Oney Judge (auch Ona) (* circa 1773; † 25. Februar 1848 in Greenland, New Hampshire) war eine Sklavin auf George Washingtons Plantage Mount Vernon, in Virginia. Ab 1789 war sie Dienstbotin in Washingtons Präsidentschaftshaushalt, 1796 floh sie in die Freiheit; alle Versuche, sie wieder in die Sklaverei zurückzuholen, waren vergeblich. Sie ist die bekannteste der Mount-Vernon-Sklaven, da sie in den 1840er Jahren zweimal von abolitionistischen Zeitungen interviewt wurde.

Kindheit

Oney war die Tochter von Betty, einer versklavten Näherin, und Andrew Judge, einem weißen Schneider, der als Lohnsklave auf Mount Vernon arbeitete. Oney kam ins Herrenhaus als sie circa 10 Jahre alt war, wahrscheinlich als Spielkameradin für Martha Washingtons Enkelin Eleanor Parke Custis Lewis (Nelly). Schließlich wurde sie Martha Washingtons persönliche Dienerin.

Im Haushalt des Präsidenten

Sie und weitere sieben Sklaven: Austin, Giles, Paris, Moll, Christopher Sheels und William Lee wurden 1789 nach New York City gebracht, um dort im ersten Präsidentschaftshaushalt zu arbeiten. Nachdem der Haushalt 1790 in die neue Hauptstadt Philadelphia umzog, waren noch drei Sklaven hinzugekommen, die im Präsidentschaftshaushalt arbeiteten: Hercules, Richmond und „Postilion“ Joe Richardson (Joes Frau nahm nach ihrer Freilassung durch George Washington den Namen Richardson an, während Joe selbst, als „Mitgift“-Sklave von Martha Washington, nicht freikam). Austin war Oneys älterer Halbbruder und 15 Jahre lang ihr Vorgesetzter.

Pennsylvania hatte 1780 mit der Abschaffung der Sklaverei begonnen und verbot dort Nichtansässigen das Halten von Sklaven innerhalb des Staates länger als sechs Monate. Darüber hinaus gab das Gradual Abolition Act Sklaven eine legale Befugnis, sich selbst zu befreien. Washington argumentierte (privat), dass seine Präsenz in Pennsylvania ausschließlich darauf beruhe, dass Philadelphia der vorübergehenden Amtssitz der Bundesstaaten sei und dass die staatlichen Gesetze sich nicht nach ihm richten würden. In einem Schreiben an seinen Anwalt Edmund Randolph, sah er es als zweckmäßig an, die Sklaven, die im Präsidentschaftshaushalt arbeiteten, in und aus dem Staat rotieren zu lassen, um zu verhindern, dass diese 6-Monatsregelung greifen konnte. Er achtete darauf, selbst nie sechs Monate am Stück in Pennsylvania zu sein, und argumentierte weiterhin ein Einwohner Virginias zu sein. Diese Rotation war eine Verletzung der Gesetze von Pennsylvania, dieses Handeln des Präsidenten hatte aber keine juristischen Konsequenzen.

Die Flucht

Laut einem Interview von 1845, flüchtete Oney in die Freiheit im Mai oder Juni 1796, nachdem sie mitbekommen hatte, dass Martha Washington versprochen hatte, sie einer ihrer Enkeltöchter, Elizabeth Parke Custis Law, zur Hochzeit zu schenken:

"Whilst they were packing up to go to Virginia, I was packing to go, I didn't know where; for I knew that if I went back to Virginia, I should never get my liberty. I had friends among the colored people of Philadelphia, had my things carried there beforehand, and left Washington's house while they were eating dinner."

Oney wurde nach ihrer Flucht von freien schwarzen Freunden aus Philadelphia versteckt. Sie ging an Bord eines nach Norden segelnden Schiffes The Nancy. Im September erreichte sie Portsmouth in New Hampshire. Washington erwog ihre Entführung, und sie per Schiff zurückzuholen. Der „Zollbeamte“ von Portsmouth, Joseph Whipple, verhörte sie und berichtete davon dem Präsidenten. Der Plan einer Entführung wurde nach Whipples Warnung, dass, wenn die Öffentlichkeit davon erfahren würde, es zu Krawallen an den Docks kommen könnte, verworfen.

Nach dem Ende von Washingtons Amtszeit 1797 reiste Martha Washingtons Neffe Burwell Bassett Jr. nach New Hampshire, um Oney zur Rückkehr zu überreden. Sie weigerte sich und sein Versuch, sie zu entführen, scheiterte. Sie heiratete den freien schwarzen Seemann John Staines. Sie hatten drei Kinder: Eliza, Nancy und Will.

Nach Oneys Flucht wurde ihre jüngere Schwester Delphy (* 1779) das Hochzeitsgeschenk Martha Washingtons Enkelin. Delphy und ihre Kinder wurden 1807 freigelassen.

Niemals frei

Oney war eine „Mitgift“-Sklavin, da sie Teil des Besitzes von Martha Washingtons erstem Ehemann Daniel Parke Custis gewesen war. Deshalb wurde sie nicht, wie die 124 „Washingtonsklaven“ nach dessen Tod 1799 gemäß seinem letzten Willen freigelassen. Tatsächlich wurden die ca. 153 Mitgiftsklaven aus Custis Besitz nach Martha Washingtons Tod 1802 unter ihren Enkelkindern aufgeteilt. Nach dem Gesetz waren Oneys Kinder auch „Mitgift“-Sklaven, obwohl ihr Vater ein freier Mann war und sie in New Hampshire geboren waren. Staines und alle drei Kinder starben vor ihr.

Mit dem Sklavenfluchtgesetz von 1793 gab es für die Sklavenhalter die legale Möglichkeit, ihren Besitz zurückzuholen. Dieses Recht wurde ihnen durch die Sklavenflucht-Klausel (Artikel 4, Absatz 2) der amerikanischen Verfassung garantiert. Das Gesetz wurde 1793 mit überwältigender Mehrheit vom Kongress verabschiedet und von Washington als Gesetz unterzeichnet. Dadurch wurde es zu einem strafrechtlichen Deliktn einem Sklaven bei der Flucht zu helfen, es stand über allen Gesetzen der Einzelstaaten, die flüchtigen Sklaven eventuell Unterschlupf gegeben hätten und erlaubte Sklavenjäger in allen US-Staaten und Territorien.

Durch dieses Bundesgesetz lebte Oney Judge Staines die letzten 52 Jahre ihres Lebens als Flüchtige. Sie starb am 25. Februar 1848 in Greenland in New Hampshire.

Gedenken

Am 25. Februar 2008, ihrem 160sten Todestag, feierte Philadelphia den ersten "Oney Judge Day", neben dem Präsidentenhaus in der 6th Market Street. Die Zeremonie beinhaltete Ansprachen von Historikern und Aktivisten, eine Proklamation durch den Bürgermeister Michael A. Nutter und eine Denkschrift durch den Stadtrat.

Oney Judges Geschichte war Inspiration für zahlreiche Werke:

  • Taking Liberty von Ann Rinaldi, Novelle, 2002
  • The Escape of Oney Judge von Emily Arnold McCully, Kinderbuch, 2007
  • A House with No Walls von Thomas Gibbons, Drama, 2007
  • Drunk History Volume 3 von Derek Waters.
  • Silent No Longer: The Story of Oney Judge (Video)

Einzelnachweise

  1. The February 18, 1786 Mount Vernon slave census lists "Oney" as Betty's child and "12 yrs. old". Donald Jackson and Dorothy Twohig, eds., The Diaries of George Washington, vol. 4, (Charlottesville, VA: University Press of Virginia), p. 278
  2. Two 1840s interviews with Oney Judge
  3. The President’s House in Philadelphia
  4. Pennsylvania’s Gradual Abolition Act (1780)
  5. Enslaved minors were legally freed, but required to work as indentured servants until they attained their majority.
  6. 1845 Oney Judge interview
  7. Anmerkungen zum Brief von G. Washington in der Enzyklopaedia Virgina https://www.encyclopediavirginia.org/Letter_from_George_Washington_to_Burwell_Bassett_Jr_August_11_1799
  8. Delphy is listed as "6 yrs. old" in the February 18, 1786 Mount Vernon slave census. Jackson & Twohig, Diaries, vol. 4, p. 278.
  9. Last Will and Testament of George Washington
  10. The numbers of "Washington" and "dower" slaves come from the 1799 Mount Vernon slave census. (Memento des Originals vom 27. April 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. The names of the "dower" slaves inherited by each of the Custis grandchildren have never been published, creating an obstacle for genealogists.
  11. The Fugitive Slave Act of 1793
  12. City Honors Washington's Slave
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