Peter Kunz, latinisiert Petrus Conzenius (* um 1480 in Eschlen, Gemeinde Erlenbach im Simmental; † 11. Februar 1544 in Bern), gilt als Reformator des Niedersimmentals.

Leben

Peter Kunz stammt aus einer begüterten Bergbauernfamilie der Bäuerten Eschlen in der Gemeinde Erlenbach am Fusse des Stockhorns. Erste Ausbildung erfuhr er vermutlich beim Pfarrherrn Niklaus von Hürenberg, der ihm einen Ausbildungsplatz am Augustinerkloster von Interlaken ermöglichte. Wo er weiter Studien betrieb, ist nicht bekannt. Er nannte später Martin Luther und Philipp Melanchthon als seine praeceptores (Lehrmeister), was jedoch nicht auf ein Studium in Wittenberg schliessen lassen muss.

Als Augustinerchorherr übernahm er 1517 die Stelle des Kilchherrn in seinem Heimatort Erlenbach. Wann er mit den reformatorischen Ideen in Kontakt kam und die neue Lehre öffentlich vertrat, ist nicht bekannt. Der Stadtberner Reformator Berchtold Haller bezeichnet ihn als einen der ersten, der by uns evangelisch gewesen sei. In mehreren Ämterbefragungen stellte sich das Niedersimmental, im Gegensatz zum Obersimmental schon früh auf die Seite des neuen Glaubens. Vermutlich um 1524 widersetzte er sich dem Zölibat und ging mit einer namentlich nicht bekannten Frau ein Konkubinat ein. Aus dieser Beziehung gingen die beiden Töchter Sara und Affra hervor.

Im Jahr 1526 nahm er zusammen mit Berchtold Haller an der Badener Disputation teil. Eine Wortmeldung ist nicht überliefert, doch schien er in Baden Kontakte mit der reformatorischen Seite gewonnen zu haben. So stand Kunz seit dem Sommer 1526 im Briefkontakt mit Ulrich Zwingli. Am 13. Mai 1527 wurde unter seiner Leitung in der Kirche von Erlenbach die Reformation des Niedersimmentals bestätigt. Ein Jahr später nahm Kunz an der Berner Disputation teil und war einer der Mitunterzeichner. Nach der formellen Einführung der Reformation wurde Kunz vom Rat beauftragt, auch im Obersimmental der Reformation zum Durchbruch zu verhelfen (1528–1529).

Nach dem Tode von Berchtold Haller wurde Kunz 1536 als Prädikant ans Berner Münster berufen und prägte bis zu seinem Tode im Jahr 1544 wesentlich die Berner Kirchengeschichte. In der Auseinandersetzung um eine Einigung im Abendmahlsstreit im Sinne der Wittenberger Konkordie vertrat er zusammen mit Sebastian Meyer die lutherische Position. Nach der Eroberung der Waadt durch Bern im Jahr 1536 spielte Kunz im Aufbau der reformierten Kirche Waadtlands eine führende Rolle. Wegen seines impulsiven Auftretens in den Gesprächen wurde er von Johannes Calvin als „wütende Bestie“ bezeichnet. Andere Reformatoren, wie Martin Bucer von Strassburg oder Simon Grynaeus aus Basel nahmen ihn trotz seiner Grobschlächtigkeit in Schutz.

Kunz stand mit vielen reformatorischen Zeitgenossen im Briefkontakt. So korrespondierte er unter anderem mit Heinrich Bullinger, Joachim von Watt (Vadian), Oswald Myconius, Theodor Bibliander, Wolfgang Capito und Calvin. Der Berner Professor Rhellikanus (Johannes Müller), den er 1536 bei dessen Stockhornbesteigung begleitete, widmete ihm sein daraus entstandene Gedicht Stockhornias (1537).

Literatur

  • Ernst von Känel: Peter Kunz. In: 450 Jahre Berner Reformation. Bern 1980, S. 156–193.
  • Kurt Guggisberg: Bernische Kirchengeschichte. Bern 1958.
  • Henri Vuilleumier: Histoire de l’Eglise réformée du Pays de Vaud sous le régime bernois. Band 1. Lausanne 1927.
  • Eduard Bähler: Eine Stockhornbesteigung vom Jahre 1536. In: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertum, 2, 1906, S. 97 ff.

Einzelnachweise

  1. Brief Hallers an Bullinger, 24. Juli 1535.
  2. Am 24. August 1526 dankte Kunz Zwingli für eine von ihm erhaltene Schrift. Huldreich Zwinglis sämtliche Werke VIII, Nr. 521.
  3. von Känel: Peter Kunz, S. 159f.
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