Rimhorn
Gemeinde Lützelbach
Koordinaten: 49° 47′ N,  2′ O
Höhe: 256 m ü. NHN
Fläche: 6,62 km²
Einwohner: 834 (30. Jun. 2020)
Bevölkerungsdichte: 126 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Eingemeindet nach: Lützel-Wiebelsbach
Postleitzahl: 64750
Vorwahl: 06165

Rimhorn ist ein Ortsteil der Gemeinde Lützelbach im südhessischen Odenwaldkreis.

Geographische Lage

Rimhorn liegt im nordöstlichen Odenwald im Westen des Gemeindegebiets von Lützelbach.

Von Rimhorn aus schlängelt sich die Obrunnschlucht in Richtung Höchst im Odenwald mit den im Jahr 2007 restaurierten Modellschlössern, -burgen und Mühlen des romantischen Märchenpfad talabwärts. Dieser ist wieder zu einem attraktiven Ausflugsziel für Familien mit Kindern geworden.

Geschichte

Übersicht

Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Riemhurne weist in das Jahr 1273. Umgangssprachlich nennen die Einwohner in ihrem Dialekt den Ort liebevoll „Rimmen“.

Die denkmalgeschützte evangelische Kirche von Rimhorn, die äußerlich eher bescheiden wirkt, hat eine hochinteressante Baugeschichte. Im Verlauf von Restaurierungsarbeiten am Langhaus wurden in den 1950er Jahren zahlreiche frühromanische Reste freigelegt, die eine Datierung der Kirche ins 10./11. Jahrhundert möglich machen.

1733 ließ sich der hessen-darmstädtischen Generallieutenant Johann Rudolf Victor von Pretlack über dem Ortskern ein herrschaftliches Anwesen errichten. Erhalten ist das Herrenhaus, das sogenannte Pretlack’sche Palais, das 2009 renoviert wurde.

1806 fiel der Ort an das Großherzogtum Hessen. Nach Auflösung der alten Amtsstruktur 1822 fiel der Ort in den Zuständigkeitsbereich des Landgerichts Höchst, nach der Reichsjustizreform von 1877 ab 1879 in den des Amtsgerichts Höchst im Odenwald.

Früher wurde im Dorf hauptsächlich Landwirtschaft betrieben, was sich jedoch im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einem Wohnort entwickelt hat.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Am 31. Dezember 1971 erfolgte im Zuge der Gebietsreform in Hessen die freiwillige Eingliederung der Gemeinde Rimhorn in die Gemeinde Lützel-Wiebelsbach, die ihrerseits am 1. August 1972 in der Gemeinde Lützelwiebelsbach aufging, die seit dem 1. Juli 1973 Lützelbach heißt. Für Rimhorn wurde, wie für jeden Ortsteil der neugeschaffenen Gemeinde, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Rimhorn lag:

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

  • 1961: 577 evangelische (= 88,91 %), 71 katholische (= 10,94 %) Einwohner
Rimhorn: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2020
Jahr  Einwohner
1829
 
488
1834
 
504
1840
 
547
1846
 
598
1852
 
543
1858
 
532
1864
 
547
1871
 
579
1875
 
621
1885
 
609
1895
 
586
1905
 
593
1910
 
592
1925
 
548
1939
 
556
1946
 
702
1950
 
707
1956
 
644
1961
 
649
1967
 
700
1970
 
699
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
879
2015
 
893
2020
 
834
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS; Gemeinde Lützelbach; Zensus 2011

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rimhorn 879 Einwohner. Darunter waren 75 (8,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 153 Einwohner unter 18 Jahren, 381 zwischen 18 und 49, 192 zwischen 50 und 64 und 156 Einwohner waren älter. Die Einwohner lebten in 360 Haushalten. Davon waren 90 Singlehaushalte, 111 Paare ohne Kinder und 126 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 69 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 246 Haushaltungen lebten keine Senioren.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Vereine

  • 1. FC Rimhorn 1948 e.V.
  • Ski-Club, er öffnet in den Wintermonaten seine Skihütte (östlich von Rimhorn) an einem Rodelhang. Bis 2011 betrieb der Verein einen eigenen Skilift. Wegen erhöhter Sicherheitsauflagen musste dessen Betrieb jedoch eingestellt werden.
  • Kerbbursche Rimmen, jedes Jahr im September hat diese Vereinigung Hochkonjunktur. Bei der Rimmener Kerbredd (Rede zur Kirchweih) sitzt halb Rimhorn in den Zelten und lauscht den nicht immer erstgemeinten Unannehmlichkeiten der Bewohner, die die Kerbburschen im vergangenen Jahr gesammelt haben. Außerdem veranstalten sie Anfang Januar die „Aprés Ski Party“ an der Skihütte.
  • Sängervereinigung „Frohsinn“
  • Verkehrs- und Verschönerungsverein

Lustiges zum Ort

  • Es gibt ein Sprichwort, welches sich nicht nur in Rimhorn festgesetzt hat: „Rimmern am Rå, Plaschder ohne Stå, Käischhouf ohne Mauän – was is Rimmern zu bedauän.“ Auf hochdeutsch: „Rimhorn am Berghang, Pflaster ohne Steine, Friedhof ohne Mauern – was ist Rimhorn zu bedauern.“
  • Auch ist in den Nachbardörfern Breitenbrunn, Lützel-Wiebelsbach und Vielbrunn öfters vom nicht ganz ernst gemeinten „Rimmener Berschhingel oder Rimmener Råhingel“ (Rimhorner Berghuhn) die Rede. Der Grund hierfür ist in der geografischen Lage von Rimhorn zu finden. Fast keine Straße in Rimhorn ist eben. Dies hat zur Folge, dass man – wenn man in Rimhorn geboren wird – mit einem kurzen und einem langen Bein auf die Welt kommt... also ein Rimmener Berschhingel. Wenn man dieses umdreht, kippt es und rollt den Hang hinunter.
  • Einer Legende nach wollte nachts ein Bauer sein weggelaufenes Vieh wieder einfangen und rief: „Rim Du Horn“ (auf hochdeutsch: „Dreh dich rum, du Horn!“), wodurch sich dieser Ausruf zum späteren Ortsnamen Rimhorn entwickelt haben soll.

Wirtschaft und Infrastruktur

Das Pretlack’sche Palais wird als Dorfgemeinschaftshaus genutzt.

Die Landesstraße 3106 führt durch Rimhorn und erschließt den Ort für den überörtlichen Verkehr, besonders durch die Verbindung mit dem verkehrsgünstig im Mümlingtal gelegenen Nachbarort Höchst im Odenwald.

Persönlichkeiten

  • Webauftritt der Gemeinde Lützelbach
  • Ortsteile. In: Internetauftritt. Gemeinde Lützelbach, archiviert vom Original am 28. Oktober 2012; abgerufen am 3. September 2018.
  • Rimhorn, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  • Literatur über Rimhorn nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Höchst) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  4. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Lützelwiebelsbach.
  5. Am 1. August 1973 Umbenennung der Gemeinde zu Lützelbach.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Haushalt 2021. (PDF; 629 kB) Vorbericht. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Gemeinde Lützelbach, archiviert vom Original am 29. Dezember 2021; abgerufen im Mai 2021.
  2. denkmalpflege-hessen: Evangelische Pfarrkirche und ehemaliger Friedhof
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 und 359.
  4. Hauptsatzung. (PDF; 23 kB) § 7. In: Webauftritt. Gemeinde Lützelbach, abgerufen im Oktober 2020.
  5. 1 2 3 Rimhorn, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  8. 1 2 3 Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 36 und 90, archiviert vom Original am 11. Juli 2021.
  9. Ohne Lift geht wenig. In: Odenwälder Echo (online). 4. April 2011, archiviert vom Original; abgerufen am 25. Juli 2012.
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