Reinhold Daum (* 13. Oktober 1892 in Nieder-Moos; † wahrscheinlich 1945) war ein deutscher Arzt, ein hessischer Politiker (NSDAP) und ehemaliger Abgeordneter des Landtags des Volksstaates Hessen in der Weimarer Republik. Er war als SS-Sturmbannarzt im Konzentrationslager KZ Osthofen an Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Holocaust beteiligt und starb 1945 unter ungeklärten Umständen.

Leben

Reinhold Daum war der Sohn des Lehrers Johannes Daum und dessen Frau Katharina, geborene Klapprich. Er war evangelischer Konfession und heiratete am 15. Februar 1921 in Framersheim Viktoria, geborene Hoffmann.

Von 1914 bis 1918 war er Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. Das Studium der Medizin in Gießen und Freiburg schloss er 1920 mit dem Staatsexamen ab und wurde zum Dr. Med. promoviert. Er arbeitete in Arztpraxen in Framersheim und Oppenheim.

Reinhold Daum trat zum 31. Juli 1926 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 41.461) und war von 1931 bis zum 13. März 1933 Landtagsabgeordneter (sein Nachfolger wurde Friedrich Kessel). 1932 wurde er Gauobmann des NSDÄB. 1933 wurde er SS-Mitglied (SS-Nummer 55.964) und dort 1939 bis zum SS-Obersturmbannführer befördert.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er 1933 hauptamtlicher Geschäftsführer der kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands, Bezirk Mainz. 1941 wurde er Leiter des Gauamtes für Volksgesundheit Koblenz/Trier.

Er war als Lagerarzt für die medizinische „Betreuung“ der Insassen des KZ Osthofen zuständig. Bei der Einlieferung und bei Entlassung der Häftlinge bescheinigte er „Haft- und Arbeitsfähigkeit“. Wie durch Zeitzeugenerinnerungen vielfach belegt, konnte von einer angemessenen ärztlichen Betreuung keine Rede sein.

Die Umstände seines Todes konnten bis heute nicht geklärt werden; es existieren lediglich Gerüchte darüber, dass Daum sich 1945 das Leben genommen habe.

Literatur

  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 103.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 123.
  • Hans Georg Ruppel, Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biographische Nachweise für die Landstände des Großherzogtums Hessen (2. Kammer) und den Landtag des Volksstaates Hessen (= Darmstädter Archivschriften. Bd. 5). Verlag des Historischen Vereins für Hessen, Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14-X, S. 83.
  • Winfried Süß: Der „Volkskörper“ im Krieg, 2003, ISBN 3-486-56719-5, Seite 462, online

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/5841486
  2. Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52962-3, S. 183, online
  3. Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Im Dienste der SS (Memento des Originals vom 18. Juni 2013 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Gedenkstätte KZ Osthofen, 2014.
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