Als Schwemme wird in der Biergastronomie der Bereich in einer Schankwirtschaft (besonders in Brauereigaststätten und Bierpalästen) bezeichnet, in dem besonders große Mengen Bier ausgeschenkt bzw. getrunken werden. Meist handelt es sich um die größten Säle der jeweiligen Wirtschaft, oft Kellergewölbe („Bierkeller“) mit relativ einfacher Inneneinrichtung, in denen viele Reihen von Tischen und Bänken stehen.
Wortherkunft und Sinnübertragungen
Das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm gibt für den Begriff Schwemme folgende Bedeutungen an:
- „meist der ort, wo thiere geschwemmt werden […] schwemme, ein wassergrub, oder ein wasser, darinn man etwas schwemmet […]“ hier insbesondere Pferde, aber auch anderes Vieh. Das sind seichte Stellen in einem Fluss oder sonstigen Gewässern, in denen früher verschmutzte Pferde oder Vieh gewaschen wurden und sich von der Tagesarbeit erfrischen konnten (siehe auch die berühmte barocke Pferdeschwemme in Salzburg von Johann Bernhard Fischer von Erlach).
- „ähnlich auch ein badeplatz für menschen […] ort voll warms oder kalts wassers darinnen man badet oder schwümbt“.
Im übertragenen Sinn:
- „den mund, die zunge in die schwemme reiten als umschreibung für ‘trinken’ […] daher auch geradezu schwemme für wirtshaus […] in Wien ‘dasjenige zimmer eines gasthauses, wo die leute der niedern klassen platz nehmen’ […] ein Wiener ausdruck […] ‘für den restaurant zweiten ranges, der sich in jedem hotel hier befindet und in welchem die domestiken der reisenden beköstigt werden’“ Die Redewendung, „den Mund in die Schwemme reiten“ bezieht sich damit auf Pferdeschwemmen.
In Gastronomiekreisen wird häufig eine Deutung im Sinne von „Hochbetrieb“ und „Massenandrang“, also einer „Schwemme“ von Gästen, verwendet. Der Begriff wird auch abwertend für eine Schankwirtschaft mit einfacherem Standard verwendet, in der man eher ärmere soziale Schichten findet, und im Gegensatz zu kleineren und privater eingerichteten „Stuben“.
Eine andere, von Bierbrauern stammende Deutung besagt, Schwemme sei der Bereich, in dem in Brauereigaststätten früher die Bierfässer aufgestellt waren. Beim Zapfen habe es dort, je nach Geschicklichkeit des Zapfers, ab und zu eine „Überschwemmung“ gegeben.
Bedeutung am Niederrhein
In der Kölner Bucht und am Niederrhein wird mit Schwemme der Ausschankbereich vor der Theke eines Brauhauses bezeichnet, wo der „Zappes“ den „Kranz“ mit Kölsch-Stangen oder das Tablett mit Altbier-Gläsern zapft, den der Köbes von dort an die Gäste verteilt. Meist ist dort ein Gastraum mit Stehtischen oder kleinen Tischen angeordnet für Kundschaft, die zwar Getränke, aber keine Speisen verzehren möchte.
Bekannte Schwemmen
Die bekannteste Schwemme ist wohl diejenige im Hofbräuhaus am Platzl in München, die dortige Schwemme wird oft sogar mit dem Hofbräuhaus an sich gleichgesetzt. Die Schwemme dort ist eine große Bierhalle im Parterre unter einem Gewölbe und bietet an Holztischen Platz für rund 1000 Personen. Für Stammgäste gibt es dort Regale, in denen sie ihre Bierkrüge aufbewahren können.
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 Schwemme, 2). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 15: Schiefeln–Seele – (IX). S. Hirzel, Leipzig 1899, Sp. 2511–2512 (woerterbuchnetz.de).
- ↑ Schwemme, 3) a). In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 15: Schiefeln–Seele – (IX). S. Hirzel, Leipzig 1899, Sp. 2512–2513 (woerterbuchnetz.de).