Nimarata Nikki Haley (* 20. Januar 1972 in Bamberg, South Carolina, als Nimarata Nikki Randhawa) ist eine US-amerikanische Politikerin der Republikanischen Partei. Von 2011 bis 2017 war sie als erste Frau Gouverneurin South Carolinas und die zweite Gouverneurin in den Vereinigten Staaten mit indischer Familienbiografie. Ab Januar 2017 war sie unter Präsident Donald Trump US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen. Ende 2018 trat sie von diesem Amt zurück. Sie gehört seit Februar 2023 zum Kandidatenkreis der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024.
Herkunft und Familie
Haley wurde als Kind indischer Einwanderer geboren. Ihre Eltern Ajit Singh Randhawa und Raj Kaur Randhawa gehören der Glaubensgemeinschaft der Sikhs an. Sie stammen aus dem indischen Distrikt Amritsar und emigrierten 1969 zunächst nach Kanada, wo der Vater in Vancouver eine Professur für Biologie an der University of British Columbia erhielt. Später wanderten sie in die Vereinigten Staaten aus und waren die ersten indischen Einwanderer in ihrem neuen Heimatort Bamberg. Der Vater nahm dort eine Professorenstelle am Voorhees College in Denmark, South Carolina, an. Ihre Mutter gründete 1976 das Bekleidungsgeschäft Exotica International Gift Shop.
Sie half ihrer Mutter in deren Geschäft, mit 13 Jahren begann sie sich um die Buchhaltung zu kümmern. Nach dem Schulabschluss an den Orangeburg Preparatory Schools studierte sie Buchhaltung an der Clemson University und arbeitete danach in einem Unternehmen in North Carolina, bevor sie als Finanzvorstand in das Unternehmen ihrer Mutter zurückkehrte. Sie baute mit ihrer Mutter das Geschäft zu einem Unternehmen mit Millionenumsätzen aus.
Im September 1996 heiratete sie Michael Haley, einen Offizier der Army National Guard, nach dem Ritus der Sikhs und der Methodisten. Haley ist heute Mitglied der Mt. Horeb United Methodist Church. Sie hat zwei Kinder.
Politische Laufbahn
Haley wurde 2004 in das Repräsentantenhaus von South Carolina gewählt. Hierbei setzte sie sich gegen den ebenfalls der Republikanischen Partei angehörenden Larry Koon durch. 2006 wurde sie wiedergewählt.
Vor der Gouverneurswahl 2010 setzte sie sich in der parteiinternen Vorwahl 2009 gegen drei prominente Republikaner durch. Ihr größter Spender ist der Geschäftsmann Shalabh Kumar. Sie war eine der Kandidatinnen, die Sarah Palin unterstützte; Haley wurde zu den Mama Grizzlys gerechnet und stand der Tea-Party-Bewegung nahe.
Im Wahlkampf hatte sie mit der Behauptung zu kämpfen, sie sei keine richtige Christin, da sie im Glauben der Sikhs erzogen worden sei. 2010 wurde sie vom Republikaner John M. „Jake“ Knotts, Jr., damals Abgeordneter im Repräsentantenhaus von South Carolina, als Raghead beschimpft. Dieser Ausdruck ist eine rassistisch denotierte, abwertende Bezeichnung für Menschen, die traditionelle Kopfbedeckungen wie Turban oder Kufiya tragen. Diese Äußerung wurde von Haleys Wahlkampfmanager und von Mitgliedern der Republikanischen Partei scharf kritisiert. Haley gewann die Hauptwahl gegen den Demokraten Vincent Shaheen, den bisherigen Staatssenator, mit 51,4 zu 46,9 Prozent.
Am 4. November 2014 wurde Haley in eine zweite Amtszeit als Gouverneurin gewählt.
In der Vorwahl zur Präsidentschaftswahl 2016 sprach sich Haley für Marco Rubio aus. Als Rubio sich aus dem Rennen um die Nominierung zurückzog, sprach sie sich für Ted Cruz aus. Sie war im Gespräch für verschiedene Ämter im Kabinett Trump, das der gewählte US-Präsident Donald Trump im November 2016 zusammenstellte, darunter als mögliche Außenministerin.
Der gewählte Präsident Trump nominierte Haley im November 2016 zur Botschafterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen; ihre Vorgängerin war Samantha Power. Der Senat bestätigte die Ernennung am 24. Januar 2017. Danach reichte sie ihren Rücktritt als Gouverneurin ein. Die Nachfolge trat Vizegouverneur Henry McMaster an.
Als UN-Botschafterin der Vereinigten Staaten nahm Haley eine herausragende Rolle in der Außenpolitik der Regierung Trump ein. Die Zeitung Politico hielt sie während des ersten Jahres für präsenter als den Außenminister Rex Tillerson und bezeichnete sie als De-facto-Außenministerin nach dessen Entlassung im März 2018, bevor dessen designierter Nachfolger Mike Pompeo vom Senat bestätigt wurde. Dabei formulierte sie eigenständige Positionen, die im Weißen Haus zuweilen auf Widerstand trafen, etwa, als sie Anfang 2017 die russische Einflussnahme auf den US-Wahlkampf 2016 als kriegerischen Akt bezeichnete oder als sie im Herbst 2017 im Zuge der #MeToo-Debatte forderte, die Frauen, die Präsident Trump sexueller Übergriffe bezichtigten, sollten gehört werden. Im April 2018 vertrat sie eine harte Linie bei Sanktionen gegenüber Russland, die Trump später zurücknahm und erklären ließ, Haley habe etwas missverstanden. Sie wehrte sich als erstes Kabinettsmitglied öffentlich gegen eine derartige Charakterisierung, was Politico als „rote Linie“ bezeichnete, die Haley dem Präsidenten gesetzt habe, der immer wieder Mitarbeiter öffentlich bloßstellte. Am 9. Oktober 2018 kündigte sie überraschend ihren Rücktritt zum Ende des Jahres an.
Am 14. Februar 2023 gab Haley ihre Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 bekannt. Umfragen im Februar 2023 ließen ihre Chancen gegen Donald Trump oder den wahrscheinlichen Mitbewerber Ron DeSantis in den Primarys als gering erscheinen. Allerdings konnte ihre Kandidatur genug Anhänger von DeSantis abziehen, um Trump einen Vorteil zu verschaffen. Bei einer Ende August 2023 durchgeführten Umfrage des Senders CNN wurden ihr von allen Kandidaten der Republikanischen Partei die besten Chancen eingeräumt, den Präsidentschaftswahlkampf gegen Amtsinhaber Joe Biden zu gewinnen.
Politische Positionen
Nach dem Anschlag in Charleston in South Carolina am 17. Juni 2015, bei dem der 21-jährige Dylann Roof neun schwarze Mitglieder der Emanuel African Methodist Episcopal Church erschoss, sprach sich Haley dafür aus, die Flagge der Konföderierten Staaten von Amerika – die heute als Symbol der früher Sklaverei befürwortenden Südstaaten umstritten ist – auf staatlichem Gelände nicht zu verwenden.
Anfang Februar 2017 trat Haley erstmals im UN-Sicherheitsrat auf. Sie kritisierte die russische Vorgehensweise in der Ukraine als „aggressiv“; zur Annexion der Krim sagte sie, die US-Sanktionen gegen Russland würden bestehen bleiben, „bis Russland die Kontrolle über die Halbinsel an die Ukraine zurückgegeben hat“.
Haley hat sich gegen uneingeschränkte Schwangerschaftsabbrüche und die von der Regierung Obama durchgeführte Krankenversicherungsreform Obamacare ausgesprochen. Sie tritt für eine weite Auslegung des 2. Zusatzartikels zur Verfassung ein, der es der US-Regierung verbietet, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken.
Einige Tage nach ihrer Rücktrittsankündigung als UN-Botschafterin widersprach sie einer Formulierung Trumps, der im Wahlkampf vor den Halbzeitwahlen 2018 Demokraten unterstellt hatte, sie seien „evil“ („böse“), „crime-loving“ („kriminalitätsfreundlich“) und „unwilling to defend the nation“ („an der Landesverteidigung nicht interessiert“). Ansonsten hielt Haley sich mit öffentlicher Kritik oft zurück.
Laufbahn in der Privatwirtschaft
Haley wurde am 29. April 2019 zum Mitglied des Aufsichtsrates (Board of Directors) von Boeing gewählt.
Auszeichnungen
- 2015: Ehrendoktorwürde der University of South Carolina
- 2018: Ehrendoktorwürde der Clemson University
- 2019 Theodor-Herzl-Preis des Jüdischen Weltkongresses (WJC)
Weblinks
- Webpräsenz von Nikki Haley (englisch)
- Nikki Haley in der Datenbank der National Governors Association (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Shaila Dewan, Robbie Brown: All Her Life, Nikki Haley Was the Different One. In: The New York Times. 13. Juni 2010, abgerufen am 25. Dezember 2017.
- ↑ Q & A: Nikki Haley on Faith, the ‘War on Women,’ and Why She Would Say No to VP. In: ChristianityToday.com. Abgerufen am 25. Dezember 2017.
- ↑ Meet Nikki Haley. In: Nikkihaley.com. Archiviert vom am 24. Oktober 2012; abgerufen am 23. November 2016.
- ↑ Home. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Governor.sc.gov. Archiviert vom am 21. Juli 2011; abgerufen am 25. Juli 2011.
- ↑ Republicans tap Haley for gov, make history. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The State. 22. Juni 2010, archiviert vom am 26. Juni 2010; abgerufen am 25. Juli 2011.
- ↑ Dietmar Ostermann: Pitbull mit Lippenstift. In: Frankfurter Rundschau. 26. Oktober 2010, abgerufen am 27. Oktober 2010.
- ↑ Nikki Haley bests Vincent Sheheen for South Carolina governor. In: Los Angeles Times, 2. November 2010 (englisch).
- ↑ Haley, Nikki. In: Our Campaigns. (englisch).
- ↑ Alex Isenstadt, Mike Zapler: South Carolina Gov. Nikki Haley endorses Marco Rubio. In: The Washington Examiner. 17. Februar 2016, abgerufen am 25. Dezember 2017 (englisch).
- ↑ Patrick Svitek: Cruz Wins Support of Former Rubio Backers in Texas. In: Texas Tribune, 16. März 2016 (englisch).
- ↑ South Carolina Governor Nikki Haley under consideration for US Secretary of State post. Abgerufen am 2. Februar 2023.
- ↑ Veit Medick: Nikki Haley: Donald Trump macht Gouverneurin zur Uno-Botschafterin. In: Der Spiegel. 23. November 2016, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
- ↑ Michael K. Lavers: Senate committee approves Nikki Haley nomination. In: Washington Blade, 24. Januar 2017 (englisch).
- ↑ Eliana Johnson, Burgess Everett: Haley sets a red line for Trump. In: Politico, 18. April 2018 (englisch).
- ↑ Marc Pitzke: Trump verliert seine beste Frau. In: Spiegel Online, 9. Oktober 2018.
- ↑ Maggie Haberman, Mark Landler, Edward Wong: Nikki Haley Resigns as U.S. Ambassador to the United Nations. In: The New York Times, 9. Oktober 2018 (englisch).
- ↑ Trip Gabriel: Nikki Haley Is Running for President, the First G.O.P. Rival to Take On Trump. In: The New York Times. 14. Februar 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 14. Februar 2023]).
- ↑ Jared Gans, Haley pulls support from DeSantis in 2024 GOP primary poll, The Hill vom 8. Februar 2023.
- ↑ Umfrage in den USA: Haley statt Trump – Republikanerin wird für Biden zur größten Gefahr. 8. September 2023, abgerufen am 8. September 2023.
- ↑ South Carolina: Gouverneurin will Konföderiertenflagge verbannen. In: Der Spiegel. 22. Juni 2015, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
- ↑ USA verurteilen »aggressives« Vorgehen Russland an der Grenze zur Ukraine. In: Der Spiegel. 2. April 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
- ↑ Russland-Politik: Donald Trump fordert Rückgabe der Krim an die Ukraine. In: Der Spiegel. 14. Februar 2017, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Februar 2023]).
- ↑ Nikki Haley. In: On the Issues (englisch).
- ↑ politico.com 19. Oktober 2018: Haley breaks with Trump: 'In America, our political opponents are not evil' .
- ↑ „She maintained a direct line to Trump, keeping private her candid criticisms of him, while publicly striking an air of detached deference.“ (Tim Alberta)
- ↑ Haley, Scott, Staley to deliver UofSC commencement addresses, 8. April 2015, Pressemitteilung der University of South Carolina.
- ↑ Clemson Awards 1,800 Degrees, Honorary Doctorate to U.N. Ambassador Nikki Haley. Abgerufen am 2. Februar 2023 (englisch).
- ↑ Nikki Haley mit Herzl-Preis ausgezeichnet. Israelnetz.de, 8. November 2019, abgerufen am 10. November 2019.