Unter dem englischsprachigen Begriff Precision Farming wird ein Verfahren der ortsdifferenzierten und zielgerichteten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen verstanden. Der Begriff umfasst eine Teilmenge von digitalen Verfahrenstechniken im Rahmen der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Ziel des „Präzisionsackerbaus“ ist es dabei, die Unterschiede des Bodens und der Ertragsfähigkeit innerhalb eines Feldes zu berücksichtigen. Alternative Bezeichnungen sind: Präzisionslandwirtschaft, teilschlagbezogene Landwirtschaft, Teilschlagbewirtschaftung, Computer-Aided Farming (CAF), lokales Ressourcenmanagement.
Die Positionen der Bearbeitungsmaschinen werden auf den Flurstücken erfasst und die Maschinen wiederum erfassen und dokumentieren die Kennwerte (zum Beispiel Ertrag) schon während der Bearbeitung. Diese Daten werden dann ausgewertet und die anschließende Bodenbewirtschaftung, zum Beispiel die Düngung, kann darauf abgestimmt werden. Diese Bewirtschaftung wird teilflächenspezifisch genannt, da innerhalb eines großen Feldes (Schlag) die Auswirkungen unterschiedlicher Böden berücksichtigt werden können.
Die kleinräumige Boden- und (Pflanzen-)Bestandsführung ermöglicht eine gezieltere Saat bzw. Düngung und kann damit zu Einsparungen bei Betriebsmitteln und einer ökologischen Entlastung durch geringeren Einsatz von Herbiziden und mineralischen Düngern führen bzw. zum kompletten Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden. Die Datenerfassung erlaubt auch die Verwendung von „digitalen Karten“ (geographischen Informationssystemen, GIS) zur Planung zukünftiger Bewirtschaftungsmaßnahmen und zum Nachweis bereits erfolgter Bewirtschaftungsmaßnahmen gegenüber staatlichen Stellen im Rahmen von Förderungsmaßnahmen.
Sie ist verflochten mit der Agriculture 4.0, wo Roboter (wie beispielsweise das Opensource-Projekt FarmBot) und Drohnen Traktoren ersetzen und der Bodenverdichtung entgegenwirken.
Die Maschinen und Geräte für das Precision Farming verwenden zur Positionsbestimmung innerhalb eines Feldes dabei in der Regel Navigationssysteme (sensorgesteuert) und GPS-Empfänger sowie spezielle Ausrüstungen für eine teilflächenspezifische Ausbringung von Betriebsmitteln. Im Jahr 2010 arbeiteten rund acht Prozent der Betriebe mit Precision Farming.
Erste Schritte sind die Ermittlung von Bodeneigenschaften und Nährstoffgehalte der einzelnen Teilflächen durch Bonitur und Bodenproben. Von Vorteil sind markenunabhängige Kommunikationssysteme wie der ISOBUS.
In Deutschland bietet die Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) den Studiengang Precision Farming an. Das Studium wird mit einem Bachelor of Science abgeschlossen.
Siehe auch
Weblinks
- European Conference on Precision Agriculture
- Forschungsverbundprojekt pre agro
- Forschungsschwerpunkt PIROL an der Hochschule Osnabrück
- Forschungsbereich Automatisierungstechnik des Johann Heinrich von Thünen-Institut
- KTBL-Info
- Gesellschaft für Informatik in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (GIL)
- Eintrag im Lexikon der Fernerkundung: Precision Farming (PF) und Fernerkundung
- Potenziale und Grenzen teilflächenspezifischer N-Düngung in Schleswig-Holstein (Precision Farming)
- Einsatzgebiete von Drohnen in der Landwirtschaft
Einzelnachweise
- ↑ FarmBot | Open-Source CNC Farming. Abgerufen am 26. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Marken, Firmen, Techniktrends profi 2009
- ↑ Selbständige Helfer (PDF; 1,7 MB), Neue Landwirtschaft, 06/2010
- ↑ https://www.th-owl.de/studium/angebote/studiengaenge/detail/precision-farming/