Rastafari (deutsche Aussprache [ˌʁastaˈfaːʁi], in Jamaika meist [ˌɹastafaˈɹaɪ], häufig zu Rasta abgekürzt; auch Rastafarianismus) ist eine in Jamaika in den 1930er Jahren entstandene und weltweit verbreitete Bewegung, Subkultur und als religiöse Gruppe entstandene Glaubensrichtung, die dem Christentum entsprungen ist und viele alttestamentliche Bezüge aufweist. Die Bewegung lehrt aufgrund der Prophezeiung Marcus Garveys bezüglich der Krönung eines schwarzen Königs in Afrika, der die Befreiung der Schwarzen bringen würde, die Göttlichkeit des äthiopischen, von 1930 bis 1974 regierenden Kaisers Haile Selassie (1892–1975). Zum spirituellen Ritus gehört unter anderem der Konsum von Cannabis. Manche Rastas tragen Dreadlocks.
Begriffsherkunft
Der Begriff Rastafari leitet sich vom Prinzennamen des äthiopischen Kaisers Haile Selassie, nämlich Lija Ras Täfärí Mäkonnen (ልጅ ራስ ተፈሪ መኰንን) ab. „Ras“ bedeutet in der amharischen Landessprache Äthiopiens neben „Kopf“ auch „Fürst“ und war damit einer der höchsten Titel am äthiopischen Kaiserhof. Er stand damals nur den Verwaltern der größten Provinzen zu und war der höchste militärische Dienstgrad, den nur der Kaiser verleihen konnte. Auch einigen hohen Würdenträgern der koptischen Kirche stand das Recht zu, den Titel eines Ras zu führen. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Titel häufiger verwendet. Ein Ras hatte das Recht, 24 Zeremonientrommeln (Negarits) zu führen. Der Titel ist in der Bedeutung ungefähr einem Herzog vergleichbar.
Bewegung
Die Rastafari sind eine typische Heilserwartungsbewegung und soziale Bewegung. Ihre Hauptmerkmale sind: Die Anerkennung Haile Selassies als wiedergekehrter Messias und lebendiger Gott auf Erden, die Ablehnung des westlichen politischen Systems (das sie als Babylon-System oder Babylon bezeichnen und als korrupt und diskriminierend ansehen) sowie der Kampf für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung. Die schwarze Bevölkerung in Jamaika und den USA war großteils religiös, viele interpretierten die Bibel aber in eigenem Interesse und verstanden sich als das Volk Mose, welches in der Fremde versklavt wurde und zurück ins gelobte Land geführt werden wollte, welches aber nicht in Palästina, sondern im ebenfalls in der Bibel erwähnten Äthiopien zu finden sei. In Zusammenhang mit der Gründung der Rastafari-Bewegung in Jamaika steht Marcus Garvey, der Gründer der Back-to-Africa-Bewegung. Garvey sagte in den 1920er Jahren die Krönung eines mächtigen schwarzen Königs in Afrika voraus. Damals war Jamaika noch zu England zugehörig und der englische König George V hatte ein hohes Ansehen unter den Jamaikanern, was Schwarzenaktivisten als Teil des Problems ansahen. Die Krönung Haile Selassies (amharisch für „Macht der Dreifaltigkeit“) zum Kaiser von Abessinien im Jahr 1930 wurde als Erfüllung dieser Prophezeiung gewertet, auch wenn er selbst stets abgelehnt hat, der Messias zu sein. Einige Rastafaris ließen später die Idee von der Göttlichkeit Haile Selassies fallen und wandten sich der christlichen Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche zu.
- Hauptquartier der Twelve Tribes of Israel in Shashemene
Unter den Rastafaris gibt es verschiedene Strömungen, von denen sich manche zu sogenannten „Houses“ zusammengeschlossen haben, z. B. Nyahbinghi, Bobo Ashanti oder die Zwölf Stämme (Twelve Tribes of Israel, 1968 gegründet von Vernon Carrington). Heute bekennen sich etwa 24.000 der drei Millionen Jamaikaner zum Rastafari-Glauben. Weltweit gab es im Jahr 2007 etwa 600.000 Rastafaris. Der Sondergruppe der „Freeminds / House of Nyabinghi“ wurden 2009 zwischen 500 und 2000 Anhänger zugerechnet, und 170 Personen gehörten 2003 den „Twelve Tribes of Israel“ an.
Symbole
Die Farben der Rastafari-Bewegung sind Rot, Gold (bzw. Gelb) und Grün, wie die Farben der äthiopischen Nationalflagge in umgekehrter Reihenfolge.
Sie haben für die Rastas symbolische Bedeutungen:
- Rot für das Blut der Märtyrer
- Gold für den Reichtum Afrikas
- Grün für die Vegetation Äthiopiens und die Hoffnung auf Rückkehr
Eine zusätzliche Symbolik erhalten die Farben durch ihre Verwendung als Panafrikanische Farben seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Als Symbol der äthiopischen Monarchie steht der Löwe von Juda.
Heilige Schriften
Wichtigste Quelle der Rastafari-Bewegung sind verschiedene Abschnitte der christlichen Bibel, vor allem die Offenbarung des Johannes im Neuen Testament. Manche Rastas schätzen aber auch die besonderen Bücher der äthiopischen Bibel, darunter das Äthiopische Henochbuch, das Buch der Jubiläen und das Kebra Negest. Außerdem spielen einige Texte der ersten Rastas wie The Promised Key von Leonard P. Howell oder die Holy Piby von Robert Athlyi Rogers eine Schlüsselrolle in der Entstehung der Rastafari-Bewegung.
Religion
Rastas verwenden für Gott die Bezeichnung „Jah“ (in englischer Aussprache Dschah), eine Kurzform des hebräischen Gottesnamens JHWH. Unter den Rastafari herrscht die Auffassung, dass Gott drei Mal in Gestalt eines Menschen auf der Erde erschien: Die erste Inkarnation in der Gestalt des Melchisedek, die zweite als Jesus Christus und die dritte und letzte als Haile Selassie I., der die Sieben Siegel öffnet und das Armageddon (bei Rastas auch Armagideon genannt) einleitet. Haile Selassie gilt den Rastas als die in der Bibel angekündigte Wiederkehr Jesu Christi. Im Gegensatz zu Juden, Christen und Muslimen warten die Rastas demnach nicht mehr auf das (gegebenenfalls erneute) Erscheinen des Messias, sondern sehen dieses bereits durch die Krönung Haile Selassies als erfüllt an. Die oft benutzten Ausdrücke „Auserwählter Gottes“ und „Siegreicher Löwe von Juda“ sind jedoch nicht, wie oft angenommen, die Krönungstitel Selassies, sondern Teil eines Glaubensbekenntnisses, mit dem die äthiopischen Kaiser traditionell ihre Briefe eingeleitet haben.
Ein weiterer Grundsatz ist die Forderung nach Repatriierung, also der Rückkehr in die afrikanische Heimat ihrer Vorfahren, die als Sklaven nach Amerika verschleppt wurden. Äthiopien wird hierbei als Zion und Ort des ewigen Lebens angesehen – Jamaika, wohin die Vorfahren vieler Rastas als Sklaven verschleppt worden waren, dagegen als Hölle. Inzwischen wurde die körperliche Rückkehr nach Afrika in eine „spirituelle Rückkehr“ umgedeutet; dennoch sind einige Rastafari nach Afrika übergesiedelt und haben dort eigene Gemeinden gegründet, beispielsweise im äthiopischen Shashemene. Viele Rastafari akzeptieren allerdings ihr Leben auf Jamaika oder in anderen Ländern und streben nach einer „geistigen Rückkehr“ in die afrikanische Heimat. Es geht hierbei darum, den kulturellen Bruch, der durch die Versklavung ihrer Vorfahren entstand, zu überwinden, und sich positiv mit ihrer afrikanischen Herkunft zu identifizieren.
Kultur
Traditionelle Geschlechterrollen
Prinzipiell wird der Mensch als Individuum verstanden und somit auch die freie Meinung akzeptiert. Andererseits berufen sich manche Gruppierungen auf die strengen Reinheitsvorschriften des Alten Testaments. Es finden sich auch patriarchalische Strukturen; so wird z. B. der Frau die Pflicht auferlegt, ihren Kopf zu bedecken, ihren Mann zu umsorgen und ihm treu zu sein – auch wenn er es selbst nicht ist.
Schwulen- und Lesben-Feindlichkeit
Homosexualität wird von vielen Rastafarians mit Bezug auf die Bibel abgelehnt. Die Musik einiger Rastafari-Künstler gerät seit Anfang der 2000er Jahre wegen homophober Texte, sogenannter Battyman-Tunes, in die Kritik. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass jamaikanische Reggae-Künstler, die nicht dem Rastafari-Kult anhängen, nicht weniger homophobe Texte verwenden. Manche, wie Buju Banton, haben sich erst im Verlauf ihrer Karriere zum Rastafarianismus bekannt und sind nur vor ihrer Konvertierung mit homophoben Texten aufgefallen. Die Homophobie mancher Liedtexte lässt sich daher möglicherweise weniger auf den Rastafarianismus zurückführen als auf die homophobe Kultur der jamaikanischen Gesellschaft.
Ernährung, Genussmittel
Grundsätzlich lehnen die Rastafarians Alkohol sowie Tabak sowie die in Levitikus verbotenen Speisen ab und ernähren sich in den meisten Fällen ohne tierische Produkte und Salz (I-tal). Sie glauben, dass sich der Mensch im Anfang der Schöpfung ausschließlich von Kräutern und Früchten ernährte. Dabei berufen sie sich auf 1 Mos 1,29 : „Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles samentragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samentragende Baumfrucht ist: es soll euch zur Nahrung dienen.“
Viele von ihnen, aber nicht alle, konsumieren gemeinsam auf rituelle Weise Hanf als Rauschmittel bzw. Marihuana (im Rastafari-Slang Ganja), das sie zum Meditieren oder zum „Reasoning“, d. h. Nachdenken oder Mit anderen debattieren, nutzen. In Anlehnung an Offb 22,2 , „die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker“, wird Hanf auch als healing of the nation, „Heilung der Völker“, bezeichnet. Konsumiert wird das Rauschmittel häufig mit einer Chalice.
Körper
Einige Rastafaris tragen Dreadlocks und ungestutzte Bärte als Ausdruck ihrer Verbundenheit mit Gott. Die Dreadlocks sind außerdem ein Symbol für Naturverbundenheit und erinnern an die Mähne des Löwen von Juda. Sie wurden ebenfalls als Symbol der Abgrenzung zu der westlichen Ästhetik der „weißen Unterdrücker“ und somit als Zeichen des Widerstands verstanden. Einige Rastafaris haben auch das Gelübde des Nasiräers abgelegt, was die charakteristischen Dreadlocks und die langen Bärte zur Folge hat.
Einige Rastas lehnen das Tragen von Körperschmuck (Piercings und Tattoos) ab.
Weiße Rastas
Die Bewegung hat ihren Ursprung in der schwarzen Bevölkerung. Dabei kann die im Rastafari-Glauben fest verankerte Rückkehr ins Mutterland – nach Äthiopien bzw. Afrika allgemein – den weißen Rastafarians ebenfalls als Ziel gelten, da Äthiopien lange Zeit als Wiege der Menschheit galt. Inzwischen sind jedoch ältere Überreste des Homo sapiens aus Djebel Irhoud in Marokko bekannt. Eine übergeordnete, umfassende Institution bzw. Kirche, die z. B. Glaubensgrundsätze festlegen könnte, fehlt im Rastafari-Glauben, so dass die Voraussetzungen für eine Zugehörigkeit zur Bewegung nicht klar festgelegt sind. Der bekannteste afrikanische Reggae-Sänger Alpha Blondy betont in einem Lied, dass es nicht nötig ist schwarz zu sein (nicht Dreadlocks zu haben, nicht Ganja zu rauchen), um ein Rasta zu sein.
Reggae-Musik
International bekannt wurden die Rastafaris seit den 1970er Jahren hauptsächlich durch die Reggae-Musik, zum Beispiel von Bob Marley, Peter Tosh, Bunny Wailer und Dennis Brown. Auch im populären Dancehall-Reggae finden sich einige Musiker, die der Rastafari-Religion angehören, z. B. Capleton. Gleichzeitig stehen jedoch viele Rastas, z. B. bis vor kurzem die Bobo Ashanti, der Reggaemusik kritisch gegenüber oder lehnen sie kategorisch ab.
Sprache
Die jamaikanischen Rastafari sprechen das auf der Insel übliche Patois, allerdings mit einer ganzen Reihe Rastafari-spezifischer Wörter versetzt, die von anderen Patois-Sprechern nicht gebraucht werden. Diese Wörter werden auch teilweise ins Englische eingesetzt.
Hauptmerkmal dieser Begriffe ist, dass sie mit einem meist großgeschriebenen „I“ verfremdet wurden, das sowohl das englische Wort „ich“ als auch die Ziffer „eins“ des römischen Zahlensystems symbolisiert, die im Titel Haile Selassies vorkommt. Die Rastafari-spezifische Sprache wird von Rastafarians selbst „Iyaric“ genannt.
Bekannte Beispiele sind „I and I“ für „ich“ bzw. „wir“. Durch die Vermeidung des Ausdrucks „du“ (also „me and you“) soll die Einheit der einzelnen Individuen untereinander und mit Gott ausgedrückt werden.
Einzelne Anhänger der Bewegung oder gemeinhin einzelne Personen nennt man dementsprechend Bredren bzw. Idren („Brüder“), bei weiblichen Rasta Sistren, Sister („Schwestern“), Daughter bzw. Iawata („Tochter“).
Viele Wörter oder Wortteile wurden auch durch ihr Gegenteil ersetzt. Das auffallendste Beispiel ist das Wort „verstehen“ – englisch „to understand“ – das von den Rastafarians durch „to overstand“ ersetzt wurde, da sie das ursprüngliche Wort als Atavismus aus der Sklaverei sehen und daher als erniedrigend empfinden. Ein weiteres Beispiel ist das Wort „cigarette“, das in englischer Aussprache als „see-garette“ verstanden werden kann. Da das Tabakrauchen als negativ und die Sicht trübend gilt, wird stattdessen „blindgarette“ verwendet. Auch werden Wörter dahingehend verändert, dass sie ihren „wahren Charakter“ offenbaren. Aus „television“ wird so „tell-lie-vision“ oder aus „Israelite“ „His-real-light“.
Eine geregelte Rechtschreibung für diese Begriffe existiert nicht, so dass unterschiedliche Schreibweisen gebräuchlich sind.
Iyaric | Englisch | Deutsch |
---|---|---|
I and I | I, we | ich, wir |
Irie | free, happy, good | frei, glücklich, gut |
Ites | heights | Höhen (spirituell; auch im Sinne von „high“ durch Cannabiskonsum) |
I-tal | vital | „ökologisch“ gekocht nach bestimmten Rasta-Regeln |
Ises | praises | Lobpreisungen |
most I | most high | Allerhöchster = Gott |
politricks | politics | Politik |
baldhead | baldhead | Kahlkopf = jemand ohne Dreadlocks = Unterdrücker |
to overstand (Iverstand) | to understand | verstehen |
downpressor | oppressor | Unterdrücker |
blindgaret | cigarette | Zigarette |
truebrary | library | Bibliothek |
shitstem | system | (unterdrückendes, fehlerhaftes) System (vgl. Babylon-System) |
Politische Bedeutung
Trotz ihrer vornehmlich religiösen Ausrichtung begannen die Rastafari von den 1940er Jahren an eine wachsende Rolle in der Politik Jamaikas einzunehmen. Eine mediale und programmatische Grundlage dafür schuf die von 1939 an erscheinende Zeitung New Times and Ethiopia News der Herausgeberin Sylvia Pankhurst, die intensiv über das Staatswesen und die Gesellschaft Äthiopiens berichtete. Zudem standen viele intellektuellen Protagonisten der Bewegung im Austausch mit den stärker politisch ausgerichteten Teilen der panafrikanischen Bewegung.
Beginnend mit den 1930er Jahren nutzten Rastafari Gerichtsprozesse, bei denen sie angeklagt waren, für öffentliche Ansprachen, die gerne von der Presse aufgegriffen wurden. Dabei ging es in erster Linie um die Anerkennung als eigenständige Religion, doch zunehmend formulierten die Rastafari dabei auch politische Aussagen, meist Kritik am Kolonialismus und an Befangenheit im Justizsystem oder propagierten die eigene Zugehörigkeit zum äthiopischen Staat. Von den 1950er Jahren an organisierte die Bewegung auch öffentliche Versammlungen und Demonstrationszüge zur Verbreitung ihrer politischen Ansichten.
Der erste Versuch, ein eigenes, von der kolonialen Staatlichkeit autonomes Gemeinwesen zu bilden, dürfte die 1941 gegründete Kommune „Pinnacle“ unter der Führung von Leonard P. Howell gewesen sein, die über eine eigene Gesetzgebung sowie eine rudimentäre Krankenversicherung verfügte und deren Mitglieder zum Teil Steuerzahlungen an den jamaikanischen Staat bzw. die britische Kolonialverwaltung verweigerten. In den frühen 1950er Jahren wurde ein eigener Polizeidienst eingerichtet, der in einigen Fällen staatlichen Polizisten gewaltsam den Zutritt verwehrte. Andere Gruppen innerhalb der Bewegung versuchten sich mit eigenen Gerichtssystemen, der Ausgabe von passähnlichen Dokumenten oder der Beanspruchung der äthiopischen Staatsbürgerschaft vom jamaikanischen Staat zu lösen.
Das Verhältnis der Rastafari zur konkreten jamaikanischen Politik schwankte in den 1940er und 1950er Jahren zwischen Ablehnung wegen der als notorisch wahrgenommenen Unaufrichtigkeit und Korruption und einer aktiven Einflussnahme. So forderte Howell 1944 seine Anhänger zur Stimmabgabe für die People’s National Party (PNP) auf. Es blieb die einzige Aufforderung dieser Art. Dennoch wurden die Rastafari in der folgenden Zeit von der PNP als Wählerreservoire umworben. Im Gegenzug betrachtete die Jamaica Labour Party (JLP) als zweiter bedeutender Partei der Insel die Bewegung und insbesondere die Pinnacle-Kommune als Bedrohung. JLP-Gründer Alexander Bustamante ließ nach seinem Amtsantritt als Chief Minister im Jahr 1953 die Kommune auflösen. Auch kommunistische Gruppen suchten in den 1950er und 1960er Jahren den Austausch mit den Rastafari.
Die Strömung Bobo Ashanti innerhalb der Rastafari setzte sich bereits kurz nach ihrer Gründung 1958 massiv für eine „Repatriierung“ nach Afrika ein. Ihre Anhänger beriefen sich dabei insbesondere auf Artikel 15 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und formulierten mehrere entsprechende Aufrufe an die Vereinten Nationen, die jedoch keine Beachtung fanden. Dennoch nahm die blaue UN-Flagge in der Bildkultur von Bobo Ashanti einen bedeutenden Platz ein.
Von 1960 an begannen sich die Bewegung und der jamaikanische Staat anzunähern. Ein Baustein war eine in diesem Jahr publizierte Studie der University of the West Indies, die den Rastafari eine gewisse Legitimation als gesellschaftliche Gruppe zusprach. Im gleichen Jahr wirkten Vertreter der Rastafari offiziell an der Volkszählung in ihren Gemeinschaften mit. 1961 wurden drei Rastafari in einer Regierungsdelegation aufgenommen, die Afrika bereiste, um die Möglichkeiten für diplomatische Beziehungen zu dortigen Staaten auszuloten.
Literatur
- Volker Barsch: Rastafari. Von Babylon nach Afrika. Ventil-Verlag, Mainz 2003, ISBN 978-3-930559-97-8.
- Boris Lutanie: Introduction au Mouvement Rastafari. Esprit Frappeur, Paris 2000, ISBN 978-2-84405-116-5.
- Lloyd Bradley: Bass Culture. Der Siegeszug des Reggae. Hannibal, Höfen 2003, ISBN 978-3-85445-209-6.
- Girma Gebre-Selassie: Babylon muss fallen. Die Rasta-Bewegung in Jamaica. Raymond Martin Verlag, Markt Erlbach 1989, ISBN 3-88631-207-0.
- Helene Lee: Der erste Rasta. Hannibal, Höfen 2000, ISBN 978-3-85445-178-5.
- Peter M. Michels: Rastafari. Trikont, München 1979, ISBN 3-88167-057-2.
- Moise Cul: Zion. La foi des rastas. Editions L’Harmattan, Paris 2003, ISBN 978-2-7475-2949-5.
- Werner Zips (Hrsg.): Rastafari. Eine universelle Philosophie im 3. Jahrtausend. Promedia, Wien 2007, ISBN 978-3-85371-265-8.
Siehe auch
Weblinks
- Heinz-Jürgen Loth: Ras Tafari – eine religiöse Heilsbewegung aus Jamaika: Geschichte und Religion der Rastas. (PDF; 233 kB) Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, 1991 .
- Christian Röther: Rastafari in Deutschland und Österreich – Die antikoloniale Religion. In: Deutschlandfunk-Sendung „Tag für Tag“. 1. Oktober 2020 (auch als mp3-Audio; 12 MB; 13:10 Minuten).
Einzelnachweise
- ↑ Hélène Lee: Der erste Rasta. 2. Auflage. Koch GmbH/Hannibal, Höfen 2003.
- ↑ Stephen A. King, Barry T. Bays, Peter Rene Foster: Reggae, Rastafari, and the Rhetoric of Social Control. In: The Journal of Popular Culture. University Press of Mississippi, Jackson, 2002, ISBN 1-57806-489-9 (Vorschau auf Google Books).
- ↑ Länderinformationen zu Jamaika. Auswärtiges Amt, abgerufen am 30. März 2011.
- ↑ Selected worldwide adherents of religions. In: remid.de. 16. August 2018, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Selected worldwide adherents of religions: Rastafarians. In: remid.de. 30. Mai 2014, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Nathaniel Samuel Murrell, William David Spencer, Adrian Anthony McFarlane (Hrsg.): Chanting Down Babylon: The Rastafari Reader. Temple University Press, Philadelphia, 1998, ISBN 1-56639-584-4 (Vorschau auf Google Books).
- ↑ Asfa-Wossen Asserate: Vor allem brauchen wir Vorbilder. In: Die Tagespost. 2008, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Amy Beeman: Inside The Rastas' Theory About Life After Death, Grunge.com, 13. September 2021.
- ↑ Myles Osborne: Rites, Rights, Rastafari! Statehood and Statecraft in Jamaica, c. 1930–1961. In: Journal of Social History,. Band 55, Nr. 1, S. 210, 213, doi:10.1093/jsh/shaa057 (Fall 2021).
- ↑ Myles Osborne: Rites, Rights, Rastafari! Statehood and Statecraft in Jamaica, c. 1930–1961. In: Journal of Social History,. Band 55, Nr. 1, S. 215 f., doi:10.1093/jsh/shaa057 (Fall 2021).
- ↑ Myles Osborne: Rites, Rights, Rastafari! Statehood and Statecraft in Jamaica, c. 1930–1961. In: Journal of Social History,. Band 55, Nr. 1, S. 210–212, doi:10.1093/jsh/shaa057 (Fall 2021).
- ↑ Myles Osborne: Rites, Rights, Rastafari! Statehood and Statecraft in Jamaica, c. 1930–1961. In: Journal of Social History,. Band 55, Nr. 1, S. 214, doi:10.1093/jsh/shaa057 (Fall 2021).
- ↑ Myles Osborne: Rites, Rights, Rastafari! Statehood and Statecraft in Jamaica, c. 1930–1961. In: Journal of Social History,. Band 55, Nr. 1, S. 218, doi:10.1093/jsh/shaa057 (Fall 2021).
- ↑ Myles Osborne: Rites, Rights, Rastafari! Statehood and Statecraft in Jamaica, c. 1930–1961. In: Journal of Social History,. Band 55, Nr. 1, S. 217 f., doi:10.1093/jsh/shaa057 (Fall 2021).
- ↑ Myles Osborne: Rites, Rights, Rastafari! Statehood and Statecraft in Jamaica, c. 1930–1961. In: Journal of Social History,. Band 55, Nr. 1, S. 218 f., doi:10.1093/jsh/shaa057 (Fall 2021).