Rotgebänderter Blütenspanner

Rotgebänderter Blütenspanner (Gymnoscelis rufifasciata)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Spanner (Geometridae)
Unterfamilie: Larentiinae
Gattung: Gymnoscelis
Art: Rotgebänderter Blütenspanner
Wissenschaftlicher Name
Gymnoscelis rufifasciata
(Haworth, 1809)

Der Rotgebänderte Blütenspanner (Gymnoscelis rufifasciata) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Spanner (Geometridae). Die rötliche Binde in der Flügelzeichnung ist namensgebend. Sie stammt von lat. rufus (rothaarig) und fascia (Binde).

Merkmale

Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 11 bis 19 Millimetern. Die Labialpalpen sind grau und haben helle Spitzen. Stirn, Scheitel und Notum sind fahlgrau. Die Vorderflügel sind schmal, die Costalader ist gerade und der Apex ist spitz. Sie besitzen einen gräulich weiße Grundfärbung mit einem bräunlichen Farbton, die Querlinien sind meist leicht gebogen und dunkelbraun. Die Färbung des Basalfeldes reicht von einem fahlen bräunlichem Grau bis Rotbraun. Die äußere und die innere Querlinie sind am Flügelvorderrand (Costa) scharf gewinkelt. Das Mittelfeld ist zwischen der inneren Querlinie und der Mittellinie bräunlich grau bis ziegelrot und häufig dunkler als der Rest des Flügels. Die äußere Querlinie ist verdickt, normalerweise zweifach leicht gewinkelt und mit schwärzlichen oder rötlichschwarzen Strichen auf allen Adern versehen und von zwei fahlen Bändern umrandet. Das Saumfeld ist bräunlich grau und besitzt oft einen rötlichen oder ziegelroten inneren und einen weißen aschgrauen äußeren Bereich. Die Wellenlinie ist normalerweise gut ausgebildet und mehrfach gezackt. Ein Diskalpunkt ist nicht vorhanden. Die Hinterflügel sind gräulichweiß und tragen eine ziemlich kräftige Querlinien, wobei die äußere Querlinie besonders gut ausgebildet ist. Diese ist in der Mitte gewinkelt und mit einer Reihe von schwarzen Strichen auf den Adern versehen. Das Saumfeld ist häufig dunkler und besitzt bei einigen Exemplaren einen rötlichen Farbton. Die Wellenlinie ist deutlich ausgebildet und mehrfach gezackt. Der Diskalpunkt ist sehr klein oder zurückgebildet. Die Fransen sind bräunlich grau und an den Aderenden fahl grau oder weißlich gepunktet. Das Abdomen ist fahlgrau bis bräunlichgrau und besitzt manchmal einen rötlichen Farbton. Das zweite Abdominalsegment ist meistens dunkler, manchmal ziegelrot und schwarz umrandet. Die Schienen des hinteren Beinpaares besitzen ein Spornpaar. Der Rotgebänderte Blütenspanner ist hinsichtlich seiner Größe, der Grundfärbung und Zeichnung sehr variabel.

Die Raupen erreichen eine Länge von bis zu 17 Millimetern und haben eine sehr variable Grundfärbung. Sie reicht von weißlich über gelblichgrün, braun, rot bis lila. Auf dem Rücken befindet sich ein blasses Band, welches mit einer Reihe dunkler Rauten oder Dreiecke gezeichnet ist. Die Rückenzeichnung ähnelt einem nach hinten gerichteten Dreizack, ist manchmal krähenfußähnlich und kann gelegentlich auch nur schwach ausgebildet sein. Der Kopf ist gelblichbraun.

Verbreitung

Die Art kommt in der Paläarktis vor und ist von den Kanarischen Inseln und Madeira bis in den Nordwesten Chinas anzutreffen. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt im Mittelmeerraum, der ganzflächig besiedelt wird. Der Rotgebänderte Blütenspanner ist eine wärmeliebende Art, die trockene Standorte mit einer mittleren Lufttemperatur von acht bis neun Grad Celsius und Niederschlagsmengen von weniger als 700 Millimeter pro Jahr bevorzugt. Er besiedelt offene sommergrüne Misch- und Nadelwälder, Waldränder, Hecken, Buschland, Wiesen, Grasland, Moore, Heideland, Dünen, Öd- und Brachland, Gärten, Parks, Kulturland, warme und trockene Hänge, Felsen und Geröllhalden. Die vertikale Verbreitung reicht von 0 bis 1.800 Meter im Apennin, in den Alpen steigt er bis 2.400 Meter. Bergmann bezeichnet die Art als Leitart von Waldrebengebüsch in Schluchten an warmen Lehnen des Flach- und Hügellandes.

Lebensweise

Nach einem längeren Balzflug findet die Paarung statt. Diese nimmt im Gegensatz zu anderen Blütenspannerarten nur etwa ein bis zwei Stunden in Anspruch und findet in der ersten Nachthälfte statt. Die männlichen Tiere sterben kurze Zeit später, die Weibchen beginnen in der folgenden Nacht mit der Eiablage. Die Raupen leben polyphag an den Blüten und Samen einer Vielzahl von krautigen Pflanzen (s. u.). Normalerweise leben die Raupen offen an den Blüten der Nahrungspflanzen, Dietze berichtet im Falle von Digitalis purpurea, dass sich die Raupe vollständig im Inneren der Blüte entwickelt und die Blütenöffnung aktiv mit Spinnfäden verschließt. Die Raupen leben häufig in Gesellschaft mit anderen Spannerarten wie Eupithecia haworthiana, Chloroclystis v-ata und Eupithecia pulchella.

Die Falter sind nachtaktiv und scheu und können abends bei der Nektarsuche an Blüten angetroffen werden. Früchte und Köder werden ebenfalls angeflogen. In Mitteleuropa überwintert die Art als Puppe. Die Entwicklung kann unter warmen oder heißen klimatischen Bedingungen sehr schnell ablaufen. Die Raupen benötigen dann nur 14 Tage bis zur Verpuppung, die Dauer der Puppenruhe liegt bei etwa zehn Tagen.

Liste der in der Literatur erwähnten Raupennahrungspflanzen:

Flug- und Raupenzeiten

Der Rotgebänderte Blütenspanner bildet in Mitteleuropa zwei Generationen, die von Mitte April bis Anfang Juni und von Ende Juni bis Ende August fliegen. Die Larven der ersten Generation leben von Ende April bis Mitte Juni, die der zweiten Generation von Anfang Juli bis Anfang Oktober. In südlichen Regionen ist die Art polyvoltin, das heißt, es werden ununterbrochen neue Generationen hervorgebracht.

Systematik

Synonyme

Der Rotgebänderte Blütenspanner wurde in der Literatur unter den folgenden Synonymen behandelt:

  • Phalaena rufifasciata Haworth, 1809
  • Geometra pumilata Hübner, 1813
  • Eupithecia recictaria Boisduval, 1840
  • Larentia improbata Lienig & Zeller, 1846
  • Larentia tempestivata Zeller, 1847
  • Eupithecia parvularia Herrich-Schäffer, 1848
  • Eupithecia globulariata Millière, 1861
  • Eupithecia incertata Millière, 1876
  • Eupithecia bucovinata Hormuzaki, 1893

Formen

Die hier angegebenen Formen besitzen keine taxonomische Bedeutung.

  • f. tenebrata Dietze. Flügel verdunkelt, Zeichnung reduziert
  • f. tempestivaria Flügel grau.
  • f. nigrostriata Dietze. Dunkle Streifen an der Mittelfeldbegrenzung
  • f. nigrofasciata Dietze. Innerer Teil des Mittelfeldes verdunkelt.
  • f. postgenitata Dietze, 1910.

Quellen

Einzelnachweise

  1. David J. Carter, Brian Hargreaves: Raupen und Schmetterlinge Europas und ihre Futterpflanzen. Blackwell Wissenschaftsverlag, 1987, ISBN 3-8263-8139-4.
  2. 1 2 3 Günter Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 8: Nachtfalter VI. (Spanner (Geometridae) 1. Teil). Ulmer Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3497-7.
  3. 1 2 3 4 Vladimir Mironov: Larentiinae II. (Perizomini and Eupitheciini). In: A. Hausmann (Hrsg.): The Geometrid Moths of Europe 4. Apollo Books, Stenstrup 2004, ISBN 87-88757-40-4.
  4. Arno Bergmann: Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands. Band 4/2: Eulen. Verbreitung, Formen und Lebensgemeinschaften. Urania-Verlag, Jena 1954, DNB 450378381.
  5. K. Dietze: Biologie der Eupithecien – Zweiter Teil – Text. Kommissionsverlag, Berlin 1913.
  6. 1 2 Manfred Koch, Wolfgang Heinicke, Bernd Müller: Wir bestimmen Schmetterlinge. Band 4: Spanner. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Neumann, Leipzig/Radebeul 1976, DNB 780451570.
  7. Malcolm J. Scoble: Geometrid moths of the world. A catalogue (Lepidoptera: Geometridae). Apollo Books, Stenstrup 1999, ISBN 0-643-06304-8.

Literatur

  • Bernard Skinner: Colour Identification Guide to Moths of the British Isles. Penguin, UK 1999, ISBN 0-670-87978-9.
  • Axel Hausmann, Michael A. Miller: Atlas der Raupen europäischer und kleinasiatischer Schmetterlinge, fotografiert von Burkhard Nippe. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2000, ISBN 3-931516-79-2.
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