Runstedt ist eine moderne Wüstung im heutigen Saalekreis in Sachsen-Anhalt. Das Dorf war das erste, das dem Braunkohleabbau im Geiseltal zum Opfer fiel.
Geographische Lage
Runstedt lag nordöstlich von Braunsbedra an der Leiha, einem Nebenfluss der Geisel. Nachbarorte waren Frankleben im Norden und Großkayna im Süden. Die ehemalige Ortsflur liegt heute im Nordwesten des gleichnamigen Runstedter Sees.
Geschichte
Runstedt wurde um das Jahr 1085 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort gehörte zum hochstift-merseburgischen Amt Merseburg, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit stand. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam der Ort 1815 zu Preußen und wurde dem Kreis Merseburg im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt.
Als erster Ort der Region fiel Runstedt dem fortschreitenden Braunkohleabbau im Geiseltal bereits Anfang der 1930er Jahre zum Opfer. Die 300 Bewohner wurden 1929 nach Frankleben umgesiedelt. Zum 1. Juli 1930 wurde Runstedt nach Frankleben eingemeindet. 1931 folgte die Abbaggerung (Devastierung) des Orts. Darüber berichtete der österreichische Schriftsteller und Journalist Joseph Roth in seinem Der Merseburger Zauberspruch genannten Reisebericht, der am 14. Dezember 1930 in der Frankfurter Zeitung erschien.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Karte mit den verschwundenen Orten im Geiseltal
- ↑ Runstedt auf der Homepage der Geiseltalseen (Memento vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive)
- ↑ Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas, Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0, S. 84 f.
- ↑ Der Landkreis Merseburg im Gemeindeverzeichnis 1900
- ↑ Runstedt auf der Homepage der Geiseltalseen (Memento vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive)
- ↑ Runstedt auf www.genealogy.net
- ↑ Der Ort auf www.devastiert.de (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive)
- ↑ Karlheinz Rossbacher: „Der Merseburger Zauberspruch“. Joseph Roths apokalyptische Phantasie. In: Chambers/1991, S. 78–106.
Literatur
- Joseph Roth: Der Merseburger Zauberspruch. In: Ders.: Das journalistische Werk. Hrsg. von Fritz Hackert, Klaus Westermann. Band 3: Das journalistische Werk 1929–1939. Köln et al. 1991, S. 275–281.
- Hermann Grössler: Der gemeinsame Umfang der Gaue Friesenfeld und Hassegau. o. O. 1873, S. 94.
Koordinaten: 51° 18′ 11″ N, 11° 55′ 33,9″ O