Otto Stickl, vollständiger Name Anton Franz Otto Stickl (* 11. Mai 1897 in Rain am Lech; † 27. September 1951 in Tübingen) war ein deutscher Hygieniker und Hochschullehrer.

Leben

Im Ersten Weltkrieg wurde Stickl nach zwei Monaten Heeresdienst in einem Infanterieregiment als kriegsuntauglich entlassen. Er begann daraufhin 1917 ein Medizinstudium an der Universität München, das er 1924 mit der Promotion zum Dr. med. beendete. Anschließend war er bis 1926 an Münchner Kliniken als Volontärarzt und danach als Assistenzarzt am Hygieneinstitut der Universität Heidelberg unter Ernst Gerhard Dresel tätig. Im Oktober 1926 folgte er Dresel an die Universität Greifswald, habilitierte sich dort 1928 und wurde als Privatdozent tätig. Nach Dresels Wechsel an die Universität Leipzig wurde er 1934 dessen Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Hygiene in Greifswald und als Direktor des Greifswalder Hygienischen Instituts.

Im Zuge der Machtübergabe an die Nationalsozialisten trat Stickl im März 1933 der NSDAP bei und wurde im gleichen Jahr Ortsgruppenleiter des Kampfbundes für deutsche Kultur in Greifswald. Seit Januar 1934 war er Vertrauensmann der NSDAP an der Medizinischen Fakultät Greifswald. 1936 wurde er zum kommissarischen Gaudozentenbundführer von Pommern ernannt. Des Weiteren war er seit 1938 Mitglied der SA, in der er 1944 bis zum Obersturmbannführer aufstieg. Stickl wurde 1936 schließlich als ordentlicher Professur für Hygiene an die Universität Tübingen berufen, wo er als Direktor des dortigen Hygienischen Instituts fungierte. Vom 1. November 1939 bis zum 7. Mai 1945 war er Rektor der Universität Tübingen. Während des Zweiten Weltkrieges war er zeitweise als Sanitätsoffizier bei der Wehrmacht eingesetzt und dort auch als beratender Hygieniker tätig. Auf dem Tübinger Rektorenposten vertrat ihn Theodor Haering.

Nach Kriegsende wurde Stickl durch Soldaten der US-Armee festgenommen und von der Universität entlassen. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er 1948 als „Mitläufer“ eingestuft. Im Oktober 1949 konnte er seine Professur in Tübingen wieder aufnehmen. Stickl starb am 27. September 1951 an einem Herzinfarkt.

Literatur

  • Hermann Dold: Otto Stickl 11.5.1897 – 27.9.1951. In: Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten und Hygiene, Band 157, 1951/52, S. 550.
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 168–169.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Johannes Michael Wischnath: Eine Frage des Stolzes und der Ehre. Die politische Säuberung der Universität Tübingen und ihr letzter Rektor Otto Stickl. in: Wolfgang Sannwald (Hg.): Persilschein, Käferkauf und Abschlachtprämie. Von Besatzern, Wirtschaftswundern und Reformen im Landkreis Tübingen, Tübingen 1998, 103–123.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik (= Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte. Band 6). Synchron, Heidelberg 2004, ISBN 3-935025-68-8, S. 168–169.
  2. 1 2 Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde, Infektionskrankheiten und Hygiene, Bände 157–158, 1952, S. 550.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 603.
  4. Christa Kersting: Pädagogik im Nachkriegsdeutschland. Wissenschaftspolitik und Disziplinentwicklung 1945 bis 1955. Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2008; ISBN 978-3-7815-1581-9; S. 213.
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