Paul Emil Herfurth (* 3. Juni 1855 in Leipzig; † 1. Januar 1937 in Markkleeberg) war ein deutscher Verleger und Politiker (NLP).

Leben

Paul Herfurth entstammte einer Textilfabrikantenfamilie. Er arbeitete im väterlichen Unternehmen Gebr. Herfurth in Chemnitz und hatte außerdem die Firma A. Glaser Nachfolger in Hainichen und Penig inne, in der Plüsch und Chenille produziert und Stoffe bedruckt wurden. Mit seinem jüngeren Bruder Edgar Herfurth (1865–1950) gründete er im Jahr 1892 den Verlag Edgar Herfurth & Co. Zehn Jahre später gründete er einen eigenen Verlag, in dem die Familienzeitschrift Welt und Haus herauskam. Nach englischem Vorbild hatte er zunächst eine Zeitschrift mit dem Titel Die oberen Zehntausend herausgebracht. Welt und Haus finanzierte die ersten Fahrten des Reiseschriftstellers Herbert Rittlinger (1909–1978).

Aus der Ehe mit seiner Frau Else, geb. Rentsch, ging der Sohn Paul-Heinz hervor. Sein zweiter Sohn Otto Herfurth war ein deutscher Offizier und Widerstandskämpfer. Die Familie lebte in Leipzig in der Weststraße 9. In Raschwitz, heute ein Stadtteil von Markkleeberg, ließ sie mehrere Villen erbauen, die sie zum Teil als Sommersitz selbst nutzte. Herfurths Frau machte die 1896/97 nach dem Vorbild des Petit Trianon in Versailles errichtete Villa der Familie, später das „Weiße Haus“ genannt, zu einem Treffpunkt von Kulturträgern.

Der von Paul Herfurth seit 1889 angelegte Landschaftspark wurde in den 1920er Jahren durch Landankauf auf 30 Hektar erweitert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er durch entschädigungslose Enteignung der Erben von Paul Herfurth in Volkseigentum überführt und seit 1948 für Gartenbau- und Landwirtschaftsausstellungen (agra) genutzt.

Herfurth gehörte zu den Stiftern der 1936 enthüllten und 1942 im Zuge der Metallspende des deutschen Volkes eingeschmolzenen Körnertafel am Augustusplatz in Leipzig.

Die Grabstätte von Paul Herfurth und seiner Frau befindet sich auf dem Südfriedhof Leipzig.

Ämter und Ehrungen

Paul Herfurth gehörte von 1893 bis 1899 als Vertreter des 10. bäuerlichen Wahlbezirks der II. Kammer des Sächsischen Landtags an. Des Weiteren war er u. a. Handelsrichter, Königlich Württembergischer Konsul, Ehrensenator der Universität Leipzig und Vorstandsmitglied der Deutschen Textilberufsgenossenschaft. Er war auch Mitglied der Vertrauten Gesellschaft.

Herfurth war Domherr des Doms zu Wurzen. Für die umfangreiche Umgestaltung des Dom-Innenraumes 1931/1932 wurde der Bildhauer Georg Wrba (1872–1939) gewonnen. Dieser schuf einen Zyklus spätexpressionistischer Bildwerke aus Bronzeguss, die bis heute die Ausstattung des Doms dominieren, darunter auch die bronzene Kanzel: Die Apostelköpfe an der Basis des Kanzelkorbes tragen die Gesichtszüge der damaligen Domherren – so auch die Herfurths.

Commons: Paul Herfurth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Mothes: Lebenserinnerungen eines Leipziger Juristen (Teil A). (PDF) Abgerufen am 17. April 2022 (Inhalt und Rudolf Mothes und Teil A anwählen).
  2. Der Spiegel 18/1950: Auch Goethe weinte
  3. Grünes Kleinod mit einst internationalem Flair – Der agra-Park (Memento vom 6. Dezember 2008 im Internet Archive)
  4. Agra Park – Chronik – Geschichte – damals bis heute
  5. Leipzig-Lexikon – Denkmal – Körnertafel
  6. Beginnend bei der Kanzeltreppe: Ludwig Ihmels als Matthias, Johannes Wiede als Simon Zelotes, Richard Weidauer als Matthäus, Börries von Münchhausen als Thomas, Paul Herfurth als Andreas, Gotthard von Pentz als Jakobus, am Pult oben Friedrich Krug von Nidda und von Falkenstein als Paulus, Hermann Ilgen als Petrus, Hans Wrba (Sohn des Künstlers Georg Wrba) als Johannes, Alfred Ackermann als Philippus, Friedrich Seetzen als Bartholomäus, Paul Geipel als Thaddäus, Georg Wrba als Jakobus Alphäus
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