Das Schloss Ginselberg, auch Schloss Schönfeldt, steht auf einer kleinen Hangterrasse oberhalb eines Tuffsteinbruches im Erlauftal etwas abseits südwestlich der Werkssiedlung Neustift in der Stadtgemeinde Scheibbs im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich.
Geschichte
Anfangs bestand am Ort der Hammer am Viertellehen. Ebendort wurde 1827 eine Spiegelfabrik gegründet, die 1863 zum Schloss umgebaut wurde. 1881 wurde eine Kapelle eingerichtet, welche jedoch abgekommen ist.
1827 wurde von Ignaz und Anton Dittrich eine große Spiegelfabrik, genauer eine Schleif- und Belegfabrik, errichtet. 54 Personen wurden beschäftigt, das Rohglas wurde aus dem Böhmerwald bezogen und die fertigen Spiegel bis in die Levante verkauft. Im Umfeld befanden sich auch einige kleinere Werke für Eisen-, Leder- und Gipsverarbeitung. 1853 ging die Fabrik auf Andreas und Sophie Ziegler über, 1857 an Alexius und Josephine von Wettstein und 1859 an Constantin Gilani.
1863 kaufte Anton Graf von Schönfeld († 1900) den Besitz und machte das Gebäude durch Umbauten und Erweiterungen zu einem „Gräflichen Schloss“. Zusätzlich wurden große Grundkäufe in der Umgebung getätigt die mit einem Ausmaß von etwa 330 Hektar das Gut Ginselberg bildeten. Im Jahr 1880 verkaufte Moritz Graf Almasy Schloss Lehnhof und schenkte die Einrichtung der Kapelle seiner Schwägerin Elisabeth Gräfin Schönfeld, der Frau des Anton Grafen Schönfeld. Mit diesem Interieur wurde 1881 die Schlosskapelle am Ginselberg errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurden einige Teile des Schlosses beschlagnahmt und als Lazarett verwendet, dabei wurde auch die Kapelle entfernt. Zum Schloss gehörten noch einige Nebengebäude wie der Pferdestall Ginselberg 11, das Herrenhaus Ginselberg 12 und das Haus Ginselberg 16 sowie weitere kleine Liegenschaften.
1884 wurde Heinrich Graf Schönfeldt, Rennfahrer und Fahrer des weltweit ersten Panzers, auf Schloss Ginselberg geboren und lebte bis zu seinem Tod 1963 auf dem Schloss. Nach seinem Tod verwahrloste es zusehends und wurde erst 2009/10 renoviert. Das Schloss steht seit 1863 bis heute im Familienbesitz. Derzeitiger Besitzer ist Carl Ludwig Schönfeldt.
Architektur
Die breit gelagerte Anlage hat einen Mittelrisalit und Seitenrisalite. Der schmucklose zweigeschoßige Bau unter einem Walmdach wirkt durch Kubatur und Symmetrie, teils im Erdgeschoß mit platzlgewölbten Lauben geöffnet. Im Gebäudeinneren haben die Räume Flachdecken.
Schlosspension, Blindenheim, Buddhistisches Zentrum
In dem Nebengebäude Ginselberg 12 richtete 1935 Schönfeldt eine Schlosspension ein, vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen. Nach Schönfeldts Tod wurde dort ein Blindenheim eingerichtet. Mit Gründung des Buddhistischen Zentrum Scheibbs im Jahre 1975 als eine der ältesten buddhistischen Einrichtungen im deutschen Sprachraum, fand das Gebäude neue Verwendung.
Literatur
- Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Niederösterreich südlich der Donau 2003. Scheibbs, Gemeindegebiet, Ginselberg, Schloss Ginselberg, Ginselberg Nr. 15, S. 2115.
- Gerhard Stenzel: Von Schloss zu Schloss in Österreich. Verlag Kremayr & Scheriau. Wien 1976
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Niederösterreichischer Dominien-Schematismus für das Jahr ... Ein Handbuch des ganzen Personalstandes von den sämmtlichen Dominien in Oesterreich unter der Ens (etc.). Mechitaristen, 1842 (google.at [abgerufen am 28. Oktober 2018]).
- ↑ Illustrirte Zeitung: Leipzig, Berlin, Wien, Budapest, New York. Weber, 1845 (google.at [abgerufen am 28. Oktober 2018]).
- ↑ Stadtgemeinde Scheibbs: Schloss Schönfeldt. Abgerufen am 28. Oktober 2018.
- ↑ meinelocation.at - Schloss Ginselberg / Eventlocation. Abgerufen am 28. Oktober 2018 (deutsch).
Koordinaten: 47° 59′ 19″ N, 15° 9′ 48,7″ O