Die Kirche San Gian (rätoromanisch im Dialekt Puter für Sankt Johannes) auf einem Hügel östlich von Celerina ist ein evangelisch-reformiertes Gotteshaus, das als Wahrzeichen der ganzen Region gilt und auch das Logo des kirchgemeindlichen Zusammenschlusses Il Binsaun ziert.

Geschichte und Ausstattung

Der heutige Kirchbau von 1478 fusst auf einer spätmittelalterlichen romanischen Vorgängerkirche, deren Bausubstanz sich noch heute im kleineren der beiden Türme im Norden der Fassade findet. Der markante spätgotische Turm wurde 1682 durch einen Blitzeinschlag schwer beschädigt. Er wurde nie mehr vollständig erneuert, sondern zuerst aus finanziellen, dann aus grundsätzlichen Gründen in diesem denkmalartigen dachlosen Zustand belassen. Nach den Bündner Wirren wurde San Gian nicht mehr als Predigt-, sondern als Begräbniskirche genutzt, deren letztmalige Restauration 1973–1980 erfolgte.

Das Portalgewände ist aus Rauhwacke. Das Kirchenschiff ist bei einer recht flachen Decke aussergewöhnlich lang und geht in einen quadratförmigen Chor über. In diesem finden sich oberitalienische Wandgemälde aus vorreformatorischer Zeit um 1480–1490 mit Motiven u. a. zu Leben und Sterben Johannes des Täufers und zur Taufe Jesu Christi.

Kirchliche Organisation

Celerina löste sich 1527 von der Mutterpfarrei Samedan. Celerina – damals mit den beiden Kirchen San Gian und Celerina Crasta – trat 1577 zum evangelischen Glauben über. Erster Pfarrer wurde Nikolaus Kesel. Innerhalb der evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden gehörte Celerina mit den beiden anderen reformierten Celeriner Kirchen Crasta und Bel Taimpel zum Kolloquium VII Engiadin'Ota-Bregaglia-Poschiavo-Sursès. Seit 2017 gehört Celerina zur Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Oberengadin (romanisch: Baselgia evangelica-refurmeda Engiadin'Ota), umgangssprachlich Refurmo genannt.

Friedhof

Auf dem Friedhof der Kirche San Gian wurden u. a. beigesetzt

Galerie

Literatur

  • Dieter Matti: Alte Bilder – neu gedeutet. Kirchliche Kunst im Passland. Band 2. Desertina, Chur 2010, ISBN 978-3-85637-369-6, S. 31–34.
  • Oskar Emmenegger, Rita Muggli: Kirche San Gian bei Celerina/Schlarigna. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 323). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Bern 1993, ISBN 978-3-85782-323-7.
Commons: San Gian (Celerina) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Francis de Quervain: Herkunft und Beschaffenheit des steinernen Werkstoffes kulturhistorisch bedeutsamer Bau- und Bildwerke in Graubünden. Hrsg.: Rätisches Museum Chur. Heft 13. Chur 1972, S. 2223.
  2. Ludmila Seifert-Uherkovich: Celerina/Schlarigna. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Serie 90, Nr. 894. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2011, ISBN 978-3-03797-024-9, S. 21.
  3. Hans Berger: Bündner Kirchengeschichte. Hrsg.: Evangelischer Kirchenrat Graubünden. 2. Teil - Die Reformation. Verlag Bischofberger AG, Chur 1986, ISBN 3-905174-02-2, S. 103.

Koordinaten: 46° 30′ 47,7″ N,  52′ 11,5″ O; CH1903: 786558 / 154218

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