Nationalrat
Basisdaten
Sitz: Bundeshaus in Bern
Legislaturperiode: vier Jahre
Abgeordnete: 200
Aktuelle Legislaturperiode
Letzte Wahl: 20. Oktober 2019
Nächste Wahl: 22. Oktober 2023
Vorsitz: Nationalratspräsident
Martin Candinas (Die Mitte)
Erster Vizepräsident
Eric Nussbaumer (SP)
Zweite Vizepräsidentin
Maja Riniker (FDP)
Sitzverteilung:
  • SVP-Fraktion 55
  • SVP 53
  • Lega 1
  • EDU 1
  • SP-Fraktion 39
  • SP 39
  • Die Mitte-Fraktion 31
  • Die Mitte 28
  • EVP 3
  • Grüne Fraktion 30
  • Grüne 28
  • Sol 1
  • PdA 1
  • FDP-Liberale Fraktion 29
  • FDP 29
  • Grünliberale Fraktion 16
  • glp 16
  • Website
    Nationalrat auf parlament.ch
    Bundeshaus

    Der Nationalrat (abgekürzt NR; französisch Conseil national, CN; italienisch Consiglio nazionale; rätoromanisch Cussegl naziunal) ist die grosse Kammer des Parlaments der Schweizerischen Eidgenossenschaft mit 200 Mitgliedern und bildet gemeinsam mit dem Ständerat die Bundesversammlung. Sein Sitz befindet sich im Berner Bundeshaus. Präsidiert wird er 2022/23 durch Martin Candinas (Die Mitte).

    Organisation

    Mit 200 Mitgliedern bildet der Nationalrat die grosse Kammer des Parlamentssystems.

    Bei der Gründung des Bundesstaates 1848 war diese Anzahl noch nicht festgelegt, sondern ergab sich aus der Einwohnerzahl der einzelnen Kantone. Gemäss den Vorgaben der damaligen Bundesverfassung sollte ein Nationalratsmitglied 20'000 Einwohner repräsentieren. Daher verfügte der erste Nationalrat, der 1848 zusammentrat, über 111 Mitglieder.

    Mit der in der Volksabstimmung vom 4. November 1962 angenommenen Verfassungsänderung wurde die Zahl der Nationalratsmitglieder auf 200 festgelegt. Die Aufteilung auf die einzelnen Kantone erfolgt seither aufgrund der jeweiligen Volkszählungsergebnisse (inklusive Ausländer) nach dem Hare/Niemeyer-Verfahren. Eine Änderung in der Verteilung erfolgte im Jahre 2003 nach den Ergebnissen der eidgenössischen Volkszählung aus dem Jahre 2000. Auch danach erfolgten von Zeit zu Zeit Änderungen der Sitzzuteilung. Jeder Kanton hat Anspruch auf mindestens einen Nationalrat.

    KantonNational-
    räte
    Kanton Zürich Zürich 35
    Kanton Bern Bern 24
    Kanton Waadt Waadt 19
    Kanton Aargau Aargau 16
    Kanton St. Gallen St. Gallen 12
    Kanton Genf Genf 12
    Kanton Luzern Luzern 9
    Kanton Tessin Tessin 8
    Kanton Wallis Wallis 8
    Kanton Basel-Landschaft Basel-Landschaft 7
    Kanton Freiburg Freiburg 7
    Kanton Solothurn Solothurn 6
    Kanton Thurgau Thurgau 6
    KantonNational-
    räte
    Kanton Graubünden Graubünden 5
    Kanton Basel-Stadt Basel-Stadt 5
    Kanton Neuenburg Neuenburg 4
    Kanton Schwyz Schwyz 4
    Kanton Zug Zug 3
    Kanton Schaffhausen Schaffhausen 2
    Kanton Jura Jura 2
    Kanton Uri Uri 1
    Kanton Obwalden Obwalden 1
    Kanton Nidwalden Nidwalden 1
    Kanton Glarus Glarus 1
    Kanton Appenzell Ausserrhoden Appenzell Ausserrhoden 1
    Kanton Appenzell Innerrhoden Appenzell Innerrhoden 1

    Wahlverfahren

    Die Nationalräte werden alle vier Jahre für eine Legislaturperiode von vier Jahren vom Volk gewählt, die letzte Wahl fand am Sonntag, dem 20. Oktober 2019, statt.

    Wähleranteil (Parteistärke) Nationalratswahl vom 20. Okt. 2019
    Wahlbeteiligung: 45,1 %
     %
    30
    20
    10
    0
    25,6
    16,8
    15,1
    13,2
    11,4
    7,8
    2,4
    2,1
    5,5
    Gewinne und Verluste
    im Vergleich zu 2015
     %p
       8
       6
       4
       2
       0
      -2
      -4
    −3,8
    −2,0
    −1,3
    +6,1
    −0,2
    +3,3
    −1,7
    +0,2
    −0,6
    Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/TITEL zu lang

    Die Wahl erfolgt seit 1919 nach der Annahme einer entsprechenden Volksinitiative mittels Proporzwahl, wobei jeder Kanton einen Wahlkreis bildet. Jeder Wahlkreis bildet ein in sich geschlossenes Wahlgebiet. Eine Sperrklausel, wie die beispielsweise in Deutschland übliche sogenannte Fünf-Prozent-Hürde, gibt es nicht, da in der Schweiz möglichst klare Fraktionsstärken zugunsten von Regierungsbildungen nicht elementar sind. Seit 1971 können Frauen bei Nationalratswahlen wählen und gewählt werden. Wahltag ist jeweils alle vier Jahre am zweitletzten Sonntag im Oktober.

    Seit der Modernisierung der Volkszählung und der Verwendung der Verwaltungsdaten zur Erhebung der Bevölkerungszahlen (2007) basiert die Verteilung der Sitzzahlen auf die Kantone auf dem Stand der ständigen Wohnbevölkerung (inklusive nicht Stimmberechtigter) im auf die letzten Gesamterneuerungswahlen folgenden Jahr. Es gilt dabei der Grundsatz, dass jeder Kanton Anspruch auf mindestens einen Sitz hat. Die Sitze innerhalb der Kantone mit Anspruch auf mehr als einen Sitz werden nach Hare/Niemeyer verteilt. Kantone, die nur einen Vertreter in den Nationalrat entsenden können, wählen mittels Majorzwahl, wobei das relative Mehr entscheidet.

    Bei den Wahlen stellen die Parteien in den Kantonen Listen mit Kandidaten auf. Jede Liste enthält maximal so viele Kandidaten, wie dem Kanton Nationalratssitze zustehen. Jeder Stimmbürger kann somit so viele Personen wählen, wie seinem Kanton Nationalräte zustehen: ein Bewohner des Kantons Zürich also 35, ein Bewohner des Kantons Uri nur eine.

    Ausserdem kann jede Partei mit mehreren Listen pro Kanton antreten (beispielsweise Männer- und Frauen-, Jugend- und Senioren-, in grösseren Kantonen auch Stadt- und Landlisten). Ebenfalls möglich ist eine Listenverbindung zwischen mehreren verschiedenen Parteien. Dagegen hat der Bundesrat in einem Kreisschreiben vom 19. Oktober 2022 präzisiert, dass Unterlistenverbindungen (d. h. Listenverbindungen innerhalb von Listenverbindungen) zwischen verschiedenen Parteien (welche bei früheren Wahlen oft toleriert wurden) nicht gestattet sind.

    Die Stimmbürger haben die Möglichkeit, die Listen unverändert abzugeben oder sie durch Kumulieren bzw. Panaschieren zu verändern. Einerseits kann der Wähler einem einzigen Kandidaten die Stimme geben und die restlichen seiner Partei überlassen. Andererseits ist es möglich, dass der Wähler die ihm zustehenden Stimmen auf Kandidaten von mehreren Parteien verteilt. Es ist möglich, einen oder mehrere Kandidaten doppelt aufzuführen.

    Arbeiten des Nationalrats

    Die Arbeiten und Kompetenzen des Nationalrates regeln das Bundesgesetz über die Bundesversammlung (Parlamentsgesetz) sowie der fünfte Titel der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Der Nationalrat bildet mit dem Ständerat die Bundesversammlung; diese übt unter Vorbehalt der Rechte von Volk und Ständen die oberste Gewalt in der Schweiz aus. Beide Kammern werden als Räte bezeichnet. Der Nationalrat und der Ständerat tagen nicht ständig, sondern versammeln sich regelmässig zu Sessionen. In einem Jahr finden vier ordentliche Sessionen zu je drei Wochen statt, mit vier bis fünf Sitzungstagen pro Woche: die Frühjahrssession (Februar/März), die Sommersession (Juni), die Herbstsession (September/Oktober) und die Wintersession (November/Dezember). Wenn diese Sessionen zum Abbau der Geschäftslast nicht ausreichen, kann jeder Rat für sich eine Sondersession einberufen. Ein Viertel der Mitglieder eines Rates oder der Bundesrat kann die Einberufung der Räte oder der Vereinigten Bundesversammlung zu einer ausserordentlichen Session verlangen. Liste der ausserordentlichen Sessionen: siehe hier.

    Sitzverteilung

    Nach Parteien

    20152019
    ParteiSitzeWähleranteil
    in Prozent
    SitzeWähleranteil
    in Prozent
    SVP6529,45325,6
    SP4318,83916,8
    FDP3316,42915,1
    Grüne117,12813,2
    CVP2711,62511,4
    GLP74,6167,8
    BDP74,132,5
    EVP21,932,1
    EDU11,211
    Sonst.44,934,6

    In den Wahlkreisen erfolgt die Sitzzuteilung wiederum nach dem Hagenbach-Bischoff-Verfahren. Zunächst werden nicht die Stimmenanzahlen der einzelnen Listen, sondern die der Listenverbindungen berücksichtigt. Erst nach stimmenproportionaler Verteilung aller im Wahlkreis zu vergebenden Sitze auf die einzelnen Listenverbindungen werden die errungenen Sitze innerhalb der Listenverbindungen auf die einzelnen Listen wiederum nach Hagenbach-Bischoff unterverteilt.

    Gewählt sind auf den Parteilisten die Kandidaten gemäss den erhaltenen Stimmenzahlen. Nachträgliche Umreihungen durch die Parteizentralen, um als wichtig erachteten Kandidaten doch den Einzug in den Nationalrat zu sichern, sind nicht möglich. Eine Abwahl oder ein Ausschluss eines Mitglieds des Nationalrats ist nicht möglich. Auch die vorzeitige Auflösung des Nationalrates ist in der Verfassung nicht vorgesehen. Nur im Falle einer vom Volk beschlossenen Totalrevision der Bundesverfassung wird die gesamte Bundesversammlung (National- und Ständerat) aufgelöst und neu gewählt.

    1995 setzte nach einer längeren Phase der parteipolitischen Stabilität die Polarisierung im schweizerischen Parteiensystem ein. Sie brachte vor allem der SVP Stimmengewinne. Gleichzeitig verschwanden mit der Freiheitspartei oder dem Landesring verschiedene Parteien auf nationaler Ebene. Da die Parteien an den Polen gestärkt wurden, spricht man häufig auch von Polarisierung oder Bipolarisierung.

    Nach Kantonen

    Entwicklung der Sitzzahlen
    Die nachfolgende Tabelle zeigt, wie viele Sitze den Kantonen im Verlaufe der Jahre zustanden. Bis einschliesslich 2011 waren die Ergebnisse der alle zehn Jahre stattfindenden Volkszählungen massgeblich, ab 2015 werden zur Verteilung die Einwohnerregister herangezogen.

    Kanton18481851–
    1860
    1863–
    1869
    1872–
    1878
    1881–
    1887
    1890–
    1899
    1902–
    1908
    1911–
    1919
    1922–
    1928
    1931–
    1939
     Zürich12131314161722252728
     Bern20232325272729323431
     Luzern6777777899
     Uri1111111111
     Schwyz2222333333
     Obwalden1111111111
     Nidwalden1111111111
     Glarus1222222222
     Zug1111111122
     Freiburg5556666777
     Solothurn3334445677
     Basel-Stadt1122346777
     Basel-Landschaft2233333444
     Schaffhausen2222222232
     Appenzell Ausserrhoden2222333332
     Appenzell Innerrhoden1111111111
     St. Gallen88910101113151513
     Graubünden4455555666
     Aargau9101010101010121212
     Thurgau4455556776
     Tessin6666767887
     Waadt9101111121214161615
     Wallis4455556666
     Neuenburg3445556776
     Genf3344557898
    Schweiz111120128135145147167189198187
    Kanton1943–
    1947
    1951–
    1959
    1963–
    1967
    1971–
    1979
    1983–
    1987
    1991–
    1999
    2003–
    2011
    2016–
    2020
    2020–
    2024
    2024–
    2028
     Zürich31323535353434353536
     Bern33333331a292726252424
     Luzern9999910101099
     Uri1111111111
     Schwyz3333334444
     Obwalden1111111111
     Nidwalden1111111111
     Glarus2221111111
     Zug2222233333
     Freiburg7766667777
     Solothurn7777777666
     Basel-Stadt8887665554
     Basel-Landschaft4457777777
     Schaffhausen2222222222
     Appenzell Ausserrhoden2222221111
     Appenzell Innerrhoden1111111111
     St. Gallen13131312121212121212
     Graubünden6655555555
     Aargau12131314141515161616
     Thurgau6666666666
     Tessin7778888888
     Waadt16161616171718181919
     Wallis7777777888
     Neuenburg5555555444
     Genf881011111111111212
     Jura2b222222
    Schweiz194196200200200200200200200200

    a 1979 gingen zwei Sitze vom Kanton Bern an den neu gegründeten Kanton Jura
    b der Kanton Jura erhielt 1979 zwei Sitze vom Kanton Bern

    Durch einen Sitz vertretene Bevölkerung
    Durch den Verteilungsschlüssel nach ständiger Wohnbevölkerung repräsentiert ein Nationalrat im Durchschnitt 0,5 % der Wohnbevölkerung der Schweiz. Im für die Wahlen von 2015 massgeblichen Jahr 2012 betrug dieser Wert 40'195 (ständige Wohnbevölkerung 8'039'060 Personen per 31. Dezember 2012). Durch die diskrete Verteilung auf Kantone und die Klausel, dass jedem Kanton mindestens ein Sitz zusteht, variiert diese Zahl aber von Kanton zu Kanton, zwischen 15'717 (Appenzell Innerrhoden) und 53'438 (Appenzell Ausserrhoden). Mit Ausnahme der extremen Werte in Appenzell liegt die vertretene Bevölkerung pro Sitz zwischen 35'471 und 43'638 Einwohnern, d. h. von −11,8 % unter bis +8,6 % über dem Durchschnitt. Die Zahl der Wahlberechtigten pro Nationalratssitz (bei 5'124'034 Personen bei der Wahl von 2011 im Schnitt 25'620) lag bei den Wahlen 2011 (mit Ausnahme der Appenzell) zwischen 21'830 (Genf mit überdurchschnittlich hohem Ausländeranteil) und 27'459 (Bern) Personen, oder −14,8 % bis +7,2 % Abweichung vom Durchschnitt.

    Kanton 2011 Wahlen (Wohnbevölkerung Ende 2009) 2015 Wahlen (Wohnbevölkerung Ende 2012)
    SitzeWohnbevölkerungBevölkerung
    pro Sitz
    Wahlberechtigte Wahlberechtigte
    pro Sitz
    SitzeWohnbevölkerungBevölkerung
    pro Sitz
    Wahlberechtigte Wahlberechtigte
    pro Sitz
     Zürich34  1 406 08341 355877 81725 81835  1 408 57540 245907 62325 932
     Bern26  985 04637 886713 93827 45925  992 61739 705729 20329 168
     Luzern10  381 96638 197260 10126 01010  386 08238 608271 14327 114
     Uri1  35 38235 38226 11026 1101  35 69335 69326 41426 414
     Schwyz4  147 90436 97698 19324 5484  149 83037 458102 14525 536
     Obwalden1  35 87835 87825 22125 2211  36 11536 11526 24426 244
     Nidwalden1  41 31141 31130 36330 3631  41 58441 58430 81030 810
     Glarus1  39 21739 21726 07826 0781  39 36939 36926 26826 268
     Zug3  113 59737 86671 84523 9483  116 57538 85874 80324 934
     Freiburg7  284 66840 667185 48526 4987  291 39541 628196 02728 004
     Solothurn7  259 83637 119173 35624 7656  259 28343 214177 29229 549
     Basel-Stadt5  194 09038 818114 06422 8135  187 42537 485113 71722 743
     Basel-Landschaft7  277 97339 710186 80626 6877  276 53739 505187 86326 838
     Schaffhausen2  77 13938 57049 78324 8922  77 95538 97851 03625 518
     Appenzell Ausserrhoden1  53 31353 31337 67837 6781  53 43853 43838 49838 498
     Appenzell Innerrhoden1  15 78915 78911 35811 3581  15 71715 71711 56511 565
     St. Gallen12  483 10140 258311 49525 95812  487 06040 588317 96926 497
     Graubünden5  193 38838 678135 14127 0285  193 92038 784137 12627 425
     Aargau15  624 68141 645399 09226 60616  627 34039 209414 74525 922
     Thurgau6  254 52842 421160 45326 7426  256 21342 702167 72027 953
     Tessin8  336 94342 118212 10326 5138  341 65242 707218 58027 323
     Waadt18  725 94440 330410 95622 83118  734 35640 798428 56923 809
     Wallis7  317 02245 289205 91725 7398  321 73240 217216 04127 005
     Neuenburg5  173 18334 637109 92621 9854  174 55443 638111 30427 826
     Genf11  472 53042 957240 12621 83011  463 10142 100248 91522 629
     Jura2  70 54235 27150 62925 3152  70 94235 47151 93625 968
    Kanton 2019 Wahlen (Wohnbevölkerung Ende 2016)
    SitzeWohnbevölkerungBevölkerung
    pro Sitz
    Wahlberechtigte Wahlberechtigte
    pro Sitz
     Zürich35  1 487 96942 513944 76526 993
     Bern24  1 026 51342 771740 30730 846
     Luzern9  403 39744 822279 23631 026
     Uri1  36 14536 14526 78126 781
     Schwyz4  155 86338 966105 60626 401
     Obwalden1  37 37837 3782708927 089
     Nidwalden1  42 55642 55631 36731 367
     Glarus1  40 14740 14726 52026 520
     Zug3  123 94841 31677 47025 823
     Freiburg7  311 91444 559206 02529 432
     Solothurn6  269 44144 907180 74330 124
     Basel-Stadt5  193 07038 614114 13922 827
     Basel-Landschaft7  285 62440 803190 09527 156
     Schaffhausen2  80 76940 38552 37726 189
     Appenzell Ausserrhoden1  54 95454 95439 06339 063
     Appenzell Innerrhoden1  16 00316 00311 94211 942
     St. Gallen12  502 55241 879324 63627 053
     Graubünden5  197 55039 510139 75927 952
     Aargau16  663 46241 466429 51626 845
     Thurgau6  270 70945 118174 33729 056
     Tessin8  354 37544 297223 27127 909
     Waadt19  784 82241 306453 28023 857
     Wallis8  339 17642 397226 33128 291
     Neuenburg4  178 56744 642112 70428 176
     Genf12  489 52440 793268 33722 361
     Jura2  73 12236 56153 52226 761

    Kompetenzen

    Die beiden Kammern Nationalrat und Ständerat sind staatsrechtlich gesehen völlig gleichberechtigt – ein Beschluss ist nur gültig, wenn er von beiden Kammern in derselben Fassung verabschiedet wird. Alle Geschäfte werden nacheinander von beiden Räten behandelt. Die Ratsvorsitzenden legen gemeinsam fest, welcher Rat ein Geschäft zuerst behandelt («Erstrat»).

    Können sich National- und Ständerat nach der ersten Behandlung nicht auf einen gemeinsamen Text einigen, so findet ein Differenzbereinigungsverfahren statt, wobei das Geschäft zwischen beiden Räten hin- und herpendelt. Nach drei erfolglosen Durchgängen muss die Einigungskonferenz auf den Plan treten. Weitere Erläuterungen zu diesem Prozedere: Gesetzgebungsverfahren (Schweiz).

    Jeweils für ein Jahr wählt der Nationalrat den Nationalratspräsidenten, der die Sitzungen des Nationalrats und der Vereinigten Bundesversammlung leitet. Weil die Bundesversammlung «die oberste Gewalt im Bund» (Art. 148 Abs. 1 BV) ausübt, gilt er als «höchster Schweizer». Bei Anlässen im Rahmen der internationalen Beziehungen (z. B. Staatsbesuchen) nimmt aber der Bundespräsident den protokollarisch ersten Rang ein, weil gemäss Bundesverfassung der Bundesrat die Schweiz nach aussen vertritt (Art. 184 Abs. 1 BV): Protokollarische Rangordnung in der Schweiz.

    Kommissionen

    Einkommen und Entschädigungen

    Mitglieder

    Sitzungsprotokolle

    Die Wortprotokolle des Nationalrates werden im Amtlichen Bulletin der Bundesversammlung veröffentlicht. Ab 1891 wurden Plenardebatten über referendumsfähige Erlasse als «Amtliches stenographisches Bülletin» auf Papier niedergeschrieben und veröffentlicht. Ab 1960 wurden die Ratsverhandlungen auf Tonbänder aufgenommen, und Stenographen wurden durch Redaktoren ersetzt. 1963 wurden die Wortprotokolle in «Amtliches Bulletin» umbenannt. Ab den 1990er-Jahren wurden vermehrt elektronische Hilfsmittel eingesetzt. Seit 1995 werden die Protokolle im Internet und seit 1997 auf CD-ROM publiziert.

    Das Jahresabonnement der gedruckten Version des Amtlichen Bulletins mit den vier Ratssessionen wird vom Dienst für das Amtliche Bulletin der Bundesversammlung für 95 Schweizer Franken verkauft.

    Arbeitssprachen

    Die Debatten im Nationalrat werden in Deutsch, Französisch und Italienisch simultanübersetzt. Die Nationalräte können sich an ihren Plätzen bei Bedarf das Gesagte über Kopfhörer in der Übersetzung anhören. Die Dolmetscher im Nationalrat gehören zum sogenannten Sprachdienst der Parlamentsdienste der Bundesversammlung. Im Ständerat gibt es dagegen keine Übersetzung.

    Nationalratssaal

    Der Nationalratssaal dient neben der Versammlung des Nationalrats auch der Versammlung der Vereinigten Bundesversammlung. Die Ständeräte nehmen dabei ihre Plätze ein, die sich unter ihren Kantonswappen an der Rückwand des Saales befinden. Ausserhalb der Sessionen des Parlaments finden im Nationalratssaal seit 1991 auch die jährlichen Versammlungen der Eidgenössischen Jugendsession statt. Die Verwaltungsdelegation ist verantwortlich für die Nutzung des Parlamentsgebäudes, das für Veranstaltungen «von nationaler oder internationaler Bedeutung» zur Verfügung gestellt werden kann. Organisationen mit Parlamentscharakter kann erlaubt werden, eine ausserordentliche Tagung in einem Ratssaal des Bundeshauses durchzuführen. Nichtpolitischen Organisationen darf keine «prestigeträchtige» Plattform gegeben werden. 2019 fand im Saal ein Podiumsgespräch von Gesellschaftsfragen im Rahmen des Frauentages statt.

    Sitzordnung

    Nachdem die Parlamentarier des Nationalrats zunächst nach Sprachen gruppiert gesessen hatten, schlug in den 1960er-Jahren Leo Schürmann eine neue Sitzordnung vor; er wünschte zur besseren Zusammenarbeit in den Fraktionen eine andere Sitzordnung, die erst 1974 neu «nach Fraktionszugehörigkeit und Sprache» sowie «wenn möglich, nach den persönlichen Wünschen» reglementiert wurde. Erst 1995 wurde die Sitzordnung nur noch unter Berücksichtigung der Fraktion erstellt.

    Parlamentarische Gruppen

    Mitglieder der Bundesversammlung, «welche sich für einen bestimmten Sachbereich interessieren», organisieren sich in Parlamentarischen Gruppen.

    Trivia

    Zum Abschluss der Jubiläumssession – 700 Jahre Eidgenossenschaft – am 2./3. Mai 1991 wurde das Theaterstück Herkules und der Stall des Augias von Friedrich Dürrenmatt im Nationalratssaal aufgeführt.

    Commons: Nationalrat (Schweiz) – Sammlung von Bildern

    Einzelnachweise

    1. Der erste Schweizerische Nationalrat 1849/50. In: Die Schweiz. Schweizerische illustrierte Zeitschrift. 22. Jg. 1918, S. 400.
    2. Der erste Schweizerische Nationalrat 1849, 1850/51. In: Die Schweiz. Schweizerische illustrierte Zeitschrift. 22. Jg. 1918, S. 401.
    3. Volksabstimmung vom 04.11.1962. Bundeskanzlei, abgerufen am 9. November 2020.
    4. Nationalrat. Entwicklung der Parteistärken in % bei den Nationalratswahlen 1991–2019. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 21. Oktober 2019.
    5. Nationalratswahlen: Wahlbeteiligung. Bundesamt für Statistik, 29. November 2019.
    6. Bundesgesetz über die politischen Rechte, Art. 161 Verteilung der Sitze auf die Kantone in Fedlex (in Kraft seit dem 1. Januar 2008).
    7. Kreisschreiben des Bundesrates an die Kantonsregierungen über die Gesamterneuerungswahl des Nationalrates vom 22. Oktober 2023. 19. Oktober 2022, abgerufen am 11. Oktober 2023 (BBl 2022 2547, Ziff. 7.4.9).
    8. Nationalratswahlen in Basel-Stadt – Der Bundesrat ändert die Spielregeln. 5. November 2022, abgerufen am 11. Oktober 2023.
    9. Art. 148 BV in Fedlex.
    10. Art. 151 BV in Fedlex.
    11. Faktenbericht Sessionen. (PDF; 1,7 MB) Parlamentsdienste, 29. September 2022, abgerufen am 24. September 2020.
    12. Art. 2 ParlG in Fedlex.
    13. Schweizer Parlamentswahlen 2015
    14. Schweizer Parlamentswahlen 2019
    15. Parteistärken 1995 bis 2019. Bundesamt für Statistik.
    16. verschiedene Ausgaben des Bundesblattes
    17. Erich Gruner: Die Wahlen in den Schweizerischen Nationalrat 1848–1919. Band 3. Francke Verlag, Bern 1978, ISBN 3-7720-1445-3.
    18. Änderungen bei der Sitzverteilung auf die Kantone für die Nationalratswahlen 2019. Bundeskanzlei, 30. August 2017 (Medienmitteilung).
    19. Lukas Leuzinger: Bevölkerungsentwicklung. Wie sich die Gewichte im Nationalrat mittelfristig verschieben dürften. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. August 2017.
    20. Nationalratswahlen 2023: Änderung bei der Sitzverteilung auf die Kantone. Bundesverwaltung, 1. September 2021 (Medienmitteilung).
    21. Wahlbeteiligung in %. Nationalratswahlen 1971–2011 (Memento vom 16. November 2012 im Internet Archive). Bundesamt für Statistik.
    22. Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton und Bevölkerungstyp. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 19. Oktober 2015.
    23. Nationalratswahlen (Wahlberechtigte, Wählende und Typen von Wahlzetteln seit 1971). In: Bundesamt für Statistik. 13. Mai 2020, abgerufen am 27. September 2023.
    24. Struktur der ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton, 1999-2022. In: Bundesamt für Statistik. 24. August 2023, abgerufen am 27. September 2023.
    25. Nationalratswahlen: Wahlberechtigte, Wählende, Wahlbeteiligung nach Kanton. In: Bundesamt für Statistik. 29. November 2019, abgerufen am 27. September 2023.
    26. Aufgaben der Parlamentsdienste. Sprachdienst (Memento vom 23. September 2010 im Internet Archive). Bundesversammlung, abgerufen am 24. September 2010.
    27. Schweiz-Facts. Eine kleine Staats- und Landeskunde (Memento vom 21. September 2010 im Internet Archive). In: bundeshaus-radio.ch. Abgerufen am 24. September 2010.
    28. Sprachen in der Schweiz. In: SWI swissinfo.ch. 12. April 2010.
    29. Über den Köpfen der Parlamentarier. In: SWI swissinfo.ch. 26. September 2003.
    30. Christine Egerszegi-Obrist: Zulassung von Sitzungen nicht eidgenössisch-parlamentarischer Organisationen im Bundeshaus. Bundesversammlung, 14. Dezember 2000.
    31. Marina Carobbio: Einladung zum öffentlichen Podiumsgespräch im Nationalratssaal. «Berufe: Drauen können alles». Bundesversammlung.
    32. Der Bund, das Parlament und die Stühle. Schweizerisches Bundesarchiv, abgerufen am 26. März 2020.
    33. Art. 63 ParlG, Parlamentarische Gruppen in Fedlex, abgerufen am 24. Juli 2019.
    34. Rückblick auf die 43. Legislaturperiode der eidgenössischen Räte (Wintersession 1987 bis Herbstsession 1991). Dokumentationszentrale der Bundesversammlung, S. 3. (PDF; 2,6 MB)
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