Nieder-Klingen
Gemeinde Otzberg
Koordinaten: 49° 49′ N,  53′ O
Höhe: 188 m ü. NHN
Fläche: 3,9 km²
Einwohner: 788 (31. Dez. 2019)
Bevölkerungsdichte: 202 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64853
Vorwahl: 06162
Lage von Nieder-Klingen in Otzberg

Nieder-Klingen ist ein Ortsteil der Gemeinde Otzberg im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg und hat etwa 800 Einwohner.

Geographie

Nieder-Klingen liegt am Westhang des Otzberges und wird von der Semme durchflossen.

Geschichte

Ortsgeschichte

In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung): Clingen (1307); Nydern Clingen, Nyderclingen, Nydernclingen (1357); Nydern Klingen (1444); Niddenclingen (1459) und Niederclingen (1495). Der Ortsname „Klingen“ wird auf die alte Bedeutung „Gießbach“ oder „Talschlucht“ zurückgeführt. Der Name „Klingen“ könnte aber auch ein Hinweis für die verschiedenen ausgebeuteten Erzvorkommen in unmittelbarer Nähe des Otzberges darstellen. Eines der heutigen beiden Klingen wurde bereits 1223 als „Clingen“ erwähnt. Eine Unterscheidung erfolgte 1383 für Ober-Klingen und 1357 für Nieder-Klingen.

Durch Urkunden belegt sind:
1391 bewilligt Pfalzgraf Ruprecht Dieter Gans von Otzberg ein Wittum für seine Frau auf Nieder-Klingen.
1524 gehört Nieder-Klingen zum Schloss Otzberg.

Ober- und Nieder-Klingen gehörten bis 1521 zur Zent Umstadt und wurden dann infolge des Landshuter Erbfolgekriegs dem kurpfälzischen Oberamt Otzberg zugesprochen. Das Oberamt Otzberg kam 1803 infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Mit dem Tauschvertrag zwischen der Hessen-Darmstadt und dem Herren von Löwenstein-Wertheim vom 5. Februar 1805 kam es zum Amt Habitzheim, das 1806 durch die Rheinbundakte an das Großherzogtums Hessen fiel. Die Niedere Gerichtsbarkeit blieb bis 1822 bei den Herren Löwenstein-Wertheim.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Nieder-Klingen:

»Niederklingen (L. Bez. Breuberg) reform. Filialdorf; liegt 214 St. von Breuberg und gehört dem Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Der Ort zählt 74 Häuser und 446 Einw., die bis auf 25 Luth., 15 Kath. reformirt sind. – Von Churpfalz kam Niederklingen 1802 an Hessen, welches dasselbe 1805 an Löwenstein vertauschte, bis es 1806 unter Hess. Hoheit kam.«

Nieder-Klingen ist schon immer landwirtschaftlich geprägt. Es gibt eine hohe Anzahl von Vereinen, in denen sich ein großer Teil der Bevölkerung engagiert. Die nach dem Krieg erbaute Volksschule ist heute die Kindertagesstätte der Gemeinde.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierte am 31. Dezember 1971 die Gemeinde Nieder-Klingen und fünf weitere bis dahin selbständige Gemeinden freiwillig zur neuen Gemeinde Otzberg. Für die sechs ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Lengfeld.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Nieder-Klingen lag:

Gerichte

Die zuständige Gerichtsbarkeit der ersten Instanz war:

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Nieder-Klingen 798 Einwohner. Darunter waren 27 (3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 153 Einwohner unter 18 Jahren, 342 waren zwischen 18 und 49, 171 zwischen 50 und 64 und 132 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 306 Haushalten. Davon waren 69 Singlehaushalte, 90 Paare ohne Kinder und 117 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 51 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 207 Haushaltungen leben keine Senioren.

Einwohnerentwicklung

 1633:89 Einwohner
 1829:446 Einwohner, 74 Häuser
 1867:488 Einwohner, 90 Häuser
NiederKlingen: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2019
Jahr  Einwohner
1829
 
446
1834
 
478
1840
 
492
1846
 
512
1852
 
517
1858
 
484
1864
 
509
1871
 
485
1875
 
488
1885
 
515
1895
 
492
1905
 
465
1910
 
513
1925
 
493
1939
 
483
1946
 
711
1950
 
698
1956
 
656
1961
 
635
1967
 
655
1970
 
646
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
789
2015
 
771
2019
 
794
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Zensus 2011; ab 2012: Gemeinde Otzberg

Religionszugehörigkeit

 1829:25 lutheranische (= 5,61 %), 406 reformierte (= 91,03 %) und 15 katholische (= 3,36 %) Einwohner
 1961:571 evangelische (= 89,92 %) und 59 katholisch (= 9,29 %) Einwohner

Politik

Für Nieder-Klingen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Nieder-Klingen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Der Ortsbeirat wurde zuletzt bei der Kommunalwahl in Hessen 2021 gewählt. Ortsvorsteher ist seither Jürgen Hamm, sein Stellvertreter Peter Seeger. Weiterhin sind im Ortsbeirat vertreten: Sabine Voltz (CSU) sowie Jürgen Hamm und Udo Fischer (Liste „Miteinander für Otzberg“).

Schutzgebiete

In der Gemarkung von Nieder-Klingen befinden sich die Löss-HohleVorderer Kuhgraben“ und Teile der Hohl „Verlängerung hinterer Kuhgraben“, die als geologische Naturdenkmale und Vogelschutzgehölze geschützt sind.

Regelmäßige Veranstaltungen

Commons: Nieder-Klingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  4. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Otzberg.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 Nieder-Klingen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. November 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Februar 2021.
  3. 1 2 Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Band 1. Darmstadt 1866, S. 47 §§ 14–15 (online bei Google Books).
  4. 1 2 3 Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 169 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 46, S. 1828, Punkt 1506; Abs. 9. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 238.
  7. 1 2 Hauptsatzung. (PDF; 334 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Dezember 2022.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  10. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 16 und 70, archiviert vom Original am 11. Juli 2021.
  11. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 64 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Einwohnerzahlen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Otzberg, archiviert vom Original; abgerufen im November 2019.
  13. Ortsbeirat Nieder-Klingen. In: Rats- und Bürgerinformationssystem. Gemeinde Otzberg, abgerufen im Mai 2023.
  14. Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. In: Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg, (Hrsg.) Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg - Untere Naturschutzbehörde, Darmstadt, 2016. ISBN 978-3-00-050136-4. 243 Seiten. S. 105–110.
  15. Darmstädter Echo, Mittwoch, 4. Juli 2018, S. 22.
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