General Electric, die mittlerweile alle ausgemustert sind. Heute werden die ALP-44 von ABB (später Bombardier Transportation, inzwischen Alstom) und die aus der deutschen Baureihe 101 entwickelten ALP-46 eingesetzt. Außerdem wurden von NJ Transit 26 neue Zweikraftlokomotiven der Baureihe ALP-45DP für den Einsatz auf elektrifizierten und nicht elektrifizierten Strecken bei Bombardier bestellt, um den Lokwechsel auf Strecken wie der nur bis Long Branch elektrifizierten North Jersey Coast Line zu vermeiden.
Auf den nichtelektrifizierten Strecken verkehren ebenfalls überwiegend Wendezüge. Sie werden mit verschiedenen Ausführungen der F40PH, die auch Amtrak jahrelang einsetzte, und unterschiedlichen Versionen von für den Reisezugdienst modifizierten Güterzuglokomotiven des Typs GP40 bespannt.
Die neueste Diesellokomotivbauart bei NJ Transit ist die PL42AC von EMD und Alstom, die in ihrem Aufbau der alten F40PH von Amtrak ähnelt.
Auf der Nord-Ost-Korridor-Strecke New York–Trenton dominieren die Arrow-III-Triebwagen von Budd und General Electric, die ab 1978 beschafft wurden. Teilweise sind auch noch Einheiten der Vorgängerbauart Arrow im Einsatz. Die Arrow-Triebwagen sollen ab 2023 durch Doppelstocktriebzüge von Bombardier ersetzt werden.
Der Reisezugwagenpark besteht heute aus Fahrzeugen des Typs „Comet“ von Pullman-Standard, Bombardier und Alstom einschließlich passender Steuerwagen, sowohl nur mit End- als auch mit zusätzlichen Mitteleinstiegen sowie Doppelstockwagen.
Auf der Strecke von Trenton nach Camden werden inzwischen Dieseltriebzüge des Typs GTW eingesetzt. Die Stadtbahnstrecken in Hoboken und Newark werden von sechsachsigen Niederflurstadtbahnwagen (ähnlich dem Kölner Typ K 4000) von Kinki Sharyo aus Japan befahren. Im Omnibussektor werden die in den USA üblichen Busse eingesetzt.
- NJ-Triebwagen 1327, Reihe Arrow III
- Winterbetrieb im Bahnhof Hoboken Terminal
Zwischenfälle
Am 29. September 2016 fuhr zur morgendlichen Hauptverkehrszeit ein aus Spring Valley kommender, aus einer Diesellokomotive und vier Comet V-Wagen bestehender Nahverkehrszug der Pascack Valley Line in Hoboken mit dem Steuerwagen voraus praktisch ungebremst in den Kopfbahnhof Hoboken Terminal ein, durchbrach den Prellbock und kam erst an einer Wand zum Stehen. Dabei stürzte ein Teil des Bahnhofsdaches ein. Eine Person starb, über 100 wurden verletzt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ NJ Transit Rail System Map. (PDF; 1,1 MB) New Jersey Transit, November 2011, abgerufen am 12. Mai 2013.
- ↑ Mike Frassinelli: All aboard: First 'one-seat ride' to NYC leaving Raritan at 8:43 a.m. on March 3. The Star-Ledger, 24. Februar 2014, abgerufen am 25. Februar 2014.
- ↑ NJ TRANSIT BOARD APPROVES PURCHASE OF NEW RAIL CARS. NJ Transit, abgerufen am 14. August 2023.