Plungė
Wappen Flagge
Staat: Litauen Litauen
Bezirk: Telšiai
Rajongemeinde: Plungė
Koordinaten: 55° 55′ N, 21° 51′ O
Fläche (Ort): 11,8 km²
Gemeindefläche: 1.105 km²
 
Einwohner (Ort): 23.212 (2008)
Bevölkerungsdichte: 1.967 Einwohner je km²
Einw. (Gemeinde): 43.580
Bevölkerungsdichte: 39 Einwohner je km²
Zeitzone: EET (UTC+2)
Telefonvorwahl: (+370) 448
Postleitzahl: 90001
 
Status: Rajongemeinde
Gliederung: 1 Stadtamt (Kernstadt),
10 weitere Amtsbezirke
 
Bürgermeister: Elvyra Lapukiene
Postanschrift: Vytauto str. 12
5640 Plunge
Website:
Plungė

Plungė anhören (dt. Plungen; polnisch Płungiany; jiddisch פלונגיאן, Plungian; russisch Плунге) ist eine Stadt und Sitz der Rajongemeinde Plungė im Bezirk Telšiai im Nordwesten Litauens.

Geschichte

Der Ort wurde erstmals 1567 erwähnt, das Stadtrecht wurde 1792 verliehen. Historisch liegt es in der Region Niederlitauen. Im Jahr 2009 war die Plungė Kulturhauptstadt Litauens.

Plungė hatte bis zum Überfall auf die Sowjetunion durch die Deutschen eine große jüdische Gemeinde. Der Beginn der Besiedlung durch Juden ist unklar, im Jahr 1937 wurden aber Grabsteine aus dem 16. Jahrhundert gefunden. Schriftlich erwähnt werden Juden im frühen 18. Jahrhundert durch den Bischof Motiejus Valančius in seiner Geschichte des Bistums Samogitien: Im Jahr 1719 erlaubte der Bischof Aleksander Horain die Errichtung einer Synagoge, solange diese weniger hoch als die christliche Kirche errichtet werde. Tatsächlich wurde sie höher und der städtische Priester verlangte den Abbau des Daches. Um dies zu verhindern, zahlten die Juden eine jährliche Steuer in Höhe von 30 tynfs. Die Synagoge wird für das Jahr 1769 noch einmal erwähnt.

Mitte des 19. Jahrhunderts lebten etwa 2.500, beim Einmarsch der deutschen Truppen Ende Juni 1941 noch etwa 1.800 Juden in der Stadt. Litauische Aufständische, die gegen die Besatzung durch die Sowjetunion kämpften, verfolgten unmittelbar nach dem Rückzug der Roten Armee und der vorläufigen Übernahme der Stadtverwaltung Ende Juni bis Mitte Juli 1941 Kommunisten und Juden. Kurz vor dem Einmarsch der deutschen Armee kam es zu einzelnen Morden an Juden durch die Bevölkerung und zum Plungé Pogrom einer der bekanntesten Täter Jonas Noreika, die jüdischen Bewohner wurden in der Großen Synagoge und dem shulhoyf, dem jüdischen Gemeindekomplex, gebracht, eingesperrt und später ermordet.

Mitte Juli 1941 brach in dieser Situation aus ungeklärter Ursache ein großer Brand in der Stadt aus, für den Juden verantwortlich gemacht wurden. Unmittelbar darauf, vom 13. bis zum 15. Juli 1941, wurden 2.200 Juden der Stadt und der Umgebung erschossen und in Massengräbern verscharrt. Die jüdische Gemeinde war damit bis auf wenige Personen, die sich mit der Roten Armee entfernt hatten, ausgelöscht.

Wirtschaft und Infrastruktur

Einer der Hauptarbeitgeber in Plungė ist der Fischprodukthersteller Vičiūnų grupė. Das Amtsgericht Plungė, das eine Historie zurück bis 1926 hatte, wurde 2018 aufgelöst.

Städtepartnerschaften

Partnerstädte von Plungė sind:

In Plungė geboren

Literatur

  • Leonid Olschwang: Die Mörder werden noch gebraucht. In: Der Spiegel. Nr. 17, 1984, S. 123–126 (online 23. April 1984, Ungefähr 2000 der 7000 Einwohner Plunges waren jüdischen Glaubens).
  • Alexander Kruglov, Geoffrey P. Megargee: Plungė. In: Martin Dean (Hg.): The United States Holocaust Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945, Bd. 2: Ghettos in German-Occupied Eastern Europe, Teilband B. Indiana University Press, Bloomington 2012, ISBN 978-0-253-00227-3, S. 1105.
Commons: Plungė – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Płungiany – Reiseführer (polnisch)

Einzelnachweise

  1. Aliza Cohen-Mushlin: Synagogues in Lithuania N-Ž. VDA leidykla, 2010, ISBN 978-6-094-47004-2, S. 37 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. 1 2 Gedenkorte Europa - Plungė - Bezirk Telšiai, abgerufen am 3. März 2019
  3. Jonas Noreika – In Search of the Truth — Silvia Foti Investigates Jonas Noreika. Abgerufen am 13. Juni 2021 (amerikanisches Englisch).
  4. Glossar zu Begriffen der jüdischen Gemeinden in Litauen (PDF; 1,4 MB)
  5. DER SPIEGEL: »Die Mörder werden noch gebraucht«. Abgerufen am 13. Juni 2021.
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