Strukturformel
1:1-Gemisch aus (R)-Form (oben) und (S)-Form (unten)
Allgemeines
Freiname Ranolazin
Andere Namen
  • (RS)-N-(2,6-Dimethylphenyl)-2-[4-[2-hydroxy-3-(2-methoxyphenoxy)-propyl]piperazin-1-yl]acetamid
  • (±)-N-(2,6-Dimethylphenyl)-2-[4-[2-hydroxy-3-(2-methoxyphenoxy)-propyl]piperazin-1-yl]acetamid
  • DL-N-(2,6-Dimethylphenyl)-2-[4-[2-hydroxy-3-(2-methoxyphenoxy)-propyl]piperazin-1-yl]acetamid
Summenformel C24H33N3O4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 95635-55-5
EG-Nummer (Listennummer) 620-450-7
ECHA-InfoCard 100.149.259
PubChem 56959
ChemSpider 51354
DrugBank DB00243
Wikidata Q907104
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C01EB18

Wirkstoffklasse

Koronarmittel

Wirkmechanismus

Natrium-Calcium-Kanal-Hemmer

Eigenschaften
Molare Masse 427,54 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Ranolazin (Handelsname Ranexa®; Hersteller Berlin-Chemie resp. Menarini) ist ein antianginöser Arzneistoff aus der Gruppe der Piperazinderivate, der zur Zusatzbehandlung der stabilen Angina pectoris eingesetzt wird. Ranolazin wirkt über eine Absenkung der Natrium- und Calciumüberlast gegen die Minderdurchblutung des Herzmuskels.

Klinische Angaben

Zugelassene Anwendungsgebiete

Ranolazin ist zur Linderung von Brustschmerzen bei unzureichender Blutversorgung des Herzens (stabile Angina pectoris) zugelassen. Es darf nur zusätzlich zu einer bestehenden Behandlung von solchen Patienten eingesetzt werden, deren Erkrankung durch andere Arzneimittel, wie Betablocker oder Calciumantagonisten, nicht ausreichend kontrolliert ist, oder bei Patienten, die diese Arzneimittel nicht vertragen.

Unerwünschte Wirkungen

Die folgenden unerwünschten Wirkungen wurden häufig während einer Behandlung mit Ranolazin beobachtet: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwindel, Verstopfung und Schwächegefühl.

Wechselwirkungen mit anderen Stoffen

Ranolazin wird vorwiegend über das Cytochrom P450 3A4 und das Cytochrom P450 2D6 verstoffwechselt. Ebenso wirkt es als Hemmstoff auf das Cytochrom P450 3A4 und das P-Glykoprotein Über diesen Stoffwechselweg sind zahlreiche Wechselwirkungen bekannt. Ebenso kann Ranolazin die QT-Zeit verlängern und sollte nicht zusammen mit Medikamenten eingesetzt werden, die ihrerseits selbst die QT-Zeit verlängern. Der Apotheker muss daher bei jeder Abgabe von Ranolazin eine Patienten-Informationskarte (PIK) mit Risikohinweisen aushändigen.

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkmechanismus

Es wird angenommen, dass Ranolazin den Einstrom von Natriumionen in die Herzmuskelzellen vermindert. Dies wiederum soll die Aktivität von natriumabhängigen Natrium-Calcium-Austauschern erhöhen. Damit sinkt die Zahl der einströmenden Calciumionen ab. Calciumionen sind für die Kontraktion des Herzmuskels notwendig. Ranolazin trägt durch eine Verminderung des Calciumeinstroms zur Entspannung des Herzmuskels in der Diastole bei, dadurch wird die Blutzufuhr für den Herzmuskel verbessert und somit die Angina-pectoris-Beschwerden gelindert.

Chemische Informationen

Ranolazin enthält ein Stereozentrum und ist damit ein chiraler Stoff. Es gibt zwei Enantiomere des Ranolazins, die (R)-Form und die (S)-Form. Der Arzneistoff ist ein 1:1-Gemisch (Racemat) der Enantiomere. Beide Enantiomere sind pharmakologisch aktiv.

Kritik

Die Europäische Arzneimittelagentur stellt fest, dass die Wirksamkeit von Ranexa bei der Verbesserung der Symptome von Patienten mit stabiler Angina pectoris mäßig ist, dass es jedoch bei Patienten, die auf andere Arzneimittel nicht vollständig angesprochen haben, von Nutzen sein kann. Die Prognose der Koronaren Herzkrankheit wird nach der randomisierten Studie MERLIN-TIMI 36 mit 6500 Patienten mit akutem Koronarsyndrom nicht signifikant verbessert. Das arznei-telegramm erachtet die Nutzen-Schaden-Bilanz von Ranolazin beim derzeitigen Kenntnisstand als negativ. In einer im Januar 2016 in The Lancet veröffentlichten Studie wirkt Ranolazin bei über 2600 Studienteilnehmern nach Koronarangioplastie nicht verbessernd auf die Prognose bezüglich erneuter koronarer Durchblutungsstörung oder erneuter Einweisung in ein Krankenhaus.

Geschichtliches

Ranolazin wurde 1987 erstmals in der zugänglichen Literatur beschrieben. Es wurde zunächst bei Syntex (heute Bestandteil von Roche) entwickelt und 1996 an die Firma CV Therapeutics auslizenziert.

2006 erfolgte in den USA die Erstzulassung als Arzneimittel. Dort wurde Ranolazin durch die Firma CV Therapeutics unter dem Warenzeichen Ranexa in den Handel gebracht. Die EU-Zulassung wurde Mitte 2008 unter dem Handelsnamen Latixa erteilt. Wenige Wochen später wurde der Handelsname auch für die EU auf Ranexa umgestellt. In der Schweiz ist Ranolazin seit April 2010 zugelassen.

Ranolazin wird in der EU durch die italienische Firma Menarini, in Deutschland durch deren Tochterfirma Berlin-Chemie vertrieben.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Ernst Mutschler, Gerd Geislinger, Heyo K. Kroemer, Sabine Menzel, Peter Ruth: Mutschler Arzneimittelwirkungen – Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, 10. Auflage, Stuttgart, 2013, S. 538.
  3. Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (PDF; 298 kB), Stand: Juli 2008, Website der Europäische Arzneimittelagentur, abgerufen am 11. Dezember 2012.
  4. Ranexa (Ranolazin): Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit (PDF; 44 kB) EMA; abgerufen am 8. August 2010.
  5. DA Morrow, BM Scirica, E Karwatowska-Prokopczuk, SA Murphy, A Budaj, S Varshavsky, AA Wolff, A Skene, CH McCabe, E Braunwald: Effects of ranolazine on recurrent cardiovascular events in patients with non-ST-elevation acute coronary syndromes: the MERLIN-TIMI 36 randomized trial. PMID 17456819.
  6. Shelley Wood: MERLIN TIMI-36: Ranolazine fails for ACS, but safety record may bode well for angina labeling. theheart.org, 7. März 2007.
  7. Ranolazin (Ranexa) bei chronisch stabiler angina pectoris. In: arznei-telegramm, 2009, 40, S. 26–27.
  8. Giora Weisz, Philippe Généreux u. a.: Ranolazine in patients with incomplete revascularisation after percutaneous coronary intervention (RIVER-PCI): a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. In: The Lancet, 387, 2016, S. 136, doi:10.1016/S0140-6736(15)00459-6.
  9. MC Allely, BJ Alps, AT. Kilpatrick: The effect of the novel anti-anginal compound RS 43285 on lactic acid, [K+] and pH in a canine model of transient myocardial ischaemia. In: Biochem Soc Trans, 1987, 15, S. 1057–1058.
  10. R. Jones: Ranolazine (Roche Bioscience). In: IDrugs, 1999, 2, S. 1353–1362. PMID 16113967.

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