Sakdrissi (georgisch საყდრისი) ist der Name eines frühbronzezeitlichen Bergbaugebiets in Georgien, das auch das älteste bekannte Goldbergwerk der Welt barg.
Geografische Lage
Sakdrissi liegt bei dem Dorf Kasreti nahe Bolnissi in der südostgeorgischen Region Niederkartlien.
Befund
Die archäologische Stätte wurde zunächst als Kupfererzlager bekannt. Bei Ausgrabungen 2005 und 2007 wurde hier im Kachagiani-Hügel das älteste bekannte Goldbergwerk der Welt entdeckt, dessen Anfang in das 3. Jahrtausend v. Chr. datiert wird. Die Zeitstellung der Befunde in Sakdrissi insgesamt reicht vom Neolithikum über das Chalkolithikum, die Kura-Araxes-Kultur und die Trialeti-Kultur bis in die Eisenzeit. Die Trialeti-Kultur bezog von hier wohl den überwiegenden Teil des Rohmaterials für ihre zahlreichen, aus Gold gefertigten Objekte. Zwischen 2004 und 2013 konnte hier ein deutsch/georgisch/französisches Team archäologisch forschen.
Der moderne Goldbergbau vor Ort befand sich zunächst in der Hand von der Quartzite Ltd. 2012 wechselte der Betrieb zu JSC RMG Copper, beides georgische Bergbauunternehmen.
Denkmalpflege
Die Stätte wurde 2006 von der georgischen Nationalen Agentur für Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt. Da sie dem voranschreitenden modernen Bergbau im Weg war, wurde ihr dieser Schutz 2013 wieder aberkannt, wobei Korruption eine Rolle gespielt haben soll. Die staatlich-georgischen Archäologen behaupteten, die archäologische Stätte sei komplett ausgegraben, soweit sie nicht schon zerstört war. Das Ergebnis wurde erzielt, indem die Grabungsschnitte dort gelegt wurden, wo keine Funde zu erwarten waren. Eine Begutachtung durch das deutsch/georgisch/französische Archäologenteam legte 2014 diese Manipulation offen. Die georgische Regierung hatte dem Goldabbau immer Priorität vor dem denkmalpflegerischen Belang eingeräumt. Gegen die Entscheidung der georgischen Regierung, das Kulturdenkmal zugunsten wirtschaftlicher Interessen aufzugeben, erhob sich 2014 öffentlicher Protest, unter anderem auch durch NGO’s, etwa die Jungen Juristen Georgiens.
Daraufhin kam es zu Verhandlungen zwischen staatlichen Stellen und der Forschergruppe, an der auch eine Expertenkommission mit dem bulgarischen Archäologen Dimitar Jelev und dem deutschen Archäologen Albrecht Jockenhövel beteiligt war. Dies erwies sich aber als vergeblich: Ab dem 13. Dezember 2014 wurde der Kachagiani-Hügel von der JSC RMG Copper abgeräumt. Die archäologische Stätte wurde zerstört.
Literatur
- Thomas Stöllner u. a.: Gold in the Caucasus: New research on gold extraction in the Kura-Araxes Culture of the 4th millennium BC and early 3rd millennium BC. In: Harald Meller, Ernst Pernicka u. R. RIsch: Metalle der Macht. Tagung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 11. 2014, S. 71–110
- Thomas Stöllner, Irina Gambaschidze: The Gold Mine of Sakdrisi and early Mining and Metallurgy in Transcaucasusand the Kura-Valley System. In: G. Narimanishvili (Hrsg.): International Conference: Problems of Early Metal Age Archaeology of Caucasus and Anatolia. Proceedings. November 19-23, 2014, S. 101–124.
- Thomas Stöllner, Irina Gambaschidze, Andreas Hauptmann, Giorgi Mindiašvili, Giorgi Gogočuri, Gero Steffens: Goldbergbau in Südostgeorgien – Neue Forschungen zum frühbronzezeitlichen Bergbau in Georgien. Deutsches Bergbaumuseum Bochum auf bergbaumuseum.de
- Thomas Stöllner: Sakdrissi – das älteste Goldbergwerk der Welt. Archäologische Forschung im Fokus von Öffentlichkeit und Politik. In: Blickpunkt Archäologie 1/2015, S. 65–71.
- Andreas Hauptmann, Moritz Jansen, Thomas Stöllner: The Gold Mine of Sakdrissi: Results and analyses and a calculation of the prehistoric gold exploitation, Deutsches Bergbaumuseum Bochum und Ruhr-Universität Bochum, Juli 2013, Online, (PDF).
Links
- Älteste Goldmine wird nach dubiosem Gutachten einer modernen Minengesellschaft preisgegeben. Archaeologik, 22. August 2013
- Streit um die Goldmine. Archaeologik, 10. April 2014
Einzelnachweise
- ↑ Stöllner: Sakdrissi, S. 65.
- ↑ Stöllner: Sakdrissi, S. 65f.
- ↑ Stöllner: Sakdrissi, S. 66.
- ↑ Stöllner: Sakdrissi, S. 66.
- ↑ Stöllner: Sakdrissi, S. 67.
Koordinaten: 41° 23′ 11,6″ N, 44° 23′ 36,5″ O