Scharlibbe
Gemeinde Klietz
Koordinaten: 52° 42′ N, 12° 4′ O
Höhe: 30 m ü. NHN
Fläche: 15,2 km²
Einwohner: 173 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 11 Einwohner/km²
Eingemeindung: 15. Februar 1974
Postleitzahl: 39524
Vorwahl: 039327

Lage von Scharlibbe in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Scharlibbe

Scharlibbe ist ein Ortsteil der Gemeinde Klietz in der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.

Geografie

Das Dorf Scharlibbe liegt 15 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Stendal und drei Kilometer östlich der Elbe am Trübengraben im Land Schollene. Im Osten liegt das Waldgebiet Scharlibber Heide.

Westlich vom Dorf liegt der Scharlibber See, der mit dem Land- und Weidengraben zum Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Kamernscher See und Trübengraben“ gehört. Südöstlich des Dorfes liegt die Binnendüne bei Scharlibbe, ebenfalls ein FFH-Gebiet. Sie ist nicht zugänglich, da sie zum Truppenübungsplatz Klietz gehört.

Nachbarorte sind Schönfeld im Norden, Mahlitz im Osten und Klietz im Süden.

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Im Jahre 1351 wird Scharlibbe als Schorlubbe erwähnt, als sich Erzbischof Otto von Magdeburg und das Domkapitel zu Magdeburg mit Markgraf Ludwig I. von Brandenburg vergleichen. Ludwig musste ihnen eine Entschädigung zahlen, für die er unter anderem Jerichow mit den Dörfern Klietz, Schollene und Scharlibbe für 3.000 Mark zum Pfand setzte. Weitere Nennungen sind 1477 Schurlubbe und Schorlubke, 1563 Scharlubbe und 1665 Scharlübbe. 1684 erwirbt die Familie von Katte das Gut Scharlibbe. Erwerber war Hans von Katte (1633–1684), erzbischöflicher magdeburgischer, dann Hofmann zu Coburg, verheiratet mit Dorothea von Witzleben, dann mit Eva Auguste von Stammer, mit der er Kinder hatte. Der erste Sohn Heinrich Christoph von Katte-Kamern (1675–1743) übernimmt die Besitzung. Er wurde magdeburgischer Kammerpräsident, Geheimer Rat, Amtshauptmann zu Kalbe. Seine Frau war Ursula von Möllendorff. Auch der Enkel der Vorgenannten, der preußische Kriegsminister Heinrich Christoph von Katte, geboren 1699 auf Gut Wust, lebte Mitte des 18. Jahrhunderts im Ort und verstarb hier 1760.

Am 14. Juli 1832 wütete im Dorf ein Brand, der 13 Gehöfte in Schutt und Asche legte. Die Versicherung leistete 5129 Taler Schadensersatz. 1842 war Scharlibbe ein Kirchdorf mit einem landtagsfähigen Rittergut und zwei Windmühlen. Eine Mühle stand vor dem südlichen Ortseingang beim Schmidtshof in der Nähe vom heutigen Ausbau. Die Bockwindmühle im Nordosten des Dorfes wurde zwischen 1980 und 1983 abgebrochen.

Andere Erwähnungen

Aleksander Brückner ordnet die Erwähnung mansos in scorlup in burgwardo zcolin aus dem Jahre 1097 Scharlibbe zu. Der Namenforscher Walter Wenzel deutet den Eintrag jedoch als Schkorlopp nahe Markranstädt bei Leipzig.

Herkunft des Ortsnamens

Der Names des Ortes leitet sich wahrscheinlich von slawischen „skorlupa“ oder „skralupa“ ab, was soviel wie „abgeschälte Rinde“ bedeutet.

Eingemeindungen

Scharlibbe gehörte früher zum zweiten Distrikt im Jerichowschen Kreis im Norden des Herzogtums Magdeburg. 1816 kam es zum Kreis Jerichow II, dem späteren Landkreis Jerichow II in der preußischen Provinz Sachsen, der ab dem 15. Juni 1950 Landkreis Genthin und später Kreis Genthin hieß.

Bereits am 30. September 1928 der Gutsbezirk Scharlibbe mit der Landgemeinde Scharlibbe vereinigt worden.

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Scharlibbe aus dem Landkreis Genthin in die Gemeinde Klietz eingemeindet. Am 1. Januar 1957 wurde die Gemeinde Scharlibbe im Kreis Havelberg durch Ausgliederung aus Klietz neu gebildet. Die Gemeinde wurde am 15. Februar 1974 erneut aufgelöst und in die Gemeinde Klietz eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Gemeinde / Ortsteil

Jahr Einwohner
1782295
1818240
1840350
1864407
1867541
1871471
Jahr Einwohner
1905325
1910304
1925340
1933340
1939344
1946495
Jahr Einwohner
1964346
1971355
2014184
2014184
2017165
2018151
Jahr Einwohner
2019155
2020167
2021175
2022173

Gutsbezirk

Jahr Einwohner
187128
190520
191024

Quellen: 1867 bis 1971 Unterlagen der Volkszählung

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Scharlibbe, die früher zur Pfarrei Klietz gehörte, wird betreut vom Kirchspiel Klietz-Scharlibbe im Pfarrbereich Sandau im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Scharlibbe stammen aus dem Jahre 1649.

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Elisabeth in Tangermünde im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die heutige evangelische Dorfkirche Scharlibbe wurde zwischen 1902 und 1906 nach Plänen des Kreisbaumeisters Engelbrecht aus Genthin erbaut. Der Neubau war nötig geworden, da der ursprüngliche spätromanischer Backsteinbau aus Ende des 12. Jahrhunderts aufs Äußerste vernachlässigt worden war.

Wirtschaft und Infrastruktur

Neben der Landwirtschaft spielt zunehmend der sanfte Tourismus eine Rolle.

Verkehrsanbindung

Söhne und Töchter des Ortes

Commons: Scharlibbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Lothar Schirmer: Chronik Scharlibbe – Klietz am See. Abgerufen am 12. August 2021.
  • W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S. 181–182. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 186, 82. Scharlibbe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Band VIII, Provinz Sachsen. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Februar 1931. Berlin 1931, DNB 365941611, S. 39.
  2. 1 2 Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Gemeinde Klietz: Hauptsatzung der Gemeinde Klietz. (PDF) 24. Oktober 2019, abgerufen am 11. August 2021.
  4. 1 2 Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. VII. HA, Geistliche Fürsten und Stifter in Beziehung zur Mark, Erzbistum Magdeburg Nr. 8. In: spk-berlin.de. Abgerufen am 25. Juni 2017.
  6. Ernst Wernicke: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Band 21. Hendel, Halle an der Saale 1898, S. 367368 (archive.org).
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel) 1908., 9. Jg., Justus Perthes, Gotha 1907-11. S. 376.
  8. Magdeburgsche Feuersocietät: Extract der 45en Rechnung… für das Jahr 1833. In: Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Erfurt. Erfurt 1834, S. 361 (Digitalisat).
  9. Gudrun Walinda: Kirchen in der Altmark einschließlich Elb-Havel-Winkel. Ausflüge zu steinernen Zeugen der Geschichte. Hrsg.: Landkreis Stendal, Amt für Wirtschaftsförderung. III. Region Elbe, Hohenberg-Krusemark, 1996, S. 21.
  10. 1 2 3 J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 186, 82. Scharlibbe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Messtischblatt 3338: Arneburg. 1954, abgerufen am 12. August 2021.
  12. Dietrich von Gladiss (Hrsg.): Diplomata 18: Die Urkunden Heinrichs IV. (Heinrici IV. Diplomata). Teil 2: 1077–1106 Weimar 1959, S. 614 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  13. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 50 (Digitalisat).
  14. Walter Wenzel: Wie die alten Slawen den Urwald rodeten. In: onomastikblog.de. 26. April 2016, abgerufen am 11. August 2021.
  15. W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S. 181–182. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
  16. Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 225, §6 (PDF).
  17. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 224.
  18. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 276 (PDF).
  19. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343–346.
  20. Johann Ludwig Heineccius: Ausführliche topographische Beschreibung des Herzogthums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld, Magdeburgischen Antheils. Berlin 1785, S. 291 (Digitalisat).
  21. A. Bühling: Geographisch-statistisch-topographisches Handbuch des Regierungsbezirks. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirkes Magdeburg. Magdeburg 1864, S. 36–37, VI. 92 (Digitalisat).
  22. 1 2 Anke Schleusner-Reinfeldt: Zahl der Einwohner sinkt nur leicht. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 30. Januar 2015 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
  23. Anke Schleusner-Reinfeldt: 33 Einwohner weniger im Elbe-Havel-Land. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 15. Januar 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
  24. 1 2 Anke Schleusner-Reinfeldt: Einwohnerzahl sinkt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 17. Januar 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
  25. 1 2 Ingo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB 1047268663, S. 18.
  26. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 102 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  27. Pfarrbereich Sandau. Abgerufen am 12. August 2021.
  28. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 15 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  29. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 12. August 2021.
  30. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 418.
  31. Fahrplan der Linie 910. In: Stendalbus. Abgerufen am 12. August 2021.
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