Sea Breeze ist ein jährlich stattfindendes Marine-Manöver der NATO im Schwarzen und im Asowschen Meer. Die seit 1997 stattfindende Übung wird im Rahmen der sogenannten Partnerschaft für den Frieden durchgeführt. An der Übung nehmen auch etliche Nicht-Anrainer teil. Russland sieht das Schwarze Meer als seinen Einflussbereich. 2021 forderte Russland die USA auf, auf das Manöver zu verzichten.
An politischer Brisanz gewann das Manöver nach der Annexion der Halbinsel Krim 2014 durch Russland. 2020 hatte die US Navy erklärt, das Schwarze Meer sei eine wesentliche Wasserstraße, die für den Seehandel und die Sicherheit in ganz Europa wichtig sei. Es sei im Interesse der Welt, „eine stabile, wohlhabende Schwarzmeer-Region zu erhalten und aggressive Akteure abzuschrecken, die zu ihrem eigenen Vorteil eine Destabilisierung anstreben“.
Bei dem am 28. Juni beginnenden Sea Breeze 2021 waren Einheiten aus 32 Staaten mit insgesamt rund 5000 Soldaten beteiligt. Mehr als 30 Schiffe und 40 Flugzeuge waren im Einsatz. 2021 führten die USA und die Ukraine das bis dahin größte Sea-Breeze-Manöver durch.
Im Vorfeld der Übung kam es zu zwei gleichartigen Zwischenfällen mit der britischen HMS Defender und der niederländischen HNLMS Evertsen.
Nach Angaben aus Moskau drängte die russische Küstenwache mit Luftunterstützung der Schwarzmeerflotte den britischen Zerstörer mit Warnschüssen und Bombenabwürfen auf seiner Route aus den als eigenes Territorium beanspruchten Gewässern. Ähnliches geschah später auch bei der niederländischen Fregatte HNLMS Evertsen, die ebenfalls auf dem Weg zu Sea Breeze war. Die Regierung in London dementierte die Angaben und sprach von einer russischen Militärübung, die nicht der Defender gegolten habe. Nach Medienberichten wurden die öffentlich einsehbaren AIS-Daten der beiden Schiffe manipuliert.
Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages
Am 2. September 2015 veröffentlichte der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages das Gutachten „Zur Frage der Vereinbarkeit von Aktivitäten der NATO in der Ukraine mit den im Zwei-Plus-Vier-Vertrag gegenüber der Sowjetunion eingegangenen Verpflichtungen“, in dem es um die neben der Beteiligung der Bundeswehr an Rapid Trident und Saber Guardian in erster Linie um die Beteiligung an Sea Breeze geht. In ihrem Sachstandsbericht kommen die Gutachter zu dem Schluss, dass „[die] Militärübungen „Rapid Trident“ und „Saber Guardian“ [...] – obwohl im Geiste des NATO-Partnerschaftsprogramms „Partnership for Peace“ durchgeführt – keine NATO-Aktivitäten, sondern Übungen des Europäischen Heereskommandos der Vereinigten Staaten (USAREUR) [sind].“ „Sowohl das Manöver Sea Breeze als auch die Maßnahmen der NATO zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte beim Aufbau militärischer Fähigkeiten dürften unter Berücksichtigung des Umfangs und Art der beteiligten Kräfte sowie der jeweiligen Zielsetzung der Maßnahmen – selbst aus Sicht der Russischen Föderation (als Rechtsnachfolger der Sowjetunion) – weder ihre Sicherheitsinteressen berühren noch in irgendeiner Art und Weise eine Androhung von Gewalt darstellen. Denn die Maßnahmen der NATO zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte, zu denen keine Waffenlieferungen zählen, sollen ausschließlich die Interoperabilität der ukrainischen Streitkräfte und nicht ihre Angriffsfähigkeit erhöhen“.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Exercise Watch: ‚Sea Breeze‘ kommt nicht allein – Augen geradeaus! Abgerufen am 30. Juni 2021.
- 1 2 Deutsche Welle (www.dw.com): Großes Manöver „Sea Breeze“ im Schwarzen Meer | DW. 28. Juni 2021, abgerufen am 30. Juni 2021.
- ↑ tagesschau.de: „Sea Breeze 2021“: Schwarzmeer-Manöver in heiklen Zeiten. Abgerufen am 30. Juni 2021.
- ↑ U.S., Ukraine Begin Sea Breeze 2021 Exercise with 30 Other Countries. In: USNI News. 28. Juni 2021, abgerufen am 30. Juni 2021 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Westdeutsche Zeitung: Schwarzes Meer: Niederlande werfen Russland Scheinangriffe vor. 30. Juni 2021, abgerufen am 30. Juni 2021.
- ↑ Tom Bateman: Fake ships, real conflict: How misinformation came to the high seas, in: Euronews,. 28. Juni 2021, abgerufen am 30. Juni 2021 (englisch).
- ↑ WD 2 – 3000-139/15, Deutscher Bundestag 2016
- ↑ Wissenschaftliche Dienste. Deutscher Bundestag. Sachstand. WD 2 – 3000-139/15; 2016.