Paquito D’Rivera (* 4. Juni 1948 in Havanna) ist ein kubanischer Jazz-Saxophonist und -Klarinettist.

Leben und Wirken

D’Rivera hatte bereits als Fünfjähriger Saxophonunterricht bei seinem Vater Tito D’Rivera, einem klassischen Saxophonisten und Dirigenten, der eng mit dem Pianisten und Arrangeur Bebo Valdés befreundet war. Ein Jahr später trat er erstmals in seiner Schule auf, mit zehn Jahren hatte er einen von Publikum und Kritik gelobten Auftritt im Nationaltheater von Havanna.

Seit 1960 studierte D’Rivera am Konservatorium von Havanna Klarinette, Komposition und Harmonielehre, 1965 war er Soloklarinettist in einer Rundfunk- und Fernsehsendung des Kubanischen Nationalen Sinfonieorchesters. Ab 1967 gehörte er dem neuen Jazz-Orchester Orquesta Cubana de Música Moderna an, das er zwei Jahre leitete. 1973 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Ensembles Irakere, das eine Mischung aus Jazz, Rock, klassischer und traditioneller kubanischer Musik spielte. Die vom Pianisten Chucho Valdés geleitete Gruppe war 1978 eine Sensation bei den Jazzfestivals von Newport und Montreux und erlangte zwei Grammy-Nominierungen und gewann einen Grammy.

1979 organisierte D’Rivera den Havana Jam, eine Veranstaltung, die tausende Rock- und Jazzmusiker in Kubas Hauptstadt versammelte und in zwei Doppel-LPs dokumentiert wurde. Während einer Spanien-Tournee 1981 beantragte er Asyl in der amerikanischen Botschaft. Nach seiner Ankunft in den USA wurde er von Musikern wie Dizzy Gillespie, Dave Amram, Mario Bauzá und Bruce Lundvall unterstützt, die ihm Auftrittsmöglichkeiten als Solist gaben, und brachte 1981–82 zwei Alben heraus.

In den Folgejahren tourte er mit seiner eigenen Gruppe, dem Havana/New York Ensemble durch die USA und Südamerika, Europa und Japan und trat mit Musikern wie Carmen McRae, McCoy Tyner, Toots Thielemans, Claudio Roditi, Roger Kellaway, Dizzy Gillespie und Benny Carter auf. 1988 gehörte er zu den Gründern des United Nation Orchestra, mit dem er auch auf Tournee ging (Live at the Royal Festival Hall, 1989).

Im selben Jahr spielte er mit dem National Symphony Orchestra als Gastsolist die Weltpremiere von Roger Kellaways David Street Blues und trat auch mit weiteren Sinfonieorchestern der USA, Europas und Lateinamerikas sowie klassischen Kammermusikensembles auf. Er gründete eine Reihe eigener Bands: die Paquito D’Rivera Big Band, das Paquito D’Rivera Quintet, das Kammermusikensemble Triangulo und die Calypso- und Salsa-Band Caribbean Jazz Project. 1989 komponierte er für das Gerald Danovich Saxophon Quartet die „New York Suite“, 1994 für das Aspen Wind Quintet „Aires Tropicales“. 2019 war er Solist in Daniel Freibergs Latin American Chronicles, das er mit dem WDR Funkhausorchester Köln uraufführte.

Er erhielt 2003 von der Berklee School of Music einen Ehrendoktortitel, wurde mit zahlreichen Grammys (u. a. für das Album Portraits of Cuba 1996 und die Komposition Merengue, die der Cellist Yo-Yo Ma 2005 aufführte) und Latin Grammys ausgezeichnet und von der Jazz Journalists Association 2004 und 2006 als Klarinettist des Jahres geehrt. 2008 wurde D’Rivera mit dem Frankfurter Musikpreis ausgezeichnet.

2005 erhielt er die NEA Jazz Masters Fellowship.

Diskographische Hinweise

Commons: Paquito D’Rivera – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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