Schloss Ebersberg

Schloss Ebersberg

Staat Deutschland
Burgentyp Spornburg
Geographische Lage 48° 56′ N,  32′ O
Höhenlage 462 m ü. NHN

Schloss Ebersberg, auch Burg Ebersberg genannt, ist die Bildungs- und Begegnungsstätte der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Schloss Ebersberg liegt in der Gemeinde Auenwald im Rems-Murr-Kreis östlich der Teilorte Ebersberg und Lippoldsweiler auf einem Bergsporn.

Lage und Architektur

Die Reste der staufischen Burg Ebersberg liegen oberhalb der Auenwalder Teilorte Ebersberg und Lippoldsweiler auf einer schmalen Bergzunge. Die Kernburg war einst durch einen Halsgraben von einer Vorburg mit einem Wirtschaftshof getrennt, von der jedoch keine Reste erhalten sind. Der heutige Halsgraben ist weitgehend mit Erde aufgefüllt. Einst überspannte ihn eine steinerne Brücke mit vier Bogen, von der heute noch zwei Bögen zu sehen sind. Am Eingang zur Burg haben sich zwei Stümpfe von Türmen erhalten, welche einst zu einem Torhaus gehörten. Das Tor wurde 1834 abgetragen. Direkt dahinter erhebt sich ein etwa 11 Meter hoher Stumpf eines Bergfrieds aus Buckelquadern. Die Burg verfügt über eine Ringmauer, auf der sich einst ein hölzerner Wehrgang befand. Im Süden der Anlage befindet sich ein Zwinger. In der südwestlichen Ecke der Anlage steht ein massiver fünfeckiger Turm, der in die Ringmauer integriert ist. In der nördlichen Ecke der Kernburg befindet sich das zweiflügelige Barockschloss. Auf dem Kapellenflügel thront ein hölzerner Dachreiter. Bis zum Bau der Herz-Jesu-Kirche 1960 in Lippoldsweiler diente die Schlosskapelle als römisch-katholische Pfarrkirche von Ebersberg.

Geschichte

Urgeschichte

Vermutlich war der Ebersberg schon in prähistorischen Zeiten bewohnt.

Mittelalter

Nach den Schwäbischen Annalen (Annales suevici) von Martin Crusius wurde der Vorgängerbau der heutigen Burg Ebersberg um das Jahr 1109 von dem Weissacher Ortsadligen Rudolf von Weissach erbaut. Rudolf von Weissach soll auch Backnang mit einer Stadtmauer umgeben haben. Die Herren von Weissach waren wohl Dienstmannen des Hauses Baden und später der Württemberger. Das Geschlecht besaß wahrscheinlich ein festes Haus im Kammerhof bei Oberweissach. Später gab das Geschlecht diesen Sitz auf und zog auf den Ebersberg. Anschließend fiel die Burg Ebersberg an Siboto von Jagstberg, welcher der Burg ihr heutiges Aussehen gab und sich fortan von Ebersberg nannte. Baubeginn war zu Beginn des 12. Jahrhunderts, 1226 wurde sie erstmals erwähnt. Die edelfreien Herren von Ebersberg verarmten allerdings im 14. Jahrhundert und mussten ihre Stammburg 1328 für 2300 fl an Graf Ulrich III. von Württemberg verkaufen. Das Geschlecht starb kurz danach aus. Anschließend wechselte die Burg häufig den Besitzer: 1330 verpfändete Ulrich III. den Ebersberg an Siegfried von Yberg. 1442 löste Württemberg die Burg von Hans von Yberg wieder ein. Danach verpfändete Graf Ulrich V. die Burg an seine erste Ehefrau Margarethe von Kleve. 1478 belehnten die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg ihre Dienstleute Dieterich von Weiler, Georg von Vellberg und Wolf von Tachenhausen der Ältere mit der Burg. Letzterer konnte das ganze Lehen in seiner Person vereinigen. 1531 verkauften seine Erben, Wolf von Tachenhausen der Jüngere und Hans von Massenbach das Gut an Schwigger Thumb von Neuburg.

Reformation und Gegenreformation

Das Dorf Ebersberg wurde 1535 evangelisch. 1544 fiel das Schloss an Hans von Fraunberg, welche sie kurz danach an Wilhelm von Massenbach abtrat. 1551 wurde das zweiflügelige Schloss dazu gebaut, dessen Reste im heutigen Bau zu sehen sind. 1606 veräußerte Valentin von Helmstatt (1578–1637), Ehemann der Helene Marie von Massenbach (1598–1625), das Schloss an den Geheimrat Melchior Jäger von Gärtringen (1544–1611). Dessen Erben, die Brüder Friedrich und Georg Jäger von Gärtringen verkauften das Schloss mit Zubehör 1649 an Sigmund Moser von Filseck. Dieser veräußerte das Rittergut 1654 an den Katholiken Jeremias Vollmar Schenk von Winterstetten. Entgegen der Bestimmungen des Westfälischen Friedens betrieb er eine Politik der Rekatholisierung. Dazu dehnte Winterstetten seine privaten katholischen Gottesdienste auf die Dorfbewohner aus. Winterstetten ließ auch evangelische Einwohner vertreiben und durch Katholiken ersetzten. Nach dem Tode des Jeremias Vollmar, welcher von Württemberg zweimal verhaftet wurde, veräußerte dessen Witwe Maria Dorothea von Winterstetten (geb. von Ow) das Schloss 1694 an Johann Heinrich von Ostein, Dechant zu Würzburg und Comburg. Nach dessen Tod fiel das Schloss an dessen Bruder, Johann Franz Sebastian von Ostein. Dieser veräußerte das Schloss 1698 an das Kloster Schöntal (Jagst). Die Mönche setzten die Gegenreformation fort.

Erster Großbrand von 1714

1714 zerstörte ein Großbrand fast die gesamte Schlossanlage. Das Feuer griff auch über die benachbarten Gebäude über und zerstörte Ställe, Schuppen und das Dach des Bergfrieds. In seiner heutigen, barocken Form wurde das Schloss nach diesem verheerenden Brand um 1720 vom Zisterzienserkloster Schöntal unter Abt Benedikt Knittel erbaut. Die Schlosskapelle zum Heiligen Michael wurde 1724 eingerichtet und geweiht.

Zweiter Großbrand von 1722

Nach dem Brand von 1714 wurde der Bergfried notdürftig wiederhergestellt und erhielt seinen Turmhelm zurück. In dem Turm richteten die Mönche des Klosters Schöntal eine Studierstube ein. 1722 wurde der Bergfried bei einem Unwetter vom Blitz getroffen und brannte ab. Dabei stürzten Trümmer in das Innere des Turmes und zerstörten die Wendeltreppe, sodass der Bergfried nicht mehr zugänglich war.

Unter den Württembergern

Im Jahr 1786 verkaufte das Kloster Schöntal nach dem Wegzug der Mönche das Schloss an den Herzog von Württemberg Carl Eugen. Eine Auflage für den Verkauf war, dass der Herzog die Erhebung zur katholischen Pfarrei, die ungestörte Glaubensausübung der Untertanen sowie den Unterhalt der Kirche im Schloss und des Pfarrers anerkennen musste.1786 wurde die Kapelle als katholische Pfarrkirche anerkannt. Durch § 31 des Osnabrücker Friedensvertrags von 1648 war der Herzog von Württemberg zu diesem Verhalten reichsgesetzlich gezwungen. So ist auch zu erklären, warum der Ort Ebersberg als einziger im protestantischen Gebiet katholisch geprägt ist. Bis zum Bau der Herz-Jesu-Kirche im Dorf im Jahre 1960 blieb die Schlosskapelle die Pfarrkirche der katholischen Ebersberger. Allerdings wohnte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch ein Waldschütze im Schloss. 1834 wurden die Wehrgänge und das Torhaus abgetragen. 1876 wurde der Bergfried, dessen Inneres noch immer mit Schutt und Erde gefüllt war, über die Burgmauer wieder zugänglich gemacht. In dieser Zeit ließ der Ebersberger Pfarrer Jaumann ein hölzernes Badehaus auf dem Turm errichten und Bäume auf dem Bergfried pflanzen. Da die Wurzeln der Bäume das Mauerwerk schädigten, mussten diese später wieder gefällt werden.

Bildungsstätte der DPSG

Mit dem Bau der katholischen Herz-Jesu-Kirche im Ort Ebersberg ging das Schloss 1962 für den symbolischen Preis von einer D-Mark in den Besitz der Diözese Rottenburg über. Am 17. Juni 1963 wurde das Schloss der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg übergeben. Mit viel Eigenarbeit wurde das Schloss in einer ersten Bauphase von 1964 bis 1965 renoviert und am 21. Mai 1966 von Bischof Carl Joseph Leiprecht als neue Jugendburg eingeweiht. Nach Planungen in den 80er und 90er Jahren wurde – in Übereinstimmung mit dem Landesdenkmalamt und mit der Diözese – ab 1995 das Schloss umgebaut und grundlegend renoviert. 1996 konnte so das neue Schloss wieder eröffnet werden. In einer weiteren Bauphase 1998 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Das Haus verfügt nun über 64 Betten und ist ein sogenanntes Selbstversorgerhaus.

Lourdesgrotte

Unterhalb des Schlosses befindet sich ein verkleinerter Nachbau der Höhle von Lourdes in Südfrankreich. In der Grotte befindet sich eine Statue der Hl. Jungfrau Maria und eine kleinere Statue der Hl. Bernadette Soubirous, die 1858 die Marienerscheinungen von Lourdes gesehen hatte.

Friedhof

Im Bereich der abgegangenen Vorburg befindet sich seit 1710 ein römisch-katholischer Friedhof. Auf dem Friedhof befindet sich die Grabstätte von Carl Theodor Freiherr von Sturmfeder von und zu Oppenweiler (1749–1799).

Wappen der früheren Besitzer

Literatur

  • Gerhard Fritz, Roland Schurig (Hrsg.): Die Burgen im Rems-Murr-Kreis. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden 1994, ISBN 3-927981-42-7, S. 63–67.
Commons: Schloss Ebersberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Backnang. H. Lindemann, Stuttgart, S. 331332.
  2. Werner Pabst: Die Burgen im Rems-Murr-Kreis. Hrsg.: Gerhard Fritz, Roland Schurig. 1. Auflage. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden-Buoch 1994, ISBN 3-927981-42-7, S. 6367.
  3. Ebersberg - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 23. Februar 2023.
  4. Waldemar Lutz, Erich Scheible (Hrsg.): Kennzeichen WN, Heimatkunde für den Rems-Murr-Kreis. Verlag Waldemar Lutz Lörrach und Ernst Klett Schulbuchverlag GmbH, Stuttgart 1990, ISBN 3-12-258290-2, S. 163164.
  5. Ebersberg - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 23. Februar 2023.
  6. Werner Pabst: Die Burgen im Rems-Murr-Kreis. Hrsg.: Gerhard Fritz, Roland Schurig. 1. Auflage. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden-Buoch 1994, ISBN 3-927981-42-7, S. 6367.
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