Schlammersdorf Gemeinde Hallerndorf | |
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Koordinaten: | 49° 46′ N, 11° 0′ O |
Höhe: | 252 (250–268) m ü. NHN |
Einwohner: | 429 (2016) |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 91352 |
Vorwahl: | 09545 |
Luftaufnahme des Hallerndorfer Gemeindeteils Schlammersdorf |
Schlammersdorf ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Hallerndorf im Landkreis Forchheim (Oberfranken, Bayern).
Geografie
Das Kirchdorf liegt in der naturräumlichen Landschaftseinheit des Regnitztals, etwa zwei Kilometer ostnordöstlich von Hallerndorf. Am nördlichen Ortsrand fließt die Aisch vorbei, kurz bevor sie in die Regnitz einmündet.
Geschichte
Für den Ortsnamenforscher Joachim Andraschke liegt dem Ortsnamen nach Ausweis der Belege ein Personenname Slagamar zugrunde. Die Wüstung Schlammersdorf gilt als bedeutender Fundplatz slawischer Keramik; etwa ein Drittel der Keramikfunde in Schlammersdorf ist slawischer Herkunft. Die Ortsgründung der Wüstung Schlammersdorf kann zeitlich im 4. Jahrhundert angesetzt werden. In der Merowingerzeit bestand die Siedlung noch; im 8./9. Jahrhundert erschien neben frühdeutscher Keramik auch slawische im keramischen Spektrum.
Die erste urkundliche Erwähnung von Schlammersdorf war 1370, als es im Stiftungsbrief der Pautzfelder Pfarrei genannt wurde. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Schlammersdorf ein Kondominat zweier Territorialherrschaften gebildet. Das war zum einen die Herrschaft Pommersfelden, die den reichsunmittelbaren Grafen von Schönborn-Hallerndorf gehörte, zum anderen die Territorialmacht Kloster Michelsberg, ein Mediat des Hochstifts Bamberg. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft übten die beiden Kondominatspartner alternierend aus. Die Hochgerichtsbarkeit hatte das bambergische Amt Forchheim als Centamt. Dieses Herrschaftsrecht wurde durch die Limitierte Cent eingeschränkt, die den beiden Kondominatspartnern vom Hochstift zugestanden worden war.
Als das Hochstift Bamberg infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1802/03 säkularisiert und unter Bruch der Reichsverfassung vom Kurfürstentum Pfalz-Baiern annektiert wurde, wurde auch Schlammersdorf ein Bestandteil der bei der „napoleonischen Flurbereinigung“ gewaltsam in Besitz genommenen neubayerischen Gebiete.
Durch die Verwaltungsreformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Königreich Bayern wurde Schlammersdorf mit dem Zweiten Gemeindeedikt 1818 zunächst ein Bestandteil der Ruralgemeinde Pautzfeld. Später wurde es eine eigene Gemeinde, die im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Bayern in den 1970er Jahren am 1. Mai 1978 in die Gemeinde Hallerndorf eingegliedert wurde. Im Jahr 1987 zählte Schlammersdorf 334 Einwohner.
Verkehr
Die Staatsstraße St 2264 führt südlich an Schlammersdorf vorbei. Die von dort kommende Kreisstraße FO 45 durchquert den Ort und führt weiter nach Trailsdorf. Eine in der Ortsmitte von Schlammersdorf von dieser abzweigende Verbindungsstraße führt in südwestlicher Richtung ebenfalls zur Staatsstraße. Der ÖPNV bedient das Dorf an mehreren Bushaltestellen der Buslinie 265 des VGN. Der nächstgelegene Bahnhof an der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg befindet sich im Eggolsheimer Ortsteil Neuses.
Sehenswürdigkeiten
In und um Schlammersdorf gibt es sechs denkmalgeschützte Objekte, darunter die Kirche des Ortes und ein aus dem 18./19. Jahrhundert stammendes Gasthaus.
Literatur
- Joachim Andraschke: Slawische Orts-, Wüstungs- und Flurnamen im Main- und Regnitzgebiet. Schriftenreihe des Historischen Vereins Landkreis Haßberge e.V. Band 22, herausgegeben von Wolfgang Jäger und Thomas Schindler, zugleich Beiträge zur ostfränkischen Kultur- und Landeskunde (Band V), herausgegeben von Joachim Andraschke. Haßfurt 2020.
- Ingomar Bog: Forchheim (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 5). Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1955, DNB 450540367 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Schlammersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 91 (Digitalisat).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1.
Weblinks
- Bayerischer Behördenwegweiser für Schlammersdorf, abgerufen am 25. September 2019
- Schlammersdorf im BayernAtlas, abgerufen am 25. September 2019
- Schlammersdorf auf historischer Karte, abgerufen am 25. September 2019
- Schlammersdorf in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 25. September 2019.
Einzelnachweise
- ↑ Nahverkehrsplan nach der Leitlinie zur Nahverkehrsplanung Landkreis Forchheim 2016. (PDF; 3,3 MB) S. 51, abgerufen am 21. Oktober 2022.
- ↑ Geografische Lage von Schlammersdorf im BayernAtlas, abgerufen am 25. September 2019
- ↑ Ortsbeschreibung von Schlammersdorf auf der Website der Gemeinde Hallerndorf, abgerufen am 25. September 2019
- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 31.
- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 97–103.
- ↑ Ingomar Bog: Forchheim. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 83.
- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 33.
- ↑ Johann Kaspar Bundschuh: Schlammersdorf. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 91 (Digitalisat).
- ↑ Ingomar Bog: Forchheim. In: Historischer Atlas von Bayern. Kartenbeilage „Hochgerichtskarte“.
- ↑ Ingomar Bog: Forchheim. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 117.
- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 35.
- ↑ Gertrud Diepolder: Bayerischer Geschichtsatlas. Hrsg.: Max Spindler. Bayerischer Schulbuch Verlag, München 1969, ISBN 3-7627-0723-5, S. 106–107.
- ↑ Ingomar Bog: Forchheim. In: Historischer Atlas von Bayern. S. 122.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 684.
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 302 (Digitalisat). Abgerufen am 25. September 2019