Palazzetto dello Sport
PalaTiziano
Außenansicht des Palazzetto dello Sport von der Viale Pierre de Coubertin (September 2015)
Daten
Ort Piazza Apollodoro, 10
Italien 00196 Rom, Italien
Koordinaten 41° 55′ 46,8″ N, 12° 28′ 14,7″ O
Eigentümer Stadt Rom
Baubeginn 26. Juli 1956
Eröffnung 15. September 1957
Renovierungen 2022–2023 (geplant)
Oberfläche Beton
Parkett
Kosten 263 Mio. ₤it
Architekt Annibale Vitellozzi (Architekt)
Pier Luigi Nervi (Bauingenieur)
Kapazität 3500 Plätze
Heimspielbetrieb
Veranstaltungen
Lage

Der Palazzetto dello Sport (deutsch Kleiner Sportpalast) ist eine Mehrzweckhalle im Quartier Parioli im Norden der italienischen Hauptstadt Rom. Der Bau wurde zu den Olympischen Sommerspielen 1960 errichtet. Heute liegt die Kapazität bei 3500 Zuschauern. Aufgrund der Nähe zur Viale Tiziano ist die Halle auch als PalaTiziano bekannt.

Geschichte

Für den Entwurf waren der Architekt Annibale Vitellozzi und der Bauingenieur Pier Luigi Nervi verantwortlich. Nach dem Baubeginn am 26. Juli 1956 wurde die Halle mit rundem Grundriss und freitragender Kuppel am 15. September 1957 fertiggestellt. Es war die erste Sportstätte, die für die Sommerspiele fertiggestellt wurde. Die Kosten lagen, inklusive der Einrichtung und Sportausstattung, bei 263 Mio. ₤it. Nur wenige hundert Meter südlich liegt das Rugby- und Fußballstadion Stadio Flaminio, für dessen Gestaltung Nervi ebenfalls verantwortlich war. Nordöstlich liegt in der Nähe das Villaggio Olimpico di Roma (deutsch Olympisches Dorf Rom).

Charakteristisch für die Hallenbauten Nervis sind die Kuppeln mit ihren an der Unterseite sichtbaren Rippenkonstruktionen. Die komplette Kuppel des Palazzetto hat einen Außendurchmesser von 78 m bei einer Höhe von der Spielfeldmitte bis zur Spitze von 21 m. Der Durchmesser innen liegt bei 58,5 m. Der Kuppelbau wurde in nur 30 Tagen aus 1620 auf der Baustelle vorgefertigten Stahlbetonelementen von 2,5 cm Wandstärke montiert. Sie überspannt eine Fläche von 4776  über einem Raum mit 40.200 . Insgesamt wurden 130 t Eisen, davon 55 t für das Dach, sowie insgesamt 960 t Zement verbaut. Die Elemente in der Form flacher Kästen haben einen rundherum leicht überstehenden Rand, der beim Zusammenlegen auf dem Gerüst die Rippen bildet. In den Rippen wurden die Bewehrungen montiert und die Kuppel dann ohne die Notwendigkeit einer aufwendigen Schalung direkt zu einer starren, selbsttragenden Kuppelschale vergossen. Die Last der Kuppel wird über 36 schräggestellte Y-Träger in das ringförmige Fundament aus Spannbeton abgeleitet. Die eigentliche Halle ist von einem Ring aus Nebenräumen umgeben, in der Service- und Lagerräume sowie eine Hausmeisterwohnung untergebracht wurden. Die Halle wird durch eine umlaufende Glasvorhangfassade oberhalb der Tribünen belichtet.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1960 wurden im Palazzetto dello Sport die Wettkämpfe im Gewichtheben und, neben dem Palazzo dello Sport, Partien des Basketballturniers ausgetragen. Beim Gewichtheben bot die Sportarena 5600 Sitzplätze und beim Basketball waren es 3500 Sitzplätze. Im Anschluss an die Olympischen Spiele wurde die Halle für die Sommer-Paralympics 1960 genutzt. Am 25. September 1960 fand hier die Schlussfeier statt.

Der Palazzetto dello Sport war u. a. von 2006 bis 2013 die Heimspielstätte des Volleyballvereins M. Roma Volley. Der 2020 aufgelöste Basketballclub Pallacanestro Virtus Roma trug zunächst von 1960 bis 1983 seine Heimpartien im Palazzetto aus. 1983 zog der Club in den größeren Palazzo dello Sport um. Von 2000 bis 2003 wich man, aufgrund von Renovierungsarbeiten am Palazzo, in die alte Spielstätte aus. Nochmals von 2011 bis 2018 war Virtus Roma im kleinen Sportpalast ansässig. 2018 zog der Club zuletzt in den Palazzo um. 2018 wurde der Palazzetto für eine Renovierung geschlossen. Danach verfiel die Halle zunehmend (Unkraut, Plastikflaschen, Müllsäcke, zerstörte Klimaanlagen, Graffiti und zertrümmerte Stühle) und wurde Opfer von Vandalismus. 2019 gab es einen Brand in der Halle. Im Juli 2020 startete die Stadt eine Ausschreibung zur Sanierung für rund 2,6 Mio. Euro. Ende 2022 wurde die Wiedereröffnung im Januar auf September 2023 verschoben. Die genehmigten 3,2 Mio. Euro mussten um 2,1 Mio. Euro aufgestockt werden. Zu diesem Zeitpunkt war der erste Teil der Arbeiten abgeschlossen. Die Halle soll wieder Spielstätte römischer Basketball- und Volleyballclubs werden.

Siehe auch

Literatur

  • Pier Luigi Nervi: Neue Strukturen. Verlag Gerhard Hatje, Stuttgart 1963, S. 32–39.
  • Peter Marti, Orlando Monsch, Birgit Schilling (Hrsg.): Ingenieur-Betonbau. vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich, Zürich 2005, S. 106–107, 176–177 (= Bd. 7 der Schriftenreihe der Gesellschaft für Ingenieurbaukunst und Katalog einer Ausstellung an der ETH, 2003), ISBN 3-7281-2999-2.
  • Christian Schönwetter: Römische Ruine. Nervis „Kleiner Sportpalast“ in Rom bröckelt. In: Metamorphose. Bauen im Bestand. Nr. 4, 2011, S. 66–67.
  • Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik II. London 1948 – Tokio 1964. Sportverlag Berlin, Berlin 1998, ISBN 3-328-00740-7.

Galerie

Commons: Palazzetto dello Sport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 The Games of the XVII Olympiad Rome 1960 – The Official Report of the Organizing Committee Rome 1960 (Memento vom 27. Oktober 2012 im Internet Archive) (ab Seite 59, PDF, englisch)
  2. Virtus Roma: accordo raggiunto, si torna al PalaLottomatica (Memento vom 12. Juni 2018 im Internet Archive) (italienisch)
  3. Marco Lodoli, Bruno Zevi: Grida vendetta il Palazzetto dello Sport. In: ricerca.repubblica.it. La Repubblica, 6. August 2019, abgerufen am 13. Februar 2023.
  4. Bando di gara Procedura aperta per affidamento dei Lavori di Risanamento conservativo dell’impianto sportivo capitolino "Palazzetto dello Sport" di Viale Tiziano – Piazza Apollodoro Roma – Municipio RM II – SIS 2/17. (Memento vom 21. Juli 2020 im Internet Archive) (PDF, italienisch)
  5. Sport: the opening of the Pala Tiziano in Rome in September. In: agenzianova.com. 19. Dezember 2022, abgerufen am 13. Februar 2023 (englisch).
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