Die Pinakes von Penteskouphia (neugriechisch Πίνακες από τα Πεντεσκούφια oder Πλακίδια από τα Πεντεσκούφια) sind antike griechische Tontafeln (Pinakes), die am nördlichen Abhang des Berges Kastraki unterhalb der Burg Penteskouphi südlich von Korinth entdeckt wurden.

Entdeckung

Ein Bauer aus dem Dorf Pendeskoufi entdeckte 1879 etwa 900 m nordwestlich der Burg Penteskouphi bei Raubgrabungen über 1000 Fragmente von antiken Tontafeln. Diese gelangten über Korinth und Athen in den Antikenhandel. Sechzehn dieser Tafeln erwarb der Louvre in Paris, alle weiteren kamen ins Antiquarium in Berlin. Es bestand auch Interesse, mehr über den Fundort zu erfahren, jedoch wurde der Fundort kurze Zeit später durch ein Unwetter stark verändert und so war es dem Bauern nicht mehr möglich, die genaue Lage der Pinakes anzugeben. Arthur Milchhoefer, der die näheren Fundumstände untersuchen wollte, reiste im folgenden Jahr nach Korinth. Er ermittelte als Fundort einen Abhang eines Baches und kam zu dem Urteil, dass die Pinakes ursprünglich in einem eng begrenzten Raum gelegen hatten. Es gab wenig weitere Beifunde und man fand in der Nähe auch keine Architekturfragmente. Milchhoefer vermutete, dass es sich bei dem Fundort um eine Abfallhalde eines Poseidonheiligtums handelte, da die Tafeln wohl schon zerbrochen waren, als sie dort abgelagert wurden.

Im Jahre 1905 führte Oliver Miles Washburn für die American School of Classical Studies at Athens Suchgrabungen durch und entdeckte weitere 350 Fragmente von Tontafeln. Die meisten waren jedoch zu stark verwittert und deshalb für weitere Untersuchungen wertlos. Weitere Funde waren protokorinthische und frühkorinthische Keramikscherben. Diese Funde befinden sich heute im Archäologischen Museum Korinth. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass einige neue zu bereits früher gefundenen Fragmenten passen und so ist man sich sicher, dass man entweder den ursprünglichen Fundort der Pinkakes oder die Halde, an der der Bauer Fragmente von schlechter Qualität entsorgt hatte, gefunden hat.

Beschreibung

Die Pinakes von Penteskouphia sind rechteckig, im Durchschnitt etwa 10 cm hoch, 14 cm breit und 0,5 cm dick und einseitig oder doppelseitig bemalt. Meist ist der Gott Poseidon abgebildet. Sie verfügen über ein oder mehrere Löcher, an denen sie in Tempeln oder an Bäumen aufgehängt werden konnten. Deshalb geht man davon aus, dass es sich um Votivgaben an Poseidon und Amphitrite aus einem Tempel oder einem Heiligen Hain dieser Gottheiten handelt.

Auf 20 % der Pinkaes ist Poseidon abgebildet, auf 18 % menschliche Figuren, auf 11 % Wagen und Pferde, auf 9 % andere Tiere, auf 7 % Töpfer, auf 4 % andere Handwerker und mythische Szenen und auf 2 % Schiffe. Der größte Teil von 29 % ist jedoch so schlecht erhalten, dass eine Zuordnung nicht möglich ist.

Etwa 1030 der etwa 1200 Fragmente sind im schwarzfigurigen Stil dekoriert. Meist ist die Bemalung hochwertig. Die Dekoration ist jedoch bei einigen recht einfach ausgeführt. Einige Pinakes stammen aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr., aber der größte Teil datiert ins 6. Jahrhundert v. Chr.

Manche Pinakes tragen eine Inschrift mit Buchstaben des korinthischen Alphabets des 6. Jahrhunderts v. Chr. So haben sich etwa die Vasenmaler Milonidas und Timonidas, der Holzfäller Onymon und der Töpfer Sordis als Spender verewigt.

Literatur

  • Olivier Rayet: Plaques votives en terre cuite: trouvées a Corinthe. In: Gazette archéologique Band 6, 1880, S. 101–107 (Digitalisat).
  • Adolf Furtwängler: Beschreibung der Vasensammlung im Antiquarium. Berlin 1885, Band 1, Nr. 347–955 (Digitalisat). Band 2, Nr. 3920–3924 (Digitalisat).
  • Max Fränkel: Thontäfelchen aus Korinth im Berliner Museum in Antike Denkmaeler, Band 1, Berlin 1891, S. 3–4 Tafeln 7–8 (Digitalisat).
  • Maxime Collignon: Tablettes votives de terre cuite peinte trouvées a Corinthe in Monuments grecs publiés par l’Association pour l’encouragement des études grecques en France, Band 12, 1897, S. 23–32 (Digitalisat).
  • Thontäfelchen aus Korinth im Antiquarium der Königlichen Museen zu Berlin in Antike Denkmaeler, Band 2, Berlin 1908, S. 8 Tafeln 23–24. 29–30. 39–40 (Digitalisat).
  • H. A. Geagan: Mythological themes on the plaques from Penteskouphia. In: Archäologischer Anzeiger 1970, S. 31–48.
  • Ronald S. Stroud: Penteskouphia, Corinthia, Greece. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • Maria Grazia Palmieri: Penteskouphia. Immagini e parole dipinte sui 'pinakes' corinzi dedicati a Poseidon (= Tripodes 15). Scuola Archeologica Italiana di Atene, Athen 2016. ISBN 978-960-9559-06-5 (Digitalisat).
  • Eleni Hasaki, Yannis Nakas: Ship iconography on the Penteskouphia pinakes from Archaic Corinth (Greece). Pottery industry and maritime trade. In: Jerzy Gawronski, André van Holk, Joost Schokkenbroek (Hrsg.): Ships and maritime landscapes. Proceedings of the13th International Symposium on Boat and Ship Archaeology. Eelde 2017, ISBN 978-94-92444-14-1, S. 66–72 (Digitalisat).
  • Eleni Hasaki: Potters at Work in Ancient Corinth. Industry, Religion, and the Penteskouphia Pinakes (= Hesperia Supplement 51). American School of Classical Studies at Athens, Princeton 2021, ISBN 978-0-87661-553-9.
  • Stefan Anton Distler: Bauern und Banausen. Darstellungen des Handwerks und der Landwirtschaft in der griechischen Vasenmalerei. Reichert Verlag, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-95490-321-4.
Commons: Pinakes von Penteskouphia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Iakovos Ch. Dragatsis: Πινάκια Κορινθιακά in Παρνασσός. Σύγγραμμα Περιοδικόν κατά μήνα εκδιδόμενον Band 5, Athen 1881, S. 134–139 (Digitalisat).
  2. Adolf Furtwängler: Beschreibung der Vasensammlung im Antiquarium. Band 1, Berlin 1885, S. 47 (Digitalisat); Arthur Milchhoefer in: Archäologische Zeitung Band 38, 1880, S. 195 (Digitalisat).
  3. Oliver Miles Washburn: Excavations at Corinth in 1905. In: American Journal of Archaeology Band 10, 1906, S. 19–20 (Digitalisat).
  4. John Boardman: Early Greek Vase Painting. London 1998, S. 185.
  5. Rezension von Marton Andras in der Bryn Mawr Classical Review 2023.02.14 (französisch).
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