Richard Wolf (* 18. März 1894 in Simmern/Hunsrück; † 9. Mai 1972 in Nürnberg) war ein deutscher Oberst der Wehrmacht. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges leitete er als Kampfkommandant die Verteidigung der Städte Würzburg und Nürnberg.

Leben

Im Laufe seiner Teilnahme als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg wurde Wolf zum Leutnant der Reserve befördert und nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst nach Kriegsende erst 1936 wieder als Hauptmann eines Infanterieregimentes reaktiviert.

Nach seiner Teilnahme am Westfeldzug wurde er im Oktober 1940 zum Major befördert. Nachdem er bereits seit Juni 1941 als Kommandeur des III. Bataillons des Infanterie-Regiments 208 der 79. Infanterie-Division am Russland-Feldzug beteiligt gewesen war, übernahm er am 9. März 1942 das Kommando über dieses Regiment. Am 1. April 1942 wurde Wolf zum Oberstleutnant, am 1. Dezember 1942 – zu diesem Zeitpunkt nahm er mit seinem Regiment an der Schlacht von Stalingrad teil – zum Oberst befördert. Aufgrund einer schweren Verwundung, die er am 23. Dezember erlitten hatte, wurde er aus dem Kessel ausgeflogen. Am 20. Januar 1943 erhielt er das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Nachdem er nach seiner Genesung verschiedene Brigaden geführt hatte, wurde Wolf in der Endphase des Zweiten Weltkrieges unter anderem als Kampfkommandant bei der Verteidigung der Städte Würzburg (bis 5./6. April 1945 gegen die 42. US-Infanteriedivision „Rainbow Division“) und Nürnberg (seit 15. April 1945) gegen die anrückenden US-amerikanischen Streitkräfte eingesetzt, wofür er das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt. Er wurde nach der Schlacht um Nürnberg am Morgen des 21. April 1945 von amerikanischen Soldaten gefangen genommen, nachdem er am 20. April die Einstellung der Kampfhandlungen befohlen hatte.

Sein Mitwirken bei der Verteidigung der beiden Großstädte in Franken, wo er sich den Ruf eines skrupellosen Kommandanten erwarb, führte auf deutscher Seite zu etwa 1000 zivilen und militärischen Opfern in Würzburg und 700 in Nürnberg. Auf US-amerikanischer Seite kostete der Kampf um Würzburg rund 300, der um Nürnberg etwa 130 GIs das Leben. In anderen Städten Bayerns konnten durch rechtzeitige Kapitulationen viele Menschenleben bewahrt und Zerstörungen von Gebäuden und Infrastruktur verhindert werden.

Literatur

  • Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945 (= Nürnberger Forschungen, Bd. 28). Edelmann, Nürnberg 1995, ISBN 3-87191-207-7.
  • Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg. Nach einem Tatsachenbericht aus dem 8 Uhr-Blatt. Noris-Verlag, Nürnberg 1952 (Nachdruck: Verlag Deuerlein, Nürnberg 2000, ISBN 3-9807486-0-X).

Einzelnachweise

  1. Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945, Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 1995, S. 344 Online
  2. Ulrich Wagner: Stadthistorische Streiflichter (32): Die 7. US-Armee erobert Würzburg (Memento vom 30. August 2012 im Internet Archive); Artikel auf wuerzburg.de; abgerufen am 20. Januar 2013
  3. Peter Weidisch: Würzburg im »Dritten Reich«. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 196–289 und 1271–1290; hier: S. 279.
  4. Ulrich Wagner: Die Eroberung Würzburgs im April 1945. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2 (I: Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. 2001, ISBN 3-8062-1465-4; II: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. 2004, ISBN 3-8062-1477-8; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9), Theiss, Stuttgart 2001–2007, Band III (2007), S. 294–314 und 1290–1292; hier: S. 295–309 (Online).
  5. Stadt Nürnberg: Kriegsende in Nürnberg; (Memento vom 15. März 2013 im Internet Archive) abgerufen am 20. Januar 2013
  6. 1 2 Ostern 1945: Der sinnlose Kampf um Würzburg; Artikel auf Geschichte bei Mainpost.de; abgerufen am 20. Januar 2013.
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