Nigerianisches Pidgin ist eine in Nigeria gesprochene, überwiegend auf dem Englischen basierende Pidgin- und Kreolsprache sowie Lingua franca.

Pidgin entwickelte sich in Nigeria zunächst im Nigerdelta. Die Region sowie das ganze Land hatten schon lange vor der Ankunft europäischer Händler eine multilinguale Tradition, da Handel, Reisen, Heiraten zwischen Angehörigen verschiedener Stämme und gemeinsames Stadtleben zu einem engen Netzwerk unterschiedlicher Sprachgemeinschaften geführt hatten.

Auf welche Weise genau das Nigerianische Pidgin entstand, ist nicht völlig geklärt. Möglich ist die Existenz pidginisierter Varianten nigerianischer Sprachen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Dabei ist die Entstehung des Nigerianischen Pidgin aus einer dieser pidginisierten nigerianischen Sprachen wahrscheinlich. Pidgin in Nigeria könnte aber auch parallel zu den indigenen Sprachen wie Igbo existiert haben. Eine weitere Möglichkeit ist der Einfluss von kriosprachigen Missionaren aus Sierra Leone. Das überwiegend englischbasierte Lexikon ist vermutlich auf die Wichtigkeit des Handels mit den Europäern, die kaum geneigt waren, die ortsansässigen Sprachen zu lernen, zurückzuführen, sowie auf die Kolonialherrschaft Englands über Nigeria. Pidgin wurde aber außer bei der Kommunikation mit europäischen Händlern oder mit Missionaren vor allem von Nigerianern untereinander verwendet, weshalb sich die Genese dieser Sprache derzeit nicht vollständig erklären lässt.

Heute ist das Nigerianische Pidgin ein wichtiges Bindeglied zwischen englischbasierten Pidgin- und Kreolsprachen am Atlantischen Ozean. 1996 schätzte man, dass es außer den 40 Millionen Menschen, die die Sprache als Zweitsprache erworben haben, bereits über eine Million Muttersprachler gebe. Ebenfalls von Bedeutung ist, dass die linguistische Situation in Nigeria mit seinen etwa 400 Sprachen äußerst komplex ist. Außer Englisch, das offizielle Landessprache ist, sind Hausa, Igbo und Yoruba wichtige halboffizielle Sprachen und dienen wie Pidgin als Lingua franca. Das Nigerianische Pidgin hat den Vorteil, ethnische Grenzen zu überschreiten und somit die gesamte Bevölkerung des Landes integrieren zu können.

Inzwischen wird Pidgin bei den nigerianischen Studierenden außerhalb Nigerias, vor allem in England, als witzige und vielleicht auch identitätsstiftende Sprache untereinander und für ihre Foren im Internet verwendet.

Literatur

  • Nicolas G. Faraclas: Nigerian Pidgin. Routledge, London 1996.
  • Francis O. Egbokhare: The Story of a Language. Nigerian Pidgin in Spatiotemporal, Social and Linguistic Context. In: Peter Lucko, Lothar Peter, Hans-G. Wolǎf (Hrsg.): Studies in African Varieties of English. Peter Lang, Frankfurt am Main 2003, S. 21–40.
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