Geographie
Das von einem traditionellen Ortsvorsteher (chef traditionnel) geleitete Dorf befindet sich am rechten Ufer des Trockentals Dallol Bosso, etwa 13 Kilometer südwestlich von Balleyara, dem Hauptort der Landgemeinde Tagazar, die zum Departement Balleyara in der Region Tillabéri gehört. Größere Dörfer in der Umgebung von Sandiré sind das rund 11 Kilometer entfernte Winditane im Norden, das rund 17 Kilometer entfernte Tabla im Nordosten und das rund 21 Kilometer entfernte Koygolo im Südosten.
Die Siedlung wird wie die gesamte Gemeinde Tagazar zur Übergangszone zwischen Sahel und Sudan gerechnet. Sandiré ist Teil einer etwa 70.000 Hektar großen Important Bird Area, die unter der Bezeichnung Dallol Boboye den mittleren Abschnitt des Dallol Bosso vom Stadtzentrum von Filingué bis circa 15 Kilometer südlich von Balleyara umfasst.
Geschichte
Nachdem die Stadt Dosso am 2. Dezember 1898 der Herrschaft Frankreichs unterstellt worden war, gehört Sandiré zu den Dörfern, in denen die Franzosen ihre Autorität unmittelbar danach sicherten. Der aus Sandiré stammende Fulbe-Anführer Bayéro führte mit Erlaubnis des französischen Verwaltungsposten in Dosso im Jahr 1900 eine Gruppe Fulbe in Birni N’Gaouré zu einer neuen Einheit zusammen. Sandiré wurde der Hauptort des französischen Kantons Tagazar, bis es 1922 vom Dorf Tabla abgelöst wurde. Die 364 Kilometer lange Piste für Reiter zwischen Dogondoutchi und Niamey, die durch Sandiré führte, galt in den 1920er Jahren als einer der Hauptverkehrswege in der damaligen französischen Kolonie Niger. Die enge Verbindung der politischen und islamischen Autoritäten in Sandiré wurde im Lauf der Jahrzehnte weiter gestärkt. Bei einem nach der Ernährungskrise von 2005 von der dänischen Sektion von CARE International von 2006 bis 2009 durchgeführten Projekt zur Vorbeugung und Bewältigung von Ernährungskrisen wurde in Sandiré wie in 50 weiteren Orten in Niger ein gemeinschaftliches Frühwarn- und Notfallsystem aufgebaut.
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2012 hatte Sandiré 1382 Einwohner, die in 184 Haushalten lebten. Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 790 in 92 Haushalten und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 619 in 89 Haushalten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Grundschule in Sandiré geht auf das Jahr 1902 zurück. In diesem Jahr wurden hier sowie in Filingué, Dosso und Niamey die ersten französischen Schulen im späteren Niger eröffnet. Der CEG Sandiré ist eine Schule der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général. Das nigrische Unterrichtsministerium richtete 1996 gemeinsam mit dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zahlreiche Schulkantinen in von Ernährungsunsicherheit betroffenen Zonen ein, darunter eine für Kinder transhumanter Hirten in Sandiré. Mit einem Centre de Santé Intégré (CSI) ist seit 2001 ein Gesundheitszentrum im Dorf vorhanden. In Sandiré wird Saatgut für Augenbohnen produziert.
Weblinks
- Observations for location Dallol Bosso - Sandiré Cliff In: West African Bird DataBase (englisch).
Einzelnachweise
- 1 2 Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 418, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
- ↑ Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
- ↑ Joost Brouwer, S. François Codjo, Wim C. Mullié: Niger. In: Lincoln D. C. Fishpool, Michael I. Evans (Hrsg.): Important Bird Areas in Africa and associated islands. Priority sites for conservation (= BirdLife Conservation Series. Nr. 11). Pisces Publications/BirdLife International, Newbury/Cambridge 2001, ISBN 1-874357-20-X, S. 668 (datazone.birdlife.org [PDF; abgerufen am 24. Mai 2021]).
- ↑ André Salifou: Histoire du Niger. 2. Auflage. Nathan, Paris 2010, ISBN 978-2-09-882499-7, S. 166.
- ↑ Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 96.
- ↑ Éric Komlavi Hahonou: Le pouvoirs locaux à Balleyara. In: Jean-Pierre Olivier de Sardan, Mahamam Tidjani Alou (Hrsg.): Le pouvoirs locaux au Niger. Tome 1: À la veille de la decéntralisation. Karthala, Paris 2009, ISBN 978-2-8111-0306-4, S. 223.
- ↑ Maurice Abadié: La Colonie du Niger. Mit einem Vorwort von Maurice Delafosse. Société d’Editions Géographiques, Maritimes et Coloniales, Paris 1927, S. 427.
- 1 2 A. Souley, E. K. Hahonou: Les associations cantonales dans le Tagazar et le Tondikandia (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 24). LASDEL, Niamey/Parakou März 2004, S. 24 und 38 (lasdel.net [PDF; abgerufen am 26. Oktober 2019]).
- ↑ Samba Ly, Boubacar Diallo: Evaluation à mi-parcours du projet "Appui au Dispositif National de Prévention et de Gestion des Crises Alimentaires au Niger (APCAN)". Rapport définitif. (PDF) CARE International, August 2008, S. 5, 12 und 70, abgerufen am 28. Dezember 2022 (französisch).
- ↑ Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
- ↑ Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 236 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
- ↑ Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 978-0-8108-6094-0, S. xxvii.
- ↑ Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. (Nicht mehr online verfügbar.) Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im ; abgerufen am 12. November 2020 (französisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
- ↑ Arrêté n°276/MEN/DAF/2445/IV du 21 octobre 1996, portant création de cantines scolaires en milieu nomade et transhumant. Ministère de l’Education Nationale, République du Niger, 21. Oktober 1996 (men.ne [abgerufen am 15. Dezember 2022]).
- ↑ Annuaire National 2022 de disponibilité en semences des variétés améliorées au Niger. (PDF) Ministère de l’Agriculture, République du Niger, 9. März 2022, S. 94, abgerufen am 9. Oktober 2022 (französisch).
Koordinaten: 13° 39′ N, 2° 54′ O