Oskar Schwalm (* 11. September 1856 in Erfurt; † 11. Februar 1936 in Berlin) war ein deutscher Komponist und Musikverleger.

Leben

Schwalm studierte 1879–1882 am Leipziger Konservatorium insbesondere bei Carl Reinecke und Salomon Jadassohn. Darauf arbeitete er als Pianist und als Musikkritiker für Leipziger Zeitungen. 1886–1888 gab er die Neue Zeitschrift für Musik heraus und leitete von 1886 bis 1889 den Leipziger Musikverlag C. F. Kahnt Nachfolger. Er verlegte Werke von Carl Maria von Weber, Peter Cornelius und Franz Liszt und wurde Direktor des Allgemeinen Musikvereins. Er war Mitglied der Leipziger Freimaurerloge Apollo.

Schwalm komponierte Lieder und Klaviermusik (wie Drei Charakterstücke, op. 1 (1881), Zwei Praeludien und Fugen, op. 2 (1882), Drei musikalische Etüden, op. 12 (1885)). Für Unterrichtszwecke sammelte und bearbeitete er Lieder: Liedersammlung: 122 zwei- und dreistimmige Lieder (Becher, Hannover 1885) und die Liedersammlung für Schulen: 141 ein-, zwei- und dreistimmige Lieder (Hermann Gesenius, Halle 1893). 1888 veröffentlichte er einen Katechismus der Musik mit kurzen Erklärungen der Musik-Grundbegriffe, den Hugo Riemann in sein Musik-Taschenbuch aufnahm.

1889 wechselte Schwalm nach Berlin und leitete zunächst die dortige Filiale der Julius Blüthner Pianofortefabrik. Von 1904 bis 1921 war er dann mit seiner eigenen Firma Blüthner’s Piano-Magazin bzw. ab 1907 Oskar Schwalm’s Piano-Magazin selbständiger Blüthner-Alleinvertreter für Groß-Berlin und Umgebung. Anschließend übernahm Schwalm die Berliner Vertretung für Feurich Pianos.

1906/07 errichtete das Konservatorium der Musik Klindworth-Scharwenka einen Neubau an der Genthiner Straße 11 (heute Nr. 26), verbunden mit 2 großen Konzertsälen, die über die Lützowstraße 76 zu erreichen waren: den Klindworth-Scharwenka-Saal (Kapazität: 540 Personen) und den Blüthner-Saal (mit einer Walcker-Orgel, 1.200 Personen), beide Säle ließen sich bei Bedarf zu einem einzigen Raum verbinden. Die Bauausführung übernahm die Firma von Hofmaurermeister Gustav Clemens zusammen mit dem Architekten Franz Hildebrandt. Die Konzertsäle wurden an Oskar Schwalm verpachtet und von ihm für verschiedenste Konzerte vermietet.

Der Blüthner-Saal erhielt ein eigenes Orchester, das Blüthner-Orchester. Schwalm beteiligte sich an der Finanzierung sowohl der Konzertsäle als auch des Orchesters und erwarb 1913 den gesamten Gebäudekomplex. Die beiden Säle lagen im ersten Obergeschoss des Gebäudes, im Erdgeschoss lag Schwalms Piano-Magazin. Zusätzlich eröffnete Schwalm dort 1921 den Feurich-Saal (350 Personen), der bereits 1932 aus wirtschaftlichen Gründen wieder schließt. Die Säle wurden im Herbst 1927 umfangreich renoviert, der Blüthner-Saal in Bach-Saal umbenannt; 1949 wurde er durch einen Brand zerstört. Der Klindworth-Scharwenka-Saal, 1927 nach seinem zeitweiligen Pächter in Schwechten-Saal, 1931 in Robert Schumann-Saal umbenannt, dient seit 1965 als Aktenlager eines Sanitär-Großhändlers.

1942 verkauften Schwalms Erben das Gebäude an die Stadt Berlin, der Gebäudeteil an der Genthiner Straße wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Familie

Oskar Schwalm war in erster Ehe mit Hedwig Blüthner (* 1858, † 1888), einer Tochter des Klavierfabrikanten Julius Blüthner verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter, Alice (* 1888, † 1975). 1898 heiratete er Rosa Simons (* 1866, † 1936). Die gemeinsame Tochter Hedwig (* 1899) heiratete 1928 den Pianisten Michael Raucheisen.

Schwalms Bruder Robert (* 1845, † 1912), ebenfalls Schüler des Leipziger Konservatoriums, war ein vielseitiger Komponist.

Einzelnachweise

  1. Sächsische Biografie: Schwalm Oskar (abgerufen am 24. Februar 2016).
  2. Hugo Riemann: Musik-Lexikon, Erster Band. Salzwasser-Verlag, Paderborn 2015 (Nachdruck des Originals von 1916), ISBN 978-3-8460-8632-2, S. 523.
  3. Einträge 'Schwalm, Oskar' in Musikalisch-literarischer Monatsbericht, abfragbar über https://anno.onb.ac.at/anno.htm
  4. Berliner Volks-Zeitung, Morgenausgabe vom 23. März 1907, Beilage Seite 2 / dito vom 14. März 1904, Seite 3 sowie Signale für die musikalische Welt No. 20 vom 18. Mai 1921
  5. Berliner Börsen-Zeitung Nr. 148, 2. Beilage. Berlin, 29. März 1906
  6. Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 9: Schlumberger–Thiersch. de Gruyter / K. G. Saur, Berlin / Boston / München 2008, ISBN 978-3-11-096502-5, Seite 317
  7. siehe Eigentümerangaben Lützowstrasss 76 in den jeweiligen Berliner Adressbüchern, abrufbar unter https://digital.zlb.de/viewer/berliner-adressbuecher/
  8. https://www.berliner-zeitung.de/das-haus-luetzowstrasse-76-war-mekka-fuer-musikliebhaber-winfried-maier-hat-es-wiederentdeckt-der-vergessene-saal-li.17527
  9. Frank/Altmann: Kurzgefasstes Tonkünstler-Lexikon. 15. Auflage 1936. Heinrichshofen’s Verlag, Wilhelmshaven 1971 (Neudruck), Seite 569
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