Niloufar Ardalan
Personalia
Geburtstag 16. Mai 1984
Geburtsort Iran
Position Mittelfeld (links)
Frauen
Jahre Station Spiele (Tore)1
Zob Ahan Banovan
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)2
Iran 21 (13)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

2 Stand: 2015

Niloufar Ardalan (anhören; * 16. Mai 1984; نیلوفر اردلان; auch Niloofar Ardallani) ist eine iranische Fußball- und Futsalspielerin.

Leben und sportliche Karriere

Ardalan spielte Fußball im iranischen Verein Zob Ahan Banovan und war Kapitänin des iranischen Nationalteams. Sie gilt seit Jahren als eine der besten iranischen Fußballspielerinnen; ihr Spitzname lautet Lady Goal. 2003 war sie Mitglied des Nationalteams, das das erste offizielle Futsalspiel einer iranischen Frauen-Nationalmannschaft bestritt. Drei Jahre später gehörte sie zu der Mannschaft, die in Teheran gegen eine Frauenmannschaft des türkischen Fußballvereins BSV Al-Dersimspor aus Berlin-Kreuzberg spielte. Ein geplantes Rückspiel in Berlin wurde kurzfristig von iranischer Seite abgesagt. Über diese Begegnung wurde der Dokumentarfilm Football Under Cover gedreht.

Streit um iranisches Passgesetz

2015 war die 30-jährige Ardalan für das iranische Futsal-Team zur Teilnahme an der ersten Meisterschaft für Frauen der Asian Football Confederation (AFC Women’s Futsal Championship) vom 21. bis 26. September im malaysischen Nilai nominiert. Sie konnte jedoch nicht daran teilnehmen, weil ihr Ehemann, der bekannte Sportkommentator Mehdi Toutounchi, der eigentlich als Befürworter von Frauenfußball gilt, ihre Ausreise verhinderte. Er begründete das mit der Einschulung des jüngsten Sohnes am 23. September, bei der sie teilzunehmen habe.

In einem Interview gab Niloufar Ardalan an, dass ihr Pass abgelaufen sei und ihr Mann sich geweigert habe, diesen verlängern zu lassen. Nach Artikel 18 des iranischen Passgesetzes ist dieses Einverständnis des Ehemannes notwendig. Sie habe intensiv trainiert und sich auf diese Meisterschaft vorbereitet. Auf Instagram wünschte sie sich eine Ausnahmeregelung für Sportlerinnen und bezeichnet sich als Soldatin und Flaggenträgerin ihres Landes.

Das Ausreiseverbot für Niloufar Ardalan wurde unter anderem mit einer Kampagne der Online-Bewegung My Stealthy Freedom beantwortet, die durch die heute in London lebende Journalistin Masih Alinejad im Mai 2014 ins Leben gerufen wurde. Unter dem Slogan „Jetzt sind die Männer an der Reihe“ posteten einige wenige iranische Männer auf Facebook und unter dem Hashtag #itsmensturn in den sozialen Medien im Iran und sprachen sich für eine Änderung des Passgesetzes aus. Frauen nutzten den Hashtag #WeAreAllNiloufarArdalan. Andere Iraner sahen das Thema als reine Privatsache an: Wenn sie sich mehr um ihre Familie kümmern würde als um Fußball, wäre das nie ein Thema geworden, die Kampagne stieß im Iran auf wenig Widerhall. Nachdem zivilgesellschaftliche Proteste nach den iranischen Präsidentschaftswahlen 2009 eingedämmt und niedergeschlagen wurden, herrscht eher Stillstand. Frauenrechte im Iran sind nach wie vor vielfältig eingeschränkt, der Iran gehört zu den wenigen Ländern weltweit, die die UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau nicht unterzeichnet haben.

Im November 2015 konnte Ardalan zur Teilnahme am Futsal-Weltcup nach Guatemala ausreisen, nachdem sie ein Gericht angerufen hatte und ihr die Behörden gegen den Willen ihres Mannes ein Einmal-Ausreisevisum ausgestellt hatten.

Nachdem der Ehemann der paralympischen Bogenschützin Zahra Nemati versuchte hatte, deren Ausreise zu einem sportlichen Wettbewerb zu verhindern, wurde im Iran ein neues Passgesetz verabschiedet. Danach entscheiden anstelle des Ehemanns nun die Behörden über die Ausreise von Frauen, die an Sportwettbewerben, akademischen und kulturellen Konferenzen und Festivals teilnehmen wollen, auf die Pilgerfahrt nach Mekka gehen wollen oder eine medizinische Behandlung im Ausland benötigen.

Film

Im September 2018 kam der Film Araghe Sard (Die Erlaubnis, englischer Titel Cold Sweat) von Soheil Beiraghi heraus, der auf der Geschichte rund um die Ausreise von Niloufar Ardalan basiert. Die Hauptdarstellerin Baran Kosari nahm für die Darstellung der Hauptrolle 20 Kilogramm ab und trainierte Futsal, Amir Jadidi verkörperte ihren Ehemann. In Iran war der Film kaum zu sehen war, da er von der wichtigsten Kinokette Hozeh Honari boykottiert wurde. Im November 2018 kam er unter dem Titel La Permission in Frankreich in die Kinos. Der Verband der iranischen Filmemacher protestierte öffentlich gegen den „illegalen Boykott“ durch die Kinokette, die einer vom Staat unterstützten islamischen Propaganda-Organisation nahesteht. Als der Film im Februar 2018 erstmals auf dem Internationalen Fajr-Filmfestival gezeigt werden sollte – wo er auch zwei Auszeichnungen gewann –, versuchte der Ehemann von Niloufar Ardalan, Mehdi Toutounchi, dies per Verfügung zu verhindern, zog aber später seinen diesbezüglichen Antrag zurück.

Ehrungen

2015 wurde Niloufar Ardalan von der British Broadcasting Corporation auf der Liste der 100 wichtigsten Frauen des Jahres gelistet.

Einzelnachweise

  1. نیلوفر اردلان (dt. Profil von Lily Ardalan). Fußballverband der Iranischen Republik Iran, abgerufen am 3. Dezember 2015.
  2. SportsHub : How atrocious: Iranian footy player to miss AFCWF as husband refrains.... (Nicht mehr online verfügbar.) In: sportshubfeeds.sportsblog.com. 18. September 2015, archiviert vom Original am 8. Dezember 2015; abgerufen am 30. November 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. 1 2 3 4 Yalda Zarbakhch: „Jetzt sind die Männer an der Reihe“. In: Qantara.de. Abgerufen am 30. November 2015.
  4. Futsal Planet. (Nicht mehr online verfügbar.) In: futsalplanet.com. 28. Februar 2005, archiviert vom Original am 8. Dezember 2015; abgerufen am 3. Dezember 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Swantje Karich: Neunzig Minuten Freiheit. In: FAZ.net. 4. Mai 2006, abgerufen am 30. November 2015.
  6. Iran’s big woman problem: All of the things Iranian women aren’t allowed to do. In: telegraph.co.uk. 21. September 2015, abgerufen am 30. November 2015 (englisch).
  7. Anne Haeming: Frauenfußball: Iran sagt Spiel gegen Berliner Mannschaft in letzter Minute ab. In: Spiegel Online. 31. Mai 2007, abgerufen am 30. November 2015.
  8. Iranian Female Soccer Star Faces Husband-Imposed Travel Ban - PersianLeague.com. In: persianleague.com. Abgerufen am 30. November 2015 (englisch).
  9. Jon Gambrell, The Associated Press: Niloufar Ardalan, captain of Iranian women’s soccer team, to miss Asian Cup after her husband takes away her passport. In: news.nationalpost.com. 16. September 2015, abgerufen am 30. November 2015 (englisch).
  10. 1 2 Heather Saul: Niloufar Ardalan: Women launch hashtag in solidarity with Iranian. In: Independent. 18. September 2015, abgerufen am 30. November 2015 (englisch).
  11. Iran: Footballer calls for easing of women's travel laws - BBC News. In: BBC News. Abgerufen am 21. Dezember 2015 (britisches Englisch).
  12. Female footballer leaves Iran, after court overrules her husband’s ban. In: Straits Times. 24. November 2015, abgerufen am 30. November 2015 (englisch).
  13. Iran: Nationalspielerin bekommt Sondergenehmigung zur Ausreise. In: iranjournal.org. 24. November 2015, abgerufen am 30. November 2015.
  14. Majlis mulling to ease passport rules for women. In: Tehran Times. 29. Juli 2017, abgerufen am 29. Juli 2017 (englisch).
  15. 1 2 Iranian drama ‘Cold Sweat’ getting international attention. In: futsalfocus.net. 3. November 2018, abgerufen am 28. April 2019 (englisch).
  16. Cinéma. “La Permission”, le combat d’une Iranienne pour disputer le match de sa vie. In: courrierinternational.com. 27. November 2018, abgerufen am 28. April 2019 (französisch).
  17. Clarisse Fabre: «La Permission» : une rebelle sous contrôle. In: Le Monde. 28. November 2018, abgerufen am 28. April 2019 (französisch).
  18. BBC 100 Women 2015: Who is on the list? In: bbc.com. 17. November 2015, abgerufen am 14. Mai 2021 (englisch).
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