Die 27. Nationalratswahl in Österreich fand am 29. September 2019 statt.
Regulär hätte die Wahl am Ende der XXVI. Legislaturperiode im Herbst 2022 stattgefunden. Jedoch kündigte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am 18. Mai 2019 nach Rücksprache mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen aufgrund der „Ibiza-Affäre“ um FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache eine vorgezogene Neuwahl an. Diese Ankündigung wurde im Juni 2019 von den Nationalratsabgeordneten umgesetzt, der Nationalrat beschloss mit Mehrheit die Selbstauflösung.
Stimmenstärkste Partei wurde erneut die ÖVP unter Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz mit 37,5 % (plus 6,0 Prozentpunkte im Vergleich zur Wahl 2017). Auf dem zweiten Platz erhielt die SPÖ mit Pamela Rendi-Wagner 21,2 % (minus 5,7 Prozentpunkte), das historisch schlechteste Ergebnis bei einer Nationalratswahl. Noch stärker verlor die FPÖ unter Norbert Hofer, die mit 16,2 % fast zehn Prozentpunkte einbüßte. Mit 13,9 % kehrten die Grünen mit dem besten Nationalratsergebnis ihrer Geschichte ins Parlament zurück. Auch NEOS schaffte mit 8,1 % einen historischen Höchststand, während JETZT mit 1,9 % unter der Vier-Prozent-Hürde blieb und aus dem Nationalrat ausschied. Mit insgesamt 1,3 % spielten die sonstigen Parteien keine nennenswerte Rolle.
Die Wahlbeteiligung sank auf 75,6 %, dem zweitniedrigsten Wert in der Zweiten Republik.
Die konstituierende Sitzung der XXVII. Gesetzgebungsperiode fand am 23. Oktober 2019 statt. Nach dem Abschluss der Regierungsbildung in Österreich 2019 bildete sich mit der Bundesregierung Kurz II die erste türkis-grüne Koalition auf der Bundesebene Österreichs.
Ausgangslage
Nationalratswahl 2017
Bei der Nationalratswahl 2017 wurde die Österreichische Volkspartei (ÖVP) mit 31,47 % der Stimmen stärkste Kraft, gefolgt von der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) mit 26,86 % und der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) mit 25,97 %. Während die SPÖ ihr Niveau von 2013 nur in etwa halten konnte, gewannen ÖVP und FPÖ deutlich an Stimmen hinzu.
Die NEOS verbesserten ihre Zustimmung leicht und kamen auf 5,30 %. Die Liste Peter Pilz zog mit 4,41 % als fünfte Partei in den Nationalrat ein, während die Grünen, von denen sich Pilz kurz vor der Wahl abgespalten hatte, den Einzug mit 3,80 % knapp verpassten. Alle anderen angetretenen Parteien spielten mit insgesamt 2,20 % der erreichten Stimmen keine Rolle.
Vorzeitiges Ende der Regierung unter Kurz
Eine Woche nach der Wahl wurde innerhalb des Wahlsiegers ÖVP der Beschluss gefasst, in Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ einzutreten. Nach knapp sechswöchigen Koalitionsverhandlungen wurde die neue Bundesregierung um Kanzler Sebastian Kurz bestehend aus einer Koalition zwischen ÖVP und FPÖ von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am 18. Dezember 2017 ernannt und angelobt.
Am 18. Mai 2019 kündigte Kurz auf Grund der „Ibiza-Affäre“ um FPÖ-Vizekanzler Strache vorgezogene Neuwahlen an.
Am 22. Mai 2019 wurden vom Bundespräsidenten gemäß Art. 70 Abs. 1 B-VG Innenminister Kickl auf Vorschlag des Bundeskanzlers aus der Regierung entlassen und die Enthebung der weiteren Regierungsmitglieder der FPÖ auf deren Wunsch hin gemäß Art. 74 Abs. 3 vorgenommen. Gleichzeitig mit diesem Formalakt wurde Bundesminister Hartwig Löger (Finanzen, ÖVP) zum Vizekanzler ernannt, wurden von Kurz vorgeschlagene Experten als Bundesminister angelobt und Bundesministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP), zusätzlich zu ihrem bisherigen Ressort, mit den Agenden Beamten und Sport (zuvor bei Vizekanzler Strache angesiedelt) betraut. Ab diesem Tag regierte Bundeskanzler Kurz mit seinem Kabinett als ÖVP-geführte Minderheitsregierung.
Übergangsregierungen
Am 27. Mai 2019 um 16:14 Uhr wurde der Regierung Kurz schließlich mit den Stimmen der Klubs von SPÖ, FPÖ und JETZT von der Mehrheit des Nationalrats das Vertrauen versagt. Tags darauf wurde vom Bundespräsidenten die gesamte Regierung Kurz des Amtes enthoben. Gleichzeitig wurde der bisherige Vizekanzler Hartwig Löger mit der Fortführung der Verwaltung und dem Vorsitz in der einstweiligen Bundesregierung Löger (ohne Kurz) betraut, anschließend die bisherigen Minister bis zur Einsetzung einer neuen Regierung mit der Fortführung der Amtsgeschäfte.
Am 3. Juni wurde die Bundesregierung Bierlein vom Bundespräsidenten angelobt. Als Beamtenregierung bzw. Übergangsregierung soll sie bis zur Angelobung einer neuen Regierung nach der vorgezogenen Nationalratswahl im Herbst 2019 die Amtsgeschäfte der Bundesministerien weiterführen.
Neuwahlbeschluss
Erst Mitte Juni 2019 beschloss der Nationalrat mit Mehrheit die für Neuwahlen notwendige Selbstauflösung. Die Bundesregierung Bierlein legte nach Rücksprache mit den Nationalratsparteien den Wahltermin auf den 29. September 2019.
Bundeswahlbehörde
Die konstituierende Sitzung der Bundeswahlbehörde für die Nationalratswahl 2019 fand am 30. Juli 2019 statt. Von den Parteien wurden 15 der 17 Beisitzer nominiert, zwei Beisitzer müssen laut Nationalratswahlordnung dem Richterstand angehörig sein. Diese sind weiterhin Gabriele Fink-Hopf, Vizepräsidentin des Oberlandesgerichts Wien und Meinrad Handstanger, Richter des Verwaltungsgerichtshofs. Vorsitzender der Bundeswahlbehörde und Bundeswahlleiter ist von Gesetzes wegen der Innenminister, in der aktuellen Übergangsregierung Bierlein ist das Wolfgang Peschorn, der seinerseits drei Stellvertreter hat. Die ÖVP entsendete Karl Nehammer, Wolfgang Gerstl, den früheren Klubdirektor Werner Zögernitz, Rechtsanwalt Karl Schön sowie Romed Perfler (Vorstandsmitglied in der Politischen Akademie). Die SPÖ nominierte Andrea Brunner, Raphael Sternfeld (Kommunikationschef der Wiener SPÖ), den stellvertretenden Klubdirektor Peter Pointner und Klubsekretärin Monika Juch. Die FPÖ ist durch Johannes Hübner, Norbert Nemeth, Bernd Saurer und Klubreferent Heimo Probst vertreten. NEOS wird durch Rechtsanwalt Karl-Arthur Arlamovsky vertreten, JETZT entsandte Susanne Giendl. Vertrauensperson der Grünen ist Bund-Länder-Koordinator Thomas Sperlich, jene der KPÖ Ingram Riss.
Kandidierende Wahlparteien und Listen
Um bei der Nationalratswahl antreten zu können, haben die wahlwerbenden Parteien entsprechend § 42 Abs. 1 NRWO „ihren Wahlvorschlag für das erste und zweite Ermittlungsverfahren (Landeswahlvorschlag) spätestens am achtundfünfzigsten Tag vor dem Wahltag bis 17 Uhr der Landeswahlbehörde vorzulegen“, das ist bis zum 2. August 2019.
Jeder Landeswahlvorschlag muss entsprechend Abs. 2 entweder „von wenigstens drei Mitgliedern des Nationalrates unterschrieben“, oder muss der jeweilige Landesvorschlag von Personen unterstützt sein, die am Stichtag (das war der 9. Juli 2019) in einer Gemeinde des Landeswahlkreises in der Wählerevidenz eingetragen und gemäß § 21 Abs. 1 wahlberechtigt sind. Die Anzahl dieser Unterstützungserklärungen richtet sich nach der Größe der neun Landeswahlkreise: In den Landeswahlkreisen Burgenland und Vorarlberg sind dies je 100, in den Landeswahlkreisen Kärnten, Salzburg und Tirol je 200, in den Landeswahlkreisen Oberösterreich und Steiermark je 400 und in den Landeswahlkreisen Niederösterreich und Wien je 500, die von den unterstützenden Personen vor ihren Hauptwohnsitzgemeinden (in Wien vor den Wahlreferaten der Magistratischen Bezirksämter) eigenhändig unterschrieben werden müssen, und die von Wahlparteien dem jeweiligen Landeswahlvorschlag anzuschließen sind.
Im Nationalrat vertretene Parteien
- Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei (ÖVP)
- Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ)
- Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ)
- NEOS – Das Neue Österreich (NEOS)
- JETZT – Liste Pilz (JETZT)
Die im Nationalrat vertretenen Parteien sicherten ihren Antritt durch drei Unterschriften von Abgeordneten. Die für die Kandidatur der Liste JETZT bei der NRW 2019 erforderlichen Unterschriften von mindestens drei Mitgliedern des Nationalrats auf den Landeslisten kommen von den beiden JETZT-Abgeordneten Peter Pilz und Daniela Holzinger-Vogtenhuber sowie von dem fraktionslosen Abgeordneten Efgani Dönmez. Die nicht mehr bei der Wahl antretenden anderen JETZT-Abgeordneten unterstützen die Liste JETZT ausdrücklich nicht mehr.
Parteien, die ausreichend Unterschriften gesammelt haben
Folgende Parteien haben die ausreichende Anzahl an Unterstützungserklärungen erreicht und konnten damit bei der Nationalratswahl gewählt werden:
- BIER: BPÖ – Bierpartei Österreich (nur in Wien)
- BZÖ: BZÖ Kärnten – Allianz der Patrioten (nur in Kärnten)
- CPÖ: Christliche Partei Österreichs (nur im Burgenland)
- GILT: Jede Stimme GILT – Bürgerparlamente & Expertenregierung (nur in Tirol und Vorarlberg)
- GRÜNE: Die Grünen – Die Grüne Alternative (in allen Bundesländern)
- KPÖ: Alternative Listen, KPÖ Plus, Linke und Unabhängige (in allen Bundesländern)
- SLP: Sozialistische LinksPartei (nur in Oberösterreich)
- WANDL: Wandel – Aufbruch in ein gemeinwohlorientiertes Morgen mit guter Arbeit, leistbarem Wohnen und radikaler Klimapolitik. Es gibt viel zu gewinnen. (in allen Bundesländern)
Spitzenkandidaten
Folgende Politiker wurden von den bundesweit antretenden Parteien als Spitzenkandidat für die Wahl aufgestellt.
Auf Listenplatz 1 der KPÖ* kandidierte der Universitätsprofessor Ivo Hajnal, Spitzenkandidat von Wandel* war Fayad Mulla.
Umfragen
Prognosen vor der Wahl
Zunächst sahen die Demoskopen nur relativ geringfügige Veränderungen, so verlor der Regierungs-Juniorpartner FPÖ tendenziell leicht an Zustimmung, während die Kanzlerpartei ÖVP leicht zulegte. Den Grünen wurde seit dem Frühjahr 2018 mit 4–5 % eine Rückkehr ins Parlament prognostiziert, der Liste Pilz ein deutlicher Nicht-Wiedereinzug in den Nationalrat.
Nach der „Ibiza-Affäre“ und den Europawahlen Ende Mai 2019 gab es wesentlichere Verschiebungen im Stimmungsbild für die Nationalratswahl. Die ÖVP vergrößerte ihren Abstand auf SPÖ und FPÖ auf rund 12–15 % und wurde mit etwa 34 % als klar stärkste Kraft gesehen. Größter Gewinner der Wahl sollten nach Ansicht der Umfrageinstitute jedoch die Grünen werden, die nach 3,8 % bei der Wahl 2017 zwischen 11 und 13 % gesehen wurden. Den NEOS wurde ebenfalls ein – wenn auch kleinerer – Zuwachs prognostiziert; die Liste PILZ hingegen sahen alle Demoskopen außerhalb des Parlaments.
Letzte Umfragen vor der Wahl
Institut | Datum | ÖVP | SPÖ | FPÖ | NEOS | JETZT | GRÜNE | Sonst. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
OGM | 23.09.2019 | 34 % | 22 % | 20 % | 8 % | 2 % | 12 % | 2 % |
Research Affairs | 22.09.2019 | 34 % | 23 % | 21 % | 8 % | 2 % | 11 % | 1 % |
Hajek | 20.09.2019 | 34 % | 22 % | 20 % | 8 % | 2 % | 13 % | 1 % |
Market | 18.09.2019 | 35 % | 23 % | 20 % | 8 % | 2 % | 11 % | 1 % |
Research Affairs | 18.09.2019 | 34 % | 23 % | 20 % | 8 % | 2 % | 12 % | 1 % |
Karmasin | 17.09.2019 | 34 % | 22 % | 20 % | 9 % | 1 % | 13 % | 1 % |
Unique Research | 13.09.2019 | 33 % | 22 % | 20 % | 8 % | 2 % | 13 % | 2 % |
OGM | 13.09.2019 | 35 % | 22 % | 20 % | 8 % | 2 % | 11 % | 2 % |
Nationalratswahl 2017 | 15.10.2017 | 31,5 % | 26,9 % | 26,0 % | 5,3 % | 4,4 % | 3,8 % | 2,2 % |
Ältere Umfragen
Jänner – September 2019 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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|
Verlauf
Ergebnisse
Nach Auszählung der Urnenstimmen am Wahltag, der auf dem Wege der Briefwahl abgegebenen Wahlkarten am 30. September und der in einem fremden Regionalwahlkreis abgegebenen Wahlkarten am 3. Oktober stand am Abend desselben Tages das vorläufige Endergebnis fest.
Partei | Ergebnisse 2019 | Ergebnisse 2017 | Differenzen | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wahlberechtigte | 6.396.812 | 6.400.993 | −4.181 | ||||||
Stimmen | % | Mand. | Stimmen | % | Mand. | Stimmen | %-Pkte | Mand. | |
Gesamt | 4.835.469 | 75,59 % | 5.120.881 | 80,00 % | −285.412 | −4,41 | |||
Ungültig | 58.223 | 1,20 % | 50.952 | 0,99 % | +7.271 | +0,21 | |||
Gültig | 4.777.246 | 98,80 % | 5.069.929 | 99,01 % | −292.683 | −0,21 | |||
Stimmen | % | Mand. | Stimmen | % | Mand. | Stimmen | %-Pkte | Mand. | |
ÖVP | 1.789.417 | 37,46 % | 71 | 1.595.526 | 31,47 % | 62 | +193.891 | +5,99 | +9 |
SPÖ | 1.011.868 | 21,18 % | 40 | 1.361.746 | 26,86 % | 52 | −349.878 | −5,68 | −12 |
FPÖ | 772.666 | 16,17 % | 31 | 1.316.442 | 25,97 % | 51 | −543.776 | −9,80 | −20 |
GRÜNE | 664.055 | 13,90 % | 26 | 192.638 | 3,80 % | 0 | +471.417 | +10,10 | +26 |
NEOS | 387.124 | 8,10 % | 15 | 268.518 | 5,30 % | 10 | +118.606 | +2,80 | +5 |
JETZT1 | 89.169 | 1,87 % | 0 | 223.544 | 4,41 % | 8 | −134.374 | −2,54 | −8 |
KPÖ | 32.736 | 0,69 % | 0 | 39.689 | 0,78 % | 0 | −6.953 | −0,09 | ±0 |
WANDL | 22.168 | 0,46 % | 0 | n.k. | n.k. | n.k. | +22.168 | +0,46 | ±0 |
BIER | 4.946 | 0,10 % | 0 | n.k. | n.k. | n.k. | +4.946 | +0,10 | ±0 |
GILT | 1.767 | 0,04 % | 0 | 48.233 | 0,95 % | 0 | −46.466 | −0,91 | ±0 |
BZÖ | 760 | 0,02 % | 0 | n.k. | n.k. | n.k. | +760 | +0,02 | ±0 |
SLP | 310 | 0,01 % | 0 | 713 | 0,01 % | 0 | −403 | −0,00 | ±0 |
CPÖ | 260 | 0,01 % | 0 | 425 | 0,01 % | 0 | −165 | −0,00 | ±0 |
WEIßE | n.k. | n.k. | n.k. | 9.167 | 0,18 % | 0 | −9.167 | −0,18 | ±0 |
FLÖ | n.k. | n.k. | n.k. | 8.889 | 0,17 % | 0 | −8.889 | −0,17 | ±0 |
NBZ | n.k. | n.k. | n.k. | 2.724 | 0,05 % | 0 | −2.724 | −0,05 | ±0 |
ODP | n.k. | n.k. | n.k. | 761 | 0,02 % | 0 | −761 | −0,02 | ±0 |
EUAUS | n.k. | n.k. | n.k. | 693 | 0,01 % | 0 | −693 | −0,01 | ±0 |
M | n.k. | n.k. | n.k. | 221 | 0,00 % | 0 | −221 | −0,00 | ±0 |
Ergebnisse nach Bundesländern
Bundesland | ÖVP | SPÖ | FPÖ | GRÜNE | NEOS | JETZT | Sonst. | Gültige
Stimmen |
Beteiligung | |||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | Zahl | % | Summe | % | |
Burgenland | 71.566 | 38,26 % | 54.965 | 29,38 % | 32.448 | 17,35 % | 15.113 | 8,08 % | 9.130 | 4,88 % | 2.351 | 1,26 % | 1.488 | 0,80 % | 187.061 | 81,44 % |
Kärnten | 108.809 | 34,90 % | 81.578 | 26,16 % | 61.674 | 19,78 % | 29.654 | 9,51 % | 21.193 | 6,80 % | 5.220 | 1,67 % | 3.684 | 1,18 % | 311.812 | 72,44 % |
Niederösterreich | 434.783 | 42,32 % | 204.679 | 19,92 % | 168.565 | 16,41 % | 112.607 | 10,96 % | 78.760 | 7,67 % | 17.751 | 1,73 % | 10.131 | 0,99 % | 1.027.276 | 80,63 % |
Oberösterreich | 310.611 | 36,75 % | 187.173 | 22,15 % | 147.873 | 17,50 % | 115.983 | 13,72 % | 61.853 | 7,32 % | 12.451 | 1,47 % | 9.152 | 1,08 % | 845.096 | 77,69 % |
Salzburg | 138.349 | 46,38 % | 48.800 | 16,36 % | 40.830 | 13,69 % | 37.624 | 12,61 % | 25.153 | 8,43 % | 4.274 | 1,43 % | 3.295 | 1,10 % | 298.325 | 76,36 % |
Steiermark | 278.228 | 38,90 % | 137.494 | 19,23 % | 131.999 | 18,46 % | 92.799 | 12,98 % | 50.754 | 7,10 % | 12.156 | 1,70 % | 11.740 | 1,64 % | 715.170 | 74,79 % |
Tirol | 177.351 | 45,81 % | 50.393 | 13,02 % | 56.867 | 14,69 % | 56.947 | 14,71 % | 34.300 | 8,86 % | 6.751 | 1,74 % | 4.550 | 1,18 % | 387.159 | 71,84 % |
Vorarlberg | 67.540 | 36,62 % | 24.232 | 13,14 % | 27.121 | 14,71 % | 33.462 | 18,14 % | 25.017 | 13,56 % | 3.921 | 2,13 % | 3.140 | 1,70 % | 184.433 | 67,71 % |
Wien | 202.180 | 24,63 % | 222.554 | 27,11 % | 105.289 | 12,82 % | 169.866 | 20,69 % | 80.964 | 9,86 % | 24.294 | 2,96 % | 15.767 | 1,92 % | 820.914 | 71,98 % |
Österreich | 1.789.417 | 37,46 % | 1.011.868 | 21,18 % | 772.666 | 16,17 % | 664.055 | 13,90 % | 387.124 | 8,10 % | 89.169 | 1,87 % | 62.947 | 1,32 % | 4.777.246 | 75,59 % |
Kartografische Darstellungen
- Stärkste Partei auf Gemeindeebene (ohne Wahlkarten)
- Stärkste Partei auf Ebene der Bezirke (mit Wahlkarten)
- Stärkste Partei auf Ebene der Regionalwahlkreise (mit Wahlkarten)
Die Kästchen zeigen im ersten Ermittlungsverfahren gewonnene Mandate (Grundmandate) an - Stärkste Partei auf Bundesländerebene (mit Wahlkarten)
Koalitionsmöglichkeiten und Konsequenzen
Parteien | Sitze |
---|---|
Absolute Mehrheit (ab 92 Sitzen) | |
ÖVP, SPÖ | 111 |
ÖVP, FPÖ | 102 |
ÖVP, Grüne | 97 |
Sitze gesamt | 183 |
Nach erfolgreicher Gesprächen zwischen der ÖVP und den Grünen wurde am 7. Jänner 2020 die Bundesregierung Kurz II angelobt.
Prozess um Wahlkampfkosten der ÖVP
In der Ausgabe 36/2019 vom 3. September 2019 berichtete die Wochenzeitung Falter, wie die ÖVP unter Kurz im Wahlkampf zur Nationalratswahl 2017 und dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch laufenden zur Wahl 2019 die erlaubten Wahlkampfkosten von 7 Millionen Euro jeweils planmäßig überschritt und diese Mehrkosten verschleierte. Basis des Artikels waren interne Unterlagen aus der ÖVP, die der Zeitung zugespielt wurden. Für den Wahlkampf 2019 wurden offiziell 6,3 Millionen veranschlagt, in einer inoffiziellen Buchhaltung rechnete man gemäß den Dokumenten hingegen mit 9 Millionen.
Seitens der ÖVP kündigte man umgehend an, den Falter auf Unterlassung zu klagen und der damalige ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer erklärte, er könne „nicht beurteilen, ob der Falter bewusst falsche Behauptungen aufgestellt hat, oder man verfälschten oder gefälschten Unterlagen aufgesessen ist“. Die ÖVP forderte, der Falter solle die Behauptungen zurücknehmen und widerrufen, man habe geplant die Wahlkampfkostengrenze zu überschreiten, habe die Öffentlichkeit darüber bewusst getäuscht und wolle die Überschreitung vor dem Rechnungshof verbergen. Nicht mehr in der Klage enthalten war der zuvor erhobene Vorwurf, die Dokumente wären falsch oder manipuliert worden.
Der Prozess begann am 22. Juni 2020 am Handelsgericht Wien. Dort legte Werner Suppan als Anwalt der ÖVP Dokumente vor, die Wahlkampfkosten von 5,6 Millionen Euro belegen und so auch dem Rechnungshof vorgelegt werden sollten. Nach zwei weiteren Verhandlungsterminen erging am 29. März 2021 das Urteil, das feststellte: „Die klagende Partei [Anm.: ÖVP] ist mit rund 55 Prozent unterlegen, hat jedoch mit 45 Prozent ihres Anspruches obsiegt“. Der Falter hat demgemäß zu widerrufen, dass die ÖVP die Wahlkampfkostenüberschreitung „vor dem Rechnungshof verbergen will“. Entgegen dem Begehren der ÖVP darf er aber weiterhin schreiben, dass „die ÖVP bewusst plane“, die gesetzliche Wahlkampfkostenobergrenze zu überschreiten, und "bewusst die Öffentlichkeit über ihre Wahlkampfausgaben täuscht", wofür gemäß Urteil „ein entsprechendes Tatsachensubstrat vorliegt“.
Die ÖVP ging gegen das Urteil in Berufung, diese wurde vom Oberlandesgericht Wien am 29. Juli 2021 abgelehnt. Diese Entscheidung beeinspruchte die ÖVP mit einer außerordentlichen Revision, diese wiederum wurde am 20. Oktober 2021 vom Obersten Gerichtshof zurückgewiesen. In seiner Begründung stellt der OGH fest, dass "maßgebliche Positionen, obwohl sie dem Wahlkampf zuzuordnen waren, nicht als Wahlkampfkosten gebucht" waren und dass die Schlussfolgerung, dass "die Manipulationen bewusst erfolgten", zulässig ist.
Siehe auch
Rechtliche Grundlagen 2019
- Bundesgesetz, mit dem die XXVI. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates vorzeitig beendet wird, BGBl. I Nr. 52/2019, ausgegeben am 14. Juni 2019, in Kraft getreten am 3. Juli 2019.
- NR: GP XXVI IA 850/A AB 630 S. 80. – Gesetzgebungsverfahren im Parlament.
- Verordnung der Bundesregierung über die Ausschreibung der Wahl zum Nationalrat, die Festsetzung des Wahltages und des Stichtages (= 9. Juli 2019), BGBl. II Nr. 183/2019, ausgegeben am 3. Juli 2019.
Literatur
- Thomas Hofer, Barbara Tóth (Hrsg.): Wahl 2019. Strategien, Schnitzel, Skandale. Ecowin, Salzburg 2019, ISBN 978-3-7110-0254-9.
Weblinks
- Nationalratswahl 2019 auf der Website des Bundesministeriums für Inneres (BMI).
- Wahlkalender für die Nationalratswahl am Sonntag, 29. September 2019 (PDF) auf der Website des BMI.
- Nationalratswahl 2019 – grafische Ergebnisdarstellung des BMI
- Analysen zur Nationalratswahl 2019 auf der Website des SORA-Instituts
- FAZ online: Wahlanalyse Österreich
Einzelnachweise
- 1 2 Nationalratswahl 2019 – Wahltag, Stichtag, Gesamtergebnis.
- ↑ Der Standard: Strache und Gudenus treten zurück, Kurz und Van der Bellen kündigen Neuwahlen an, 18. Mai 2019
- 1 2 Parlamentskorrespondenz Nr. 591 vom 27. Mai 2019: Neuwahlantrag im Parlament eingelangt
- ↑ 29. September als Wahltermin fix. Abgerufen am 3. Juli 2019.
- 1 2 BGBl. I Nr. 52/2019
- ↑ Präsidiale legt Termin für konstituierende Sitzung des neu gewählten Nationalrats für 23. Oktober fest. 27. Juni 2019, abgerufen am 6. Juli 2019.
- ↑ Aus für Regierung Kurz. In: ORF.at. 27. Mai 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ Nationalratswahl: Termin für 29. September 2019 im Ministerrat beschlossen. 3. Juli 2019, abgerufen am 23. Mai 2023.
- ↑ FPÖ entsandte Hübner erneut in Bundeswahlbehörde. In: ORF.at. 30. Juli 2019, abgerufen am 31. Juli 2019.
- ↑ Kundmachung über die Berufung der Beisitzerinnen und Beisitzer, der Ersatzbeisitzerinnen und Ersatzbeisitzer sowie der Vertrauenspersonen in die Bundeswahlbehörde. (PDF; 219 kB) Bundeswahlbehörde, BMI-WA1500/0014-III/6/2019, 30. Juli 2019, abgerufen am 31. Juli 2019.
- ↑ ORF at/Agenturen geka: „Wollen’s wissen“: JETZT tritt bei Nationalratswahl an. In: ORF.at. 13. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019.
- ↑ red, ORF.at/Agenturen: Nationalratswahl: JETZT-Abgeordnete verweigern Unterstützung. In: ORF.at. 15. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019.
- ↑ bmi.gv.at: Wahlwerbende Parteien, die einen Landeswahlvorschlag eingebracht haben. In: bmi.gv.at. 2. August 2019, abgerufen am 3. August 2019.
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