Osmanisch-Polnischer Krieg 1633–1634
Datum 1633–1634
Ort Podolien in Polen-Litauen, heute Ukraine
Ausgang Sieg Polen-Litauens
Folgen Frieden auf Basis des Status quo ante bellum
Friedensschluss Bestätigung und Verlängerung des Vertrags von Chocim 1621
Konfliktparteien
Befehlshaber
Truppenstärke

bis zu 2.000 Mann (1633)
bis zu 55.000 Mann (1633)
unbekannt (1634)

bis zu 3.000 Mann (1633)
bis zu 11.000 Mann (1633)
bis zu 35.000 Mann (1634)

Verluste

unbekannt

unbekannt

Der Osmanisch-Polnische Krieg 1633–1634 (auch Feldzug des Abaza Mehmed Paşa genannt) war ein militärischer Konflikt zwischen den Truppen Polen-Litauens unter dem Kommando von Hetman Stanisław Koniecpolski auf der einen Seite und türkisch-osmanischen Einheiten von Abaza Mehmed Paşa auf der anderen. Eine förmliche Verletzung des Friedenszustands zwischen Polen-Litauen und dem Osmanischen Reich war damit nicht verbunden. Obwohl der osmanische Sultan offiziell selbst keine Kriegspartei war, duldete er die Kriegspläne seines Untergebenen.

Der Hintergrund

Abaza Mehmed Paşa, ein ehemaliger abchasischer Sklave, war ein bedeutender osmanischer Amtsträger, der 1632 zum Beylerbey der osmanischen Großprovinz Silistrien ernannt wurde, die Teile des heutigen Bulgariens, Rumäniens und der Ukraine umschloss. Nach dem Tod des polnischen Königs Sigismund III. Wasa, brach der russische Zar Michael I. den Waffenstillstand von Deulino und begann einen Krieg gegen Polen-Litauen, den Russisch-Polnischen Krieg 1632–1634. Abaza mobilisierte auf Bitten des Zaren hin türkische Truppen aus Silistrien, die er durch weitere Vasallen der Hohen Pforte, die Moldauer, Walachen und die Horde der Nogaier-Tataren aus dem Jedisan und Budschak verstärkte. Sultan Murad IV. wollte zu dieser Zeit keinen offenen Krieg des Osmanischen Reiches gegen Polen-Litauen riskieren, da er Bedrohungen eher in der asiatischen Hälfte seines Reiches sah. Möglicherweise hatten einige Mitglieder der Hohen Pforte die Aktion des Beylerbeys autorisiert, doch gibt es dafür keine Beweise.

Die Feldzüge von 1633

Um den 29. Juni 1633 verheerte ein bis zu 2.000 Mann starker Kampfverband der Nogaier-Tataren aus dem Budschak die Gegend um Kamieniec Podolski, eine bedeutende Stadt und Festung in der Region Podolien. Ob die Nogaier dies aus eigener Initiative taten oder ob sie auf Anweisung von Abaza als Späher geschickt wurden, ist unbekannt. Nach zwei Tagen kehrten die Tataren auf das Gebiet des Fürstentums Moldau, das ein Vasallenfürstentum des Osmanischen Reiches war, mit ihrer Beute und den Gefangenen (Jasyr) zurück.

Koniecpolski, der sich in Bar aufhielt, nahm mit ca. 3.000 Mann Kavallerie sofort die Verfolgung auf, als die Nachrichten über die Tatarenrazzia ihn erreicht hatten. Koniecpolski überquerte den polnisch-osmanischen Grenzfluss Dnister, und gelangte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, in das moldauische Gebiet des Osmanischen Reiches, das wenige Jahrzehnte zuvor das Aufmarschgebiet eines vorhergehenden Krieges zwischen dem Osmanischen Reich und Polen-Litauen gewesen war. Indem die Tataren sich auf dem Gebiet Moldaus in Sicherheit wähnten und ihr Tempo verlangsamten, konnte sie Hetman Koniecpolski mit seinen Reitern am 4. Juli 1633 nahe Sasowy Róg am Fluss Pruth erfolgreich stellen. Die Polen töteten viele Gegner, andere nahmen sie gefangen, der Rest zerstreute sich rasch. Unter den Gefangenen waren einige hohe Vertreter der nogaischen Obrigkeit, so der Schwiegersohn von Khan Temir (polnisch Kantymir), der ein Khan der Nogaier-Horde im Budschak war. Die meiste Beute der Tataren gewann der polnische Feldherr zurück.

Koniecpolski, der ein umfangreiches Spionagenetz in der Region hatte und im Süden Polens für die Außenpolitik die Verantwortung trug, kannte vermutlich die gegen Polen zielenden Kriegspläne von Abaza Paşa. Er kehrte auf das linke Ufer des Dnister zurück und baute ein Kriegslager nahe Kamieniec Podolski. Anschließend rief er nach Verstärkung seiner Truppe, die etwa 3.000 Mann stark war. Dem Aufruf folgten ungefähr 8.000 Mann, bestehend aus Kosaken und privaten Verbänden regionaler Magnaten aus der Ukraine. Abaza begann seinen Marsch in der zweiten Hälfte des September mit ca. 30.000 Mann türkisch-osmanischer Truppen und ca. 10.000 Mann aus der Walachei und der Moldau. Zu ihm stieß ein etwa 15.000 Mann starker Kampfverband der Nogaier-Tataren aus dem Jedisan und Budschak, der durch Kantymir angeführt wurde. Mitte Oktober war er nahe Chotyn und kannte die Vorbereitungen Koniecpolskis. Abaza spielte zunächst die diplomatische Karte aus, um Koniecpolski auszumanöverieren. Erfolglos damit, entschied er sich seine Pläne zu beschleunigen, indem er den Dnister überquerte. Die Schlacht bei Kamieniec Podolski oder bei Paniowce begann mit Kantymirs Angriffen am 20. Oktober gegen das stark bewehrte Kriegslager des Koniecpolski. Am 22. Oktober griff dann Abaza mit all seiner Streitmacht persönlich in das Kriegsgeschehen ein. Seiner Armee gelang, trotz zahlenmäßiger Überlegenheit, kein Durchbruch durch die polnischen Stellungen. Daraufhin beorderte Abaza Paşa wegen starker Verluste in den eigenen Reihen den von den siegreichen Polen ungestörten Rückzug ins Osmanische Reich.

Das Jahr 1634 und die Folgen

Im Jahr 1634 standen das Osmanische Reich und Polen-Litauen am Rand eines erklärten Krieges. Im April 1634 empfing Sultan Murad IV. den polnischen Gesandten Alexander Trzebinski, den er bei einem öffentlichen Empfang beleidigte, zudem verlangte er Tributzahlungen und die Annahme des Islams durch den polnischen König. Er selbst rüstete eine gewaltige Streitmacht gegen die Rzeczpospolita, die sich in Adrianopel sammelte. Doch statt die Kriegsvorbereitungen des Sultans zu unterstützen, entschied einer seiner mächtigsten Vasallen, Canibek Giray, der Khan der Krim, in den russisch-polnischen Krieg einzugreifen. Gegen polnische Subsidienzahlungen verheerten die Krimtataren wiederholt das russische Kernland. Dies und die gescheiterte russische Belagerung von Smolensk veranlassten Zar Michael I. bei König Władysław IV. um Frieden nachzusuchen. Beide schlossen daraufhin im Juni 1634 den Vertrag von Polanów.

Nach dem Friedensschluss mit den Russen rüstete nun der polnische König Władysław IV. Wasa seinerseits zum Krieg gegen die Türken. Er befahl den kampferprobten Regimentern der Smolensker Kampagne sich zur Machtdemonstration gen Süden nach Podolien direkt bis an die Grenze zum Osmanischen Reich zu begeben, sodass in der Folge etwa 35.000 Mann exklusive kosakische Hilfstruppen sich um das Kommando von Koniecpolski sammelten. Abaza Mehmed Pascha wurde im Frühling 1634 seines Amtes enthoben und durch Murtaza Pascha ersetzt. Dieser schickte unter Vermittlung des österreichisch-kaiserlichen Botschafters von Puchheim im Juli seinen Emissär Çavuş Şahin Ağa mit Trzebinski zu Warschau eröffneten Reichstag um Friedensbedingungen auszuloten und um den Frieden von 1621 zu erneuern. Im August folgten Unterhandlungen Çavuş Şahin Ağas mit Koniecpolski.

In den offiziellen Gesprächen tadelte man Abazas eigenmächtiges Vorgehen gegen Polen und versprach, ihn zu bestrafen. In der Folge wurde er auf Befehl des Sultans wegen „Meuterei“ am 24. August 1634 hingerichtet.

Der im August 1634 geschlossene neue Friedensvertrag zwischen Polen und der Türkei wurde im September 1634 durch Murtaza Pascha bestätigt. Eine offizielle Bestätigung der getroffenen Vereinbarungen (1. Es wurde eine Umsiedlung der Nogaier-Horde im Budschak durch den Sultan fixiert. 2. Der polnische König versprach dafür strengere Kontrolle der Saporoger-Kosaken. 3. Die Besetzung der Fürstensitze zu Moldau und Walachei durch den Sultan erforderte eine Genehmigung durch den polnischen König. 4. Die polnischen Festungen entlang des Dnister an der Grenze zur Türkei wurden nicht zerstört, wie es der Sultan ursprünglich gefordert hatte. 5. Es wurde ein Gefangenenaustausch vereinbart sowie der Handelsvertrag zwischen beiden Reichen erneuert.) im neuen Friedensvertrag erfolgte per Ahdnâme durch den osmanischen Herrscher Murad IV. in den letzten Tagen des Oktobers 1634. Eine Umsiedlung der Nogaier-Horde im Budschak, die der Sultan bei dieser Gelegenheit zugesagt hatte, erfolgte anschließend nicht.

Siehe auch

Fußnoten

  1. 1632 und 1633 im Krieg gegen Russland – Brian Davies: Warfare, State and Society on the Black Sea Steppe, 1500 1700, 2007
  2. Janusz Sikorski: Polskie tradycje wojskowe, Band 1, S. 290, 1990
  3. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, S. 271, 1864
  4. Laut Oskar Halecki: The Cambridge History of Poland, S. 490, 1633 ca. 50.000 Mann bei Kamieniec Podolski auf türkischer Seite.
  5. Wahrscheinlich mehrere Zehntausend. Laut Johann Wilhelm Zinkeisen, Johann Heinrich Möller: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa, Band 4, Perthes, Gotha 1856, S. 510, verließ Ende Juni eine 20.000 Mann starke Vorhut unter Murtaza Pascha auf Befehl des Sultans Adrianopel, wo sie an der Donau halt machte.
  6. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, S. 271, 1864
  7. Jerzy Samuel Bandtkie: Dzieje narodu polskiego, Bd. 2, S. 206, 1835
  8. Paweł Jasienica: The Commonwealth of Both Nations: . Silver age, S. 265, 1987
  9. Gotthold Rhode: Polen-Litauen vom Ende der Verbindung mit Ungarn bis zum Ende der Vasas (1444–1669), In: Josef Engel (Hrsg.): Die Entstehung des neuzeitlichen Europa (=Handbuch der europäischen Geschichte, Hrsg. v. Theodor Schieder, Bd. 3), Union Verlag, Stuttgart 1971, S. 1047
  10. Zygmunt Abrahamowicz: Die Türkenkriege in der historischen Forschung, S. 61, 1983
  11. Dariusz Kolodziejczyk: The Crimean Khanate and Poland-Lithuania: International Diplomacy on the European Periphery (15th-18th Century). A Study of Peace Treaties Followed by Annotated Documents. Brill, Leiden 2011, S. 141.
  12. Stanford Jay Shaw, Ezel Kural Shaw, History of the Ottoman Empire and Modern Turkey. The Rise and Decline of the Ottoman Empire 1280-1808, Cambridge University Press, 1976, S. 199
  13. Johann Wilhelm Zinkeisen, Johann Heinrich Möller: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa, Band 4, Perthes, Gotha 1856, S. 505 f.
  14. Dariusz Kolodziejczyk: The Crimean Khanate and Poland-Lithuania: International Diplomacy on the European Periphery (15th-18th Century). A Study of Peace Treaties Followed by Annotated Documents. Brill, Leiden 2011, S. 143.
  15. Janusz Sikorski: Polskie tradycje wojskowe, Band 1, S. 290, 1990
  16. Józef Szujski: Historyi polskiéj treściwie opowiedzianéj ksiąg dwanaście, S. 263, 1880
  17. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, S. 271, 1864
  18. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, S. 271, 1864
  19. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, S. 271, 1864
  20. Robert Nisbet Bain: Slavonic Europe. A Political History of Poland from 1447 to 1796, Read Books, 2006, S. 198
  21. Jakub Sobieski, Józef Długosz: Peregrynacja po Europie: (1607–1613) ; Droga do Baden : (1638), S. 308, 1991
  22. Johann Wilhelm Zinkeisen, Johann Heinrich Möller: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa, Band 4, Perthes, Gotha 1856, S. 506.
  23. Johann Wilhelm Zinkeisen, Johann Heinrich Möller: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa, Band 4, Perthes, Gotha 1856, S. 508
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  26. Paweł Jasienica: The Commonwealth of Both Nations: . Silver age, S. 338, 1987
  27. Johann Wilhelm Zinkeisen, Johann Heinrich Möller: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa, Band 4, Perthes, Gotha 1856, S. 510
  28. Robert Nisbet Bain, Slavonic Europe. A Political History of Poland from 1447 to 1796, Read Books, 2006, S. 198
  29. Oskar Halecki: The Cambridge History of Poland, S. 490.
  30. Paweł Jasienica: The Commonwealth of Both Nations: . Silver age, S. 265, 1987
  31. Johann Wilhelm Zinkeisen, Johann Heinrich Möller: Geschichte des Osmanischen Reiches in Europa, Band 4, Perthes, Gotha 1856, S. 510
  32. Dariusz Kolodziejczyk: The Crimean Khanate and Poland-Lithuania: International Diplomacy on the European Periphery (15th-18th Century). A Study of Peace Treaties Followed by Annotated Documents. Brill, Leiden 2011, S. 143/ S. 144
  33. Dariusz Kołodziejczyk (Hrsg.): Ottoman-Polish Diplomatic Relations (15th-18th Century). An Annotated Edition of ʻahdnames and Other Documents. Brill, Leiden 2000, S. 60.
  34. J. Sikorski (red.), Józef Dyskant: Polskie tradycje wojskowe, wyd. Ministerstwo Obrony Narodowej (MON), Warszawa, 1990, S. 295
  35. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, Band 3, 1864, S. 272
  36. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, Band 3, 1864, S. 272
  37. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, Band 3, 1864, S. 272
  38. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, Band 3, 1864, S. 272
  39. Józef Szujski: Dzieje Polski: podług ostatnich badań, Band 3, 1864, S. 272
  40. Dariusz Kolodziejczyk: The Crimean Khanate and Poland-Lithuania: International Diplomacy on the European Periphery (15th-18th Century). A Study of Peace Treaties Followed by Annotated Documents. Brill, Leiden 2011, S. 143/ S. 144
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