Die Pferdeausbildung umfasst ein breites Spektrum an Methoden zur Ausbildung von Pferden. Je nach Einsatzgebiet vom Pferderennen, über den schweren Zug bis hin zum Therapeutischen Reiten für Behinderte werden verschiedene Ausbildungswege beschritten.

In der Geschichte wurden Pferde für den Krieg, die Kavallerie, für die Landwirtschaft, den Sport und das Transportwesen ausgebildet. Heute ist die Ausbildung meist auf Freizeitaktivitäten oder den Sport ausgerichtet. Pferde werden jedoch auch für spezielle Einsatzzwecke, wie Stuntpferde für die Filmindustrie, Zirkus, Polizeiarbeit oder die Tiergestützte Therapie ausgebildet.

Über die verschiedenen Ausbildungsmethoden gibt es einen breiten Diskurs, wobei die Vertreter der verschiedenen Methoden jeweils annehmen, dass ihre Methode besonders pferdeschonend sei. Es ist jedoch nicht Absicht dieses Artikels auf die Details der verschiedenen Trainingsmethoden einzugehen, sondern die Grundlagen der Pferdeausbildung darzustellen. Im Abschnitt Siehe auch befinden sich Links zu den verschiedenen Ausbildungsmethoden und Reitweisen.

Ziele

Allen Ausbildungsmethoden gemein sind die grundlegenden Konzepte der Tierausbildung. Da Pferde wesentlich größer und stärker sind als Menschen, müssen sie zunächst einmal lernen, Menschen nicht zu verletzen. Das natürliche Pferdeverhalten muss in die Ausbildung einbezogen werden, so dass das Pferd die Ziele des Ausbilders verstehen kann. Pferde sind soziale Herdentiere, die bei richtiger Behandlung lernen, einen Menschen als Leitfigur zu respektieren, zu gehorchen und zu vertrauen.

Es gilt zunächst das Fluchttier Pferd im Umgang sicher zu machen, so dass die alltäglichen Situationen gefahrlos gemeistert werden können. Als Beutetiere haben Pferde einen angeborenen Flucht-Instinkt. Sie müssen lernen sich auf den Menschen zu verlassen, wenn es darum geht zu entscheiden, ob Flucht die richtige Reaktion auf eine unbekannte Situation ist. Sie dürfen sich nicht ausschließlich vom Instinkt leiten lassen.

Die meisten Pferde absolvieren zu Beginn ihres Ausbildungswegs die gleichen Ausbildungsstufen.

Ausbildung von Fohlen

Fohlen können in den ersten Lebenstagen auf Menschen geprägt und mit Situationen wie Hufe anheben, Berühren am ganzen Körper und der menschlichen Stimme vertraut gemacht werden. Es gibt jedoch auch die Ansicht, dass es besser ist, das Fohlen in den ersten Tagen mit seiner Mutter alleine zu lassen, damit sich das Band zwischen Stute und Fohlen festigt.

Meistens werden schon die Saugfohlen an den Menschen gewöhnt, solange sie noch zu klein sind, um dem Menschen gefährlich zu werden. So lernen die Fohlen, dass ein Mensch keine Gefahr ist, aber dennoch respektiert werden muss.

Das Fohlen muss lernen während der Pflege ruhig zu stehen, sich die Hufe auskratzen lassen, sowie Wurmkuren und tierärztliche Behandlungen, wie Impfungen zu akzeptieren. Fohlenhufe müssen regelmäßig von einem Hufschmied ausgeschnitten werden. Das junge Pferd sollte sich auf der Weide einfangen lassen, sich in einen Pferdehänger verladen lassen und die Angst vor lauten, flatternden Dingen verlieren. Es sollte mit dem Umtrieb, den Menschen verbreiten, vertraut sein. Es sollte beispielsweise Autos, Radiomusik, das Klappern von Mülltonnen und dergleichen kennen.

Manche Fohlen werden entweder aus Zeitmangel oder aus Überzeugung erst beim Absetzen von der Mutter an das Halfter gewöhnt. Das Absetzen ist für das Fohlen eine schwierige Zeit, in der es sich gerne an den Menschen anschließt.

Ausbildung von Jährlingen

Als Jährling sollte das junge Pferd halfterführig sein. Das heißt, es sollte aufgehalftert werden können und mit dem Halfter geführt werden können. Es sollte nicht nur im Schritt geführt werden können, sondern auch auf Kommandos hin antraben, zum Schritt und zum Halten durchparieren und eine gewisse Zeit angebunden stehen können.

Wenn die Halfterführigkeit im ersten Jahr nicht erreicht wurde, wird der Jährling weiter ausgebildet. Jährlinge sind größer und weniger vorhersehbar als Absetzer. Sie lassen sich leichter ablenken, auch durch erste Anzeichen der Geschlechtsreife. Sie sind jedoch noch leicht zu formen, begreifen schnell und haben noch nicht die volle Kraft eines ausgewachsenen Pferdes.

Jährlinge können einfache Kommandos zum Losmarschieren oder Anhalten lernen, oder die korrekte Aufstellung für eine Zuchtschau lernen. Manchmal lernen sie auch schon schwierigere Aufgaben, wie das Eindecken mit einer Pferdedecke, Scheren mit einer Schermaschine, Hufe waschen mit einem Eimer, oder das Abspritzen der Pferdebeine mit einem Wasserschlauch.

Seltener werden junge Pferde vom Menschen solange in Ruhe gelassen, bis sie alt genug sind zum Einreiten. Sie absolvieren dann das Halftertraining und die reiterliche Grundausbildung in einem Zug. Mit der Ausbildung zu warten, bis das Pferd ganz ausgewachsen ist, kann für die beteiligten Menschen gefährlicher sein, da erheblich mehr Können vonnöten ist, um Verletzungen zu vermeiden.

Grundausbildung

Jährlinge und Zweijährige können mit Bodenarbeit weiter gefördert werden und erste Muskulatur aufbauen. Meistens wird jedoch nur vertieft, was als Fohlen schon gelernt wurde und darauf geachtet, dass es an den Menschen gewöhnt bleibt. In dieser Zeit kann mit etwas Mehraufwand auch Versäumtes noch nachgeholt werden.

Bei jungen Pferden im Wachstum sind Knochen und Gelenke noch weich und empfindlich. Um Schäden an Gelenken und Knorpel zu vermeiden, dürfen Pferde nicht zu früh ernsthaft gearbeitet werden. Insbesondere sollten stark gebogene Linien, wie Round-Pen und Longieren, erst von Zweijährigen verlangt werden.

Mit Hilfe von Gelassenheitstraining können sie an anfänglich erschreckende Situationen herangeführt werden (Flatterbänder, Regenschirme, Bälle, Rappelsack, auf dem Boden liegende Plane). Sie können an einen Sattel, Zaum, Gebiss oder Geschirr gewöhnt werden, ohne das Pferd tatsächlich zu reiten oder anzuspannen.

Ein Pferd kann erst dann eingeritten oder eingefahren werden, wenn es alle Ausrüstungsgegenstände kennt und toleriert, auf Stimmkommandos reagiert und Zügelhilfen versteht. Das Pferd muss ruhig stehen können, sich vor den Wagen spannen und wieder abspannen lassen beziehungsweise satteln und absatteln lassen. Es muss ruhig warten können, während der Fahrer oder Reiter auf- und ab steigt. Es soll einfache Aufgaben wie losmarschieren, anhalten, Gangartwechsel und Wendungen meistern können.

Einfahren

Pferde können früher angespannt als geritten werden, da sie vor dem Wagen kein Gewicht tragen müssen. Normale Warmblüter können bereits im Alter von zwei Jahren angespannt werden. Es gibt verschiedene Wege ein Pferd einzufahren.

Das junge Pferd kann zunächst neben einem Gespann herlaufen, damit es sich an die Situation und die Geräusche gewöhnt.

Das Fahren vom Boden ist ein Schritt zum Einfahren. Voraussetzung dafür ist ein gutes gegenseitiges Vertrauen und ein Pferd das nicht zum Ausschlagen neigt. Das Fahren vom Boden und die Ausbildung am langen Zügel sind anspruchsvoller als Longieren oder Führen. Wenn der Mensch sich am Kopf oder der Schulter des Pferdes aufhält, ist er näher, und das Pferd kann sich leichter auf den Menschen einstellen. Hinter dem Pferd ist der Mensch weit weg vom Pferdekopf. Das Pferd kann den Menschen im toten Winkel nicht sehen. Der Mensch hat weniger Einflussmöglichkeiten, und das Pferd ist mehr auf sich alleine gestellt.

Wenn das Pferd vertrauensvoll am langen Zügel geht, kann ihm das Geschirr angepasst werden und dann vor einen Balken, Traktorreifen oder eine andere nicht nachrollende Last gespannt werden. Dabei lernt das Pferd zu ziehen und nicht über die Strängen zu treten. Die Last sollte nicht zu leicht sein, damit das Pferd auch wirklich ziehen muss, aber natürlich auch nicht so schwer, dass es übermäßig beansprucht wird. Eine Last, die am Boden schleift, ist langsamer und weniger gefährlich als ein Wagen, außerdem kippt sie wegen des niedrigen Schwerpunkts nicht so leicht um. Zu Beginn kann das Pferd zusätzlich am Kopf geführt werden, dann muss es lernen alleine zurechtzukommen. Je nach Umständen kann man Zwischenschritte weglassen oder zufügen.

Für das Einfahren vor dem Wagen wird das junge Pferd meistens in einem Zweispänner auf der dem Verkehr abgewandten Seite als Handpferd eingespannt. Auf der Verkehrsseite wird ein erfahrenes Pferd, an dem sich das junge Pferd orientieren kann, eingespannt. Dafür ist ein leichter, robuster Trainingswagen geeignet, da das junge Pferd nicht schwer ziehen soll.

Einreiten

Das Alter, in dem Pferde eingeritten werden, hängt von Rasse und Einsatzgebiet ab. Viele Vollblüter laufen schon zweijährig ihr erstes Rennen. Sie werden oft schon eingeritten, bevor sie zwei Jahre alt sind. Das ist möglich, weil das Englische Vollblut seit zweihundert Jahren auf Frühreife gezüchtet wird und weil Jockeys sehr leicht sind. Amerikanische Arbeitspferd-Rassen, wie das Quarter Horse, werden meist schon im Alter von zwei Jahren eingeritten.

Die meisten Pferde der verschiedenen Disziplinen werden als Dreijährige eingeritten. Verschiedene spätreife Rassen wie die Lipizzaner kommen erst vierjährig unter den Sattel. Manche Ponyrassen, wie der Isländer, werden erst mit fünf Jahren eingeritten. Sie sind dafür aber sehr langlebig.

Junge Pferde mit guter Grundausbildung sollten beim ersten Aufsitzen keine Angst bekommen. Sie werden im Voraus an den Sattel und das Gewicht auf dem Rücken gewöhnt. Dann betrachten sie es einfach als eine weitere Übung und werden nur in Ausnahmefällen Abwehrreaktionen wie Buckeln, Zurückweichen oder Durchgehen zeigen.

Pferde können prinzipiell auch später noch eingeritten werden, auch wenn sie dann nicht mehr so schnell lernen. Ein älteres Pferd, das bereits eine gute Grundschulung hat, kann meist einfacher eingeritten werden, als ein erwachsen eingefangenes Wildpferd, beispielsweise ein Mustang. Es kann jedoch einfacher sein, ein erwachsenes Wildpferd einzureiten als ein Hauspferd mit schlechten Angewohnheiten.

Weiterführende Ausbildung

Es gibt verschiedene Ansichten und Wege, Pferde auszubilden. Die weiterführende Ausbildung wird bei den jeweiligen Disziplinen und Reitstilen beschrieben.

Siehe auch

Literatur

  • Cherry Hill, Making, Not Breaking: The First Year Under Saddle. Breakthrough Publications, 1992, ISBN 0-914327-43-7
  • John Lyons und Jennifer J. Denison, Bringing Up Baby. Primedia Enthusiast Publications, 2002. ISBN 1-929164-12-2
  • Robert Miller und Richard Lamb. Revolution in Horsemanship. Lyons Press, 2005. ISBN 1-59228-387-X
  • Robert M. Miller, Imprint Training of the Newborn Foal. Western Horseman Books, 2003. ISBN 1-58574-666-5
  • Alois Podhajsky, The Complete Training of Horse and Rider. Doubleday, 1967, ISBN 0-87980-235-9
  • Henry Wynmalen, Dressage: A study of the finer points of riding. Wilshire Book Company, 1971. ISBN 0-87980-187-5

Einzelnachweise

  1. Meredith, Ron. "The Training Tree: Putting it all Together" Meredith Manor
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