Das Royal Aircraft Establishment (RAE) war eine britische Forschungs- und Entwicklungsinstitution, die 1991 in neuen, vom Verteidigungsministerium gegründeten Organisationen aufging. Von 1988 bis 1991 trug die Einrichtung den Namen Royal Aerospace Establishment.
Geschichte
Ursprung als Ballon-Fabrik
Der Betrieb wurde im Jahre 1892 als armeeeigene Firma zur Produktion von Ballonen als „Her Majesty´s Balloon Factory“ (Königliche Ballon-Fabrik) mit Standort Aldershot gegründet. Im Jahre 1905 wurde der Betrieb nach Farnborough verlegt.
Entwicklung von Flugzeugen als Royal Aircraft Factory
Von 1907 bis 1909 entstanden u. a. die ersten Konstruktionen des Nurflügelpioniers John William Dunne.
Im Dezember 1910 erhielt das Unternehmen das Wrack eines Blériot-Eindeckers mit Zugpropeller zur Untersuchung. Aus den gewonnenen Erkenntnissen entstand das erste Flugzeug, die B.E.1, ein einsitziger Doppeldecker – man verwendete jedoch einen Druckpropeller. Die Maschine startete am 4. Dezember 1911 zum Erstflug, war aber nicht sonderlich erfolgreich: die B.E.1 stürzte ab. So baute man im April 1911 auf Basis eines reparaturbedürftigen Voisin-Doppeldeckers, den man erworben hatte, in der Firma eine Maschine mit Zugpropeller (Royal Aircraft Factory B.E.1). Im Jahre 1911 wurde das Unternehmen in „Army Aircraft Factory“ umbenannt.
Nach der erneuten Umbenennung in „Royal Aircraft Factory“ ab 1912 widmete sich das Team rund um den Konstrukteur Henry Phillip Folland verstärkt dem Bau von Flugzeugen und entwickelte Muster, die in der Zeit des Ersten Weltkrieges einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten.
Das erfolgreichste Produkt dürfte das britische Jagdflugzeug Royal Aircraft Factory S.E.5 gewesen sein, das in großen Stückzahlen auf Seiten der Alliierten im Einsatz war.
Umwandlung in eine Forschungseinrichtung
Als die britische Luftwaffe am 1. April 1918 den Namen Royal Air Force und damit auch die Abkürzung RAF erhielt, wurde das Unternehmen erneut umbenannt, um eine Verwechslung zu vermeiden; man nannte sich nun „Royal Aircraft Establishment“ (RAe). Mit der Umfirmierung einher ging der staatlich verordnete Rückzug aus dem Bereich der Flugzeugentwicklung. Ab sofort war der Betrieb lediglich in der Forschung im Bereich Flugzeugtechnik tätig. Viele bekannte Flugzeuge wurden in der Nachkriegszeit in den Anlagen der RAe getestet, so der britische Senkrechtstarter Hawker Siddeley Harrier. Für das spätere britisch-französische Gemeinschaftsprojekt des Überschall-Passagierflugzeuges Concorde war schon im Jahr 1955 in Farnborough eine Machbarkeitsstudie zu einem positiven Ergebnis gekommen. Die RAe betrieb unter anderem einen großen Windkanal in Farnborough.
Am 1. April 1991 wurde das Unternehmen der „Defence Research Agency“ (DRA), einer vom britischen Verteidigungsministerium neu gegründeten Organisation, eingegliedert. Am 1. April 1995 fasste man die DRA mit anderen Organisationen des Verteidigungsministeriums zur „Defence Evaluation and Research Agency (DERA)“ zusammen.
Im Jahre 2001 erfolgte eine Teil-Privatisierung der DERA – es entstand das staatliche „Defence Science and Technology Laboratory“ (DSTL) und das private Unternehmen QinetiQ.
Beide Unternehmen befinden sich heute (2005) – neben dem „British National Space Centre“ und der Air Accidents Investigation Branch, der britischen Untersuchungsstelle für Unfälle in der Luftfahrt – in den Anlagen der ehemaligen RAe.
Produzierte Flugzeuge
Zur Systematik der Bezeichnungen siehe Bezeichnungssystem für Luftfahrzeuge der britischen Streitkräfte
- Royal Aircraft Factory B.E.2
- Royal Aircraft Factory F.E.2
- Royal Aircraft Factory F.E.3
- Royal Aircraft Factory F.E.6
- Royal Aircraft Factory F.E.8
- Royal Aircraft Factory R.E.8
- Royal Aircraft Factory S.E.2
- Royal Aircraft Factory S.E.5
Einzelnachweise
- ↑ Robin Higham: Speedbird: The Complete History of BOAC, Verlag I.B.Tauris, 2013, ISBN 978-0-85773-334-4, Seite 351