Rotspon (anhören) (von mittelniederdeutsch spōn = hölzernes Gefäß) ist ein altes deutsches Wort für roten Fasswein und im engeren Sinne ein französischer Rotwein, der im Fass transportiert wird und in einer norddeutschen Hansestadt zur Flaschenreife gelangt ist.

Name Rotspon

Plattdeutsch Spoon bedeutet hochdeutsch Span, Holz. Eine Deutung ist, dass das Innere der Holzfässer durch lange Lagerung rot wurde. Eine andere Deutung ist, dass der Wein aus Holzkrügen getrunken wurde, und das Innere rot wurde.

Rotspon in den Hansestädten

Lübeck

Der Begriff Lübecker Rotspon steht für im Fass aus Frankreich eingeführte und in Lübeck bis zur Flaschenreife gelagerte und dann abgefüllte Bordeaux-Weine. Zwischen Lübeck und der Küste der Biskaya wurde ab dem 16. Jahrhundert Salz als Konservierungsmittel für Fische verschifft. Beiladung waren Fässer mit Bordeaux-Wein. Die Idee der Verfeinerung dieses auf dem Seeweg transportierten Rotweins durch Ausbau und Lagerung in Lübeck geht auf den Lübecker Ratsherrn und Kaufmann Thomas Fredenhagen zurück.

Traditionelle Rotspon-Hersteller in Lübeck und für diesen Wein bekannt sind vor allem die Firma „Carl Tesdorpf“ in der historischen Mengstraße und der „Weinhandel H. F. von Melle GmbH“ in der Beckergrube.

Hamburg

In Hamburg sind die Weinhandelshäuser „Heinr. von Have“ in Hamburg-Bergedorf und das „Weinkontor G. H. Wehber & Co.“ in Hamburg-Duvenstedt Erzeuger von Rotspon mit einer gewissen Tradition. Seit 2008 lässt auch die Firma „Johannes Kemnitz Weinimport“ in ihrer Kellerei in Hamburg-Billbrook Rotspon reifen und füllt ihn ab. „Rotspon aus Hamburg“ wird bei allen offiziellen Anlässen der Hamburgischen Bürgerschaft und des Senats im Hamburger Rathaus gereicht. Bei den Flaschen dieser Abfüllungen befindet sich eine historische Darstellung des Großen Hamburgischen Staatswappens auf dem Etikett, das nur die Bürgerschaft, der Senat und das Hamburgische Verfassungsgericht führen. Sie sind allerdings nicht mit dem „Senatswein“, dem „Hamburg Stintfang Cuvée“, zu verwechseln, der aus Trauben am Stintfang hergestellt wird. „Rotspon aus Hamburg“ wird gern als Gastgeschenk aus Hamburg überreicht und ist auch in der Hamburgischen Landesvertretung in Berlin verfügbar.

Weitere Hansestädte

Der Rotspon hat auch in anderen heutigen oder früheren Hansestädten wie Bremen, Rostock und Münster Tradition.

In der Hansestadt Antwerpen gibt es eine Weinhandlung, die Rotspon in verschiedenen Sorten getrennt nach Bordelaiser Appellationen anbietet; Rotspon aus Margaux, aus Saint-Julien und aus Pauillac.

Lagerung in Eichenfässern

Traditioneller Ausbau

Der Handel mit dem Rotspon begann zur Hansezeit im 13. Jahrhundert, gewann jedoch erst im 16. und 17. Jahrhundert an Bedeutung.

Bordelaiser Winzer sollen bei gelegentlichen Besuchen in den Hansestädten ihren eigenen Wein nicht mehr wiedererkannt haben, so sehr hatte er sich durch den Transport und die Lagerung in Barriquefässern aus Eichenholz verbessert: In früheren Zeiten waren die Winzer oft arm und ihre Fässer nicht von guter Qualität. Die Kombination guter Fässer der wohlhabenden Händler, die lange Reise im Fass und dann der Ausbau in hanseatischen Kellern, teils aus verschiedenen Chargen Wein unterschiedlicher Weingüter und kundig miteinander verschnitten, konnte in vielen Fällen die Qualität der Bordeauxweine im Vergleich zu den in Bordeaux gebliebenen Weinen deutlich verbessern. Auch der berühmte Gutsherr Louis-Gaspard Estournel nutzte diese Erkenntnis, um im 19. Jahrhundert seinen Wein, den Cos d'Estournel, per Reise in guten Fässern auf einem Schiff zu optimieren.

Ungeschützter Begriff

Nicht alles, was heutzutage unter dem Namen Rotspon in den Handel kommt, ist im alten Sinne Rotspon als im Fass gekaufter und im Fass gen Norden transportierter Wein, da der Begriff nicht geschützt ist und die Eigenschaften nicht festgelegt sind. Manche Händler verkaufen Weine unter diesem Namen, die lediglich eine Sonderabfüllung eines Bordeauxweines sind und dann mit eigenem Etikett und in eigener Verpackung in den Handel gelangen.

Rotspon in der Literatur

Ein bekannter Anhänger des Rotspons war der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter. Thomas Mann erwähnt den Rotspon in seinem Roman Buddenbrooks und Heinrich Mann in seinen Novellen Das gestohlene Dokument und Der Unbekannte sowie in seiner Komödie Das Strumpfband. Wolfgang Koeppen nennt den Rotspon (mit Safran, Nelken und Zimt erhitzt) in seinem Buch Jugend als altes Hausrezept. Felix Graf von Luckner erwähnt Rotspon in seiner Erzählung Seeteufel. Auch in Alfred Anderschs Sansibar oder der letzte Grund wird Rotspon im Zusammenhang mit Pfarrer Helander erwähnt. Adolf Eichmann gab an, dass im Anschluss an die Wannsee-Konferenz ein „guttemperierter Rotspon“ gereicht wurde.

Wiktionary: Rotspon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Eintrag im Duden, aufgerufen am 2. August 2013
  2. Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner: Variantenwörterbuch des Deutschen: Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Gruyter Verlag (2004), S. 642 ISBN 3-11-016574-0
  3. Definition des Rotspons bei Heinr. von Have, Hamburg über Ursprung/Transport/Reifung
  4. Rotspon aus Hamburg – eine in Hamburg gereifte Weinspezialität. Archiviert vom Original; abgerufen am 11. Januar 2013.
  5. Der Hamburger Rotspon ist bio, vegan und kommt aus Bergedorf. In: Hamburger Abendblatt vom 1. November 2013, S. 12.
  6. Eine großartige Geschichte lebt: „Lübecker Rotspon.“ In: Lübecker Nachrichten vom 27. November 2014, S. IV.
  7. Hansestadt Lübeck: Spezialitäten aus Lübeck, aufgerufen am 2. August 2013
  8. „Der Hamburger Rotspon ist bio, vegan und kommt aus Bergedorf“ Artikel im Hamburger Abendblatt vom 1. November 2013, abgerufen am 20. Januar 2016.
  9. Stintfang#Weinberg auf dem Stintfang
  10. „Bürgerschaftsabgeordnete besuchten Parlament und Landesvertretung. 70 Hamburger im Bundestag.“ Artikel im Hamburger Abendblatt vom 17. Februar 2001, abgerufen am 20. Januar 2016.
  11. Norbert Kampe, Peter Klein (Hg.): Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942. Dokumente, Forschungsstand, Kontroversen. Köln 2013, S. 93.
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