Philipp von Spanien, Herzog von Parma (* 15. März 1720 in Madrid; † 18. Juli 1765 in Alessandria), war der dritte Sohn des Königs Philipp V. von Spanien und dessen zweiter Frau Elisabetta Farnese von Parma. Er war Infant von Spanien und seit 1738 Graf von Chinchón, ein Titel, den er im Jahre 1761 an seinen jüngeren Bruder Luis de Borbón y Farnesio übergab. Im Jahre 1748 wurde er zum Herzog von Parma sowie zum Herzog von Piacenza und Guastalla bestimmt.
Leben
Philipp wurde am 15. März 1720 in Madrid als dritter Sohn von König Philipp V. von Spanien und seiner zweiten Gemahlin Elisabetta Farnese geboren. Der Infant wurde in Madrid erzogen. Im Gegensatz zu seiner Mutter Elisabetta, die ein großes politisches Talent besaß und ihren Mann bei den Regierungsgeschäften beriet, war Philipp eher künstlerisch begabt und interessierte sich für Musik, Literatur, Poesie und Sprachen.
Elisabetta Farnese entstammte der Familie der Farnese, die über viele Generationen die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla regiert hatten. Als im Jahr 1731 der letzte Herzog Antonio Farnese (1679–1731) ohne einen männlichen Nachfolger verstarb, ging das Anrecht auf den Herzogtitel auf seine einzige Nichte Elisabetta Farnese über. Ihr ältester Sohn Karl regierte Parma bis zum Jahr 1736.
Am 25. Oktober 1739 heiratete Philipp die französische Prinzessin Louise Elisabeth von Frankreich, erste Tochter von König Ludwig XV. von Frankreich. Ziel dieses Eheprojekts, die Verheiratung der zwölfjährigen Prinzessin mit ihrem achtzehnjährigen Cousin, war eine Festigung der Beziehungen zwischen den französischen und spanischen Bourbonen.
Im Rahmen des Polnischen Erbfolgekriegs wurde Karl im Austausch zum Herzogstitel von Parma die Regentschaft über das Königreich Neapel-Sizilien übertragen. Parma, Piacenza und Guastalla waren nun im Besitz des römisch-deutschen Kaisers Karls VI. Nach dessen Tod trat seine Tochter Maria Theresia die Nachfolge ihres Vaters an, was den Österreichischen Erbfolgekrieg zur Folge hatte, in dessen Verlauf Philipp in Italien kämpfte.
Philipp wurde schließlich im Frieden von Aachen 1748 zum Herzog von Parma bestimmt, wo die Familie seiner Mutter, die Farnese, bis zu ihrem Erlöschen im Jahr 1731 regiert hatte. Am 9. März 1749 betrat er sein neues Herrschaftsgebiet, am 1. Juli übernahm er offiziell die Regierungsgeschäfte. Er begründete somit die Linie Bourbon-Parma, die mit Unterbrechungen bis 1860 herrschte. Das neue Herrschaftsgebiet umfasste die Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla und war aufgrund zahlreicher Kriege, die Philipps Bruder Karl geführt hatte, wirtschaftlich ruiniert. Der junge Herzog versuchte die wirtschaftlichen Bedingungen zu verbessern, indem er den Franzosen Guillaume Du Tillot 1759 zum Minister von Parma berief. Während seiner Amtszeit förderte der begabte Franzose Landwirtschaft, Industrie und Handel und reformierte Verwaltung und Finanzen. Auch die Kultur erlebte in dieser Zeit eine Blüte, da Du Tilliot Einrichtungen wie die Akademie der schönen Künste, das Museo d’Antichità, eine öffentliche Bücherei (Reale Biblioteca di Parma) und eine Druckerei gründete sowie lokale, italienische und ausländische Gelehrte und Künstler an den Hof von Parma berief, etwa Paolo Maria Paciaudi als Gründungsdirektor der öffentlichen Bibliothek, den Universalgelehrten Carlo Amoretti, den Historiker Claude-François-Xavier Millot sowie den Buchdrucker, Typografen und Graveur Giambattista Bodoni. In dieser Zeit erlebte das Herzogtum Parma einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung.
Der Herzog starb am 18. Juli 1765 in Alessandria, als er im Zuge der Feierlichkeiten zur Hochzeit von Maria Luisa von Bourbon-Parma mit dem damaligen Fürsten von Asturien Karl, seine jüngste Tochter nach Genua begleiten wollte.
Vorfahren
Ludwig XIV., König von Frankreich (1638–1715) | |||||||||||||
Louis von Frankreich Dauphin von Frankreich (1661–1711) | |||||||||||||
Maria Teresa von Spanien (1638–1683) | |||||||||||||
Philipp V. König von Spanien (1683–1746) | |||||||||||||
Ferdinand Maria, Kurfürst von Bayern (1636–1679) | |||||||||||||
Maria Anna von Bayern (1660–1690) | |||||||||||||
Henriette Adelheid von Savoyen (1636–1676) | |||||||||||||
Philipp von Spanien, Herzog von Parma | |||||||||||||
Ranuccio II. Farnese (1630–1694) | |||||||||||||
Odoardo II. Farnese (1666–1693) | |||||||||||||
Isabella d’Este (1635–1666) | |||||||||||||
Elisabetta Farnese (1692–1766) | |||||||||||||
Philipp Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz (1615–1690) | |||||||||||||
Dorothea Sophie von der Pfalz (1670–1748) | |||||||||||||
Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (1635–1709) | |||||||||||||
Nachkommen
- Isabella von Bourbon-Parma (1741–1763), ⚭ 1760 Joseph II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
- Ferdinand I. (1751–1802), Herzog von Parma
- Maria Luise von Bourbon-Parma (1751–1819), ⚭ 1765 Karl IV. König von Spanien
Weblinks
Vorgängerin | Amt | Nachfolger |
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Maria Theresia | Herzog von Parma 1748–1765 | Ferdinand |