Niko Pirosmani, geboren als Nikolos Pirosmanaschwili (georgisch ნიკო ფიროსმანი; gebürtig georgisch ნიკოლოზ ასლანის ძე ფიროსმანაშვილი/Nikolos Aslanis dse Pirosmanaschwili, * 1862 in Mirsaani, Gouvernement Tiflis, heute Georgien; † 9. April 1918 in Tiflis), war ein georgischer Kunstmaler. Der Autodidakt malte Szenen aus dem georgischen Volksleben. Erst nach seinem Tode fand seine naive Kunst internationale Anerkennung.

Leben

Pirosmanis genaues Geburtsdatum ist unbekannt. Er war das jüngste von drei Kindern einer kachetischen Bauernfamilie. Die Familie besaß einen kleinen Weinberg, einige Kühe und Ochsen. Nach dem Tod des Vaters 1870 und bald darauf auch seiner Mutter brachte ihn seine Schwester nach Tiflis. 1872 trat er als Haushaltshilfe in die Dienste begüterter Familien, lernte georgisch und russisch lesen und schreiben, brachte sich selbst das Malen bei.

1890 arbeitete er als Schaffner bei der Transkaukasischen Eisenbahn, drei Jahre später eröffnete er mit einem Partner ein Milchgeschäft in Tiflis.

Etwa 1901 verließ er die Firma, lebte obdachlos im Bahnhofsviertel von Tiflis. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit dem Malen von Kneipenschildern und Gelegenheitsarbeiten. Er tauschte seine Gemälde in den Kaschemmen gegen Essen, Trinken oder einen warmen Platz zum Übernachten ein.

Pirosmani starb am 9. April 1918 an Unterernährung und Leberversagen. Zuvor hatte er drei Tage lang krank und hilflos in einem Keller gelegen. Er wurde auf dem St.-Nino-Friedhof begraben. Die genaue Lage des Grabs ist mangels Registrierung unbekannt.

Leistungen

Pirosmani malte in naiver Manier Menschen vom Lande bei der Arbeit, beim Feiern, bei der Jagd und mit ihren Kindern. Es entstanden Porträts von historischen Persönlichkeiten, Prostituierten, Stillleben, Gemälde von georgischen Landschaften und Tieren. Farben und Tiere drückten für ihn Stimmungen und Tugenden aus. Je nach finanzieller Lage malte er in Öl auf Leinwand, Karton oder Eisenplatten. Eines der bekanntesten Bilder ist Die Schauspielerin Margerita. Es galt der französischen Sängerin Margot de Sèvres, die Pirosmani liebte und mit Blumen überhäufte.

1912 wurde er von den russischen Futuristen Kyrill und Ilja Zdanevič sowie Michail Le-Dantju entdeckt. Auf einer Ausstellung naiver Malerei in Moskau im Januar 1913 wurden vier seiner Gemälde erstmals öffentlich vorgestellt. Die georgische Tageszeitung Temi berichtete über ihn.

1916 wurde er auf Betreiben des Kunstsammlers Dito Schewardnadse zur Gesellschaft der Bildenden Künste in Tiflis eingeladen. Im gleichen Jahr organisierten die Brüder Kyrill und Ilya Zdanevič im Hause ihrer Eltern in Tiflis eine Gesamtschau der Werke Pirosmanis.

Postume Würdigung

Ihren internationalen Durchbruch erfuhr die Kunst Pirosmanis erst nach dessen Tode. Kunsthistorikern gilt er neben dem französischen Maler Henri Rousseau heute als wichtigster Exponent der naiven Malerei. 1972 zeichnete Pablo Picasso ein Porträt seines georgischen Kollegen für eine Buchveröffentlichung. Die UNESCO entschied, 1996 zum Jahr Pirosmanis zu erklären.

Die Mehrzahl seiner Bilder hängt in der Georgischen Nationalgalerie in Tiflis (Shota Rustaveli Gamsiri 11). Darunter die Gemälde Zecherei, Die Schauspielerin Margerita, Die Giraffe sowie Kinderloser Reicher und kinderreicher Armer. Weitere Arbeiten finden sich in u. a. in Batumi, Sankt Petersburg und Moskau.

Die Stadt Tiflis hat ihm 1975 in einer Grünanlage an der Gorgassalistraße ein Denkmal errichtet.

1988 fand eine Ausstellung seiner Werke im Berliner „Kunstforum der Grundkreditbank“ statt, die von den Berliner Festspielen in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Kunstmuseum Georgiens organisiert wurde.

Das Stuttgarter Theater am Faden hat Pirosmani 2009 ein Theaterstück mit Figuren aus seinen Bildern gewidmet.

Niko Pirosmanis Porträt ist auf der Vorderseite der aktuellen georgischen 1-Lari-Banknote abgebildet; die Rückseite ziert ein von ihm 1913 gemalter Hirsch.

Literatur

  • Alfred Nützmann: Niko Pirosmani. Henschelverlag, Berlin 1975
  • Giorgi Kakabadse: Der Mythos Niko Pirosmani. Auf den Spuren eines kuriosen Künstlerlebens im Georgien der Jahrhundertwende. Reichert, Wiesbaden 2021, ISBN 978-3-95490-499-0
  • Erast Kusnezow: Niko Pirosmani: 1862-1918. Aurora-Kunstverlag, Leningrad 1983
  • Bice Curiger (Hrsg.): Zeichen und Wunder. Niko Pirosmani (1862-1918) und die Kunst der Gegenwart. Cantz, Küsnacht/Ostfildern 1995, ISBN 3-89322-710-5
  • Christiane Bauermeister, Ulrich Eckhardt: Niko Pirosmani: Der georgische Maler 1862-1918. Argon, Berlin 1988, ISBN 3-87024-140-3
  • Pirosmani 1862 –1818. Musée des Beaux-Arts de Nantes, Edition MeMo, Nantes 1999, ISBN 2-910391-19-1

Filme

Commons: Niko Pirosmani – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Permanent Exhibition at the National Gallery, zuletzt abgerufen 12. September 2018.
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