Salzstadel ist eine in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und früher auch in Böhmen gebräuchliche Bezeichnung für ein kommunales oder herrschaftliches Gebäude zur Zwischenlagerung beim Handel mit Steinsalz, dem Gold des Mittelalters, aus dem das damals zur Konservierung von Lebensmitteln benötigte Speisesalz gewonnen werden kann.

Geschichte

Die Errichtung der Salzstadel steht im Zusammenhang mit dem mitteleuropäischen Salzhandel, der im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit einen großen Aufschwung erlebte; daher stammen auch die meisten erhaltenen Lagerbauten für das Hall (so die alte deutsche Bezeichnung) aus dieser Periode. Aufgrund des großen Wertes, den Salz zu jener Zeit besaß, war der Handel mit dem „weißen Gold“ strengen Reglementierungen unterworfen. Voraussetzung für den Verkauf war die Verleihung des so genannten Salzregals durch den Kaiser, das gemeinhin an einzelne Städte oder adelige Herrschaften vergeben wurde. Die für die zentrale Lagerung und den Verkauf bestimmten Gebäude befanden sich in verkehrsgünstiger Lage, zum Beispiel in der Nähe von schiffbaren Flussläufen oder Hauptverkehrsstraßen, über die das in der Alpenregion bergmännisch gewonnene Salz angeliefert wurde. Besonders häufig sind die Salzstadel (auch in kleineren Orten) entlang der ehemaligen Salzstraßen. Auch in Norddeutschland entstanden entsprechende Gebäude, zum Beispiel die Salzspeicher in Lübeck.

Typologie

Die innerstädtischen Salzstadel waren in der Regel großzügig bemessene, mehrgeschossige Bauten mit hohem Satteldach. Da es sich um reine Zweckbauten handelte, besaßen sie – abgesehen von den vereinzelt anzutreffenden gestäbten oder getreppten Giebeln – kaum Bauornament oder sonstigen Schmuck. Die häufig anzutreffende Massivbauweise in Stein mit teilweise äußerst mächtigen Mauern, die nur kleine, oft schießschartenartige Fenster besaßen, verhinderten das Eindringen von Feuchtigkeit und schützten vor Einbrüchen. Auf dem Land, seltener in den Städten, waren auch teilweise oder ganz in Fachwerkbauweise aufgeführte Salzlager verbreitet.

Heutige Nutzung

Nach dem Ende des Monopols und der Liberalisierung des Salzhandels wurden die vorhandenen Stadel abgebrochen, als Lagerstätten für andere Güter verwendet oder für eine andere Nutzung, etwa als Wohnhaus oder Kaserne, umgebaut. Heute dienen viele Gebäude kulturellen Zwecken, als Museen, Ausstellungs- und Veranstaltungsräume oder Bibliotheken.

Liste ehemaliger Salzstadel mit Erbauungszeit

Deutschland

Österreich

Schweiz

Tschechische Republik

Literatur

  • Jean-Claude Hocquet: Weißes Gold. Das Salz und die Macht in Europa von 800 bis 1800. Klett-Cotta, Stuttgart 1993, ISBN 3-608-91365-3.

Einzelnachweise

  1. Liste der Kulturdenkmale in Biberach an der Riß, Marktplatz 40
  2. vgl. Max Messerschmid: 200 Jahre Salzstadel in Friedrichshafen, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 79. Jg. 1961, S. 52–106 (Digitalisat)
  3. Salzstadel – TUEpedia. Abgerufen am 29. November 2020.
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