Seethen Hansestadt Gardelegen | ||
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Koordinaten: | 52° 35′ N, 11° 34′ O | |
Höhe: | 45 m ü. NHN | |
Fläche: | 10 km² | |
Einwohner: | 136 (31. Dez. 2022) | |
Bevölkerungsdichte: | 14 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2011 | |
Postleitzahl: | 39638 | |
Vorwahl: | 039084 | |
Lage von Seethen in Sachsen-Anhalt | ||
Kirche zu Seethen (Oktober 2018) |
Seethen ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.
Geografie
Lage
Seethen, ein Dorf mit Kirche, liegt etwa 15 km nordöstlich der Altstadt von Gardelegen in der Altmark. Im Osten fließt der Lindstedter Grenzgraben. Im Norden liegt der etwa 48 Meter hohe Hörsterberg.
Nachbarorte sind Lindstedt im Westen, Lindstedterhorst im Nordwesten, Wollenhagen im Nordosten und Lotsche im Osten.
Ortschaftsgliederung
Zur Ortschaft Seethen gehören die Ortsteile Lotsche und Seethen.
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Im Jahre 1380 wurde das Dorf Seethen erstmals als Sethen erwähnt, als Schulte, ein Bürger zu Gardelegen, seiner Tochter, einer Klosterfrau in Kloster Neuendorf, Hebungen aus der Mühle auf Lebenszeit verschrieb. Weitere Nennungen sind: 1409 Zeten, 1457 Sethen und 1498 Seten. Aus dem Urmesstischblatt von 1843 ergibt sich, dass das ursprüngliche Sackgassendorf zum Straßendorf erweitert wurde. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand auf dem Hörsterberg eine Windmühle. Heute steht dort eine Stallanlage.
Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin, dass die von Hermes und Weigelt aufgeführte urkundliche Erwähnung des Ortes im Jahre 1145 nicht belegbar ist.
Archäologie
1839 wurde am Weg nach Lindstedt an den Barwiesenkannen eine Aufgrabung eines slavischen Begräbnisplatzes durchgeführt. Im Jahre 1912 war der Fund einer schwarztonigen Situla bei Seethen aus der späten Latènezeit bekannt. In einer heute verfüllten Sandgrube im südwestlichen Bereich des Hörsterbergs nordwestlich des Dorfes wurden um 1930 Urnengräber entdeckt. In der Mitte der 1960er Jahre wurde auf dem Hörsterberg Bausand abgebaut. Erst 1988 wurde der Abbau wieder aufgenommen, dabei kamen zerstörte Urnengräber zum Vorschein. Die Grabungen in den Jahren 1990 und 1991 erlaubten die Bergung einer Steinkreisanlage mit 74 Urnenkomplexen aus der jüngeren Bronzezeit. Ein Grab war von einer rechteckigen Lappenschale überwölbt.
Im Südosten des Dorfes sind Reste einer vermutlich flämischen Wallanlage als archäologisches Kulturdenkmal unter Schutz gestellt.
Herkunft des Ortsnamens
Franz Mertens führt den Ortsnamen 1409 Zeten auf einen slawischen Personennamen zurück, den Eigennamen des ersten Siedlers „zeto“ oder „zeta“.
Eingemeindungen
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Lotsche nach Seethen eingemeindet. Die Gemeinde Seethen kam am 25. Juli 1952 vom Landkreis Gardelegen zum Kreis Gardelegen. Nach dessen Auflösung am 1. Juli 1994 kam sie zum Altmarkkreis Salzwedel.
Die Gemeinde Seethen wurde per Landesgesetz am 1. Januar 2011 in die Stadt Gardelegen eingemeindet und verlor dadurch seine politische Selbständigkeit. Sie gehörte bis zu ihrer Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Südliche Altmark an, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt Gardelegen hatte und ebenfalls am 1. Januar 2011 aufhörte zu existieren.
Einwohnerentwicklung
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006: 2016 ohne Lotsche, ab 1964 mit Lotsche.
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Seethen, die früher zur Pfarrei Lindstedt gehörte, wird heute betreut vom Pfarrbereich Lindstedt im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Seethen stammen aus dem Jahre 1683.
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.
Politik
Ortsbürgermeister
Gerald Adler ist Ortsbürgermeister der Ortschaft Seethen. Er war auch der letzte Bürgermeister der ehemals selbstständigen Gemeinde Seethen.
Ortschaftsrat
Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 gewann die „Ortsinitiative Seethen/Lotsche“ alle 7 Sitze.
Gewählt wurden 2 Ortschaftsrätinnen und 5 Räte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Dorfkirche Seethen ist ein flach gedeckter rechteckiger Feldsteinbau mit halbkreisförmigem Ostschluss und einem Westturm, der ab Firsthöhe des Schiffs in Fachwerk ausgeführt ist. Der Bau stammt aus dem 16. Jahrhundert.
- Das Gehöft der früheren Wassermühle am Lindstedter Grenzgraben im Südosten des Dorfen steht unter Denkmalschutz. Die Mühle war bis in die 1930er Jahre in Betrieb. Sehenswert ist der Seether Mühlengarten.
Sage – Der Tulumstein auf dem Buchenberg
Der Lehrer Völker überlieferte im Jahre 1908 im „Altmärkischen Sagenschatz“ eine Sage über einen großen Findling auf dem etwa 81 Meter hohen Buchenberg, südwestlich des Dorfes. Er erläuterte, dass Ende der 1860er Jahre auf der Feldmark auf einer Anhöhe mit dem plattdeutschen Namen „Bökenberg“ ein „gewaltiger Steinriese“ lag. Der Stein wurde vom Maurer Olz aus Lindstedt „entzweigeschossen“ und zum Bau der Kirche in Holzhausen verwendet.
Der Sage zufolge wohnte auf dem Buchenberg ein Riese, der mit seinem Freund, dem berühmten Riesen aus Steinfeld (Altmark) zusammen Brot buk. Wollte einer backen, so „rackte“ er am Abend vorher mit dem Teigmesser in seinem Backtrog. Darüber gerieten die beiden mal in einen heftigen Streit, der Steinfelder Riese warf einen riesigen Stein nach Seethen, wo er liegen blieb. Den Namen „Tulumstein“ hat er erhalten, weil man von ihm sagte, dass er sich jedes Mal, wenn er den Hahn krähen hört, dreimal herumdreht.
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2072–2076, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 201 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 414, 78. Seethen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Seethen. In: gardelegen.de. Hansestadt Gardelegen
- Seethen im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- 1 2 3 Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
- 1 2 Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister.: Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. 27. August 2019, abgerufen am 1. März 2022.
- 1 2 3 Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 400 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Supplementband. Band 5. Berlin 1865, S. 386 (Digitalisat).
- 1 2 3 4 Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2072–2076, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ Karte des Deutschen Reiches Blatt 265: Gardelegen. Reichsamt für Landesaufnahme, 1906, abgerufen am 3. Oktober 2020.
- ↑ J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 414, 78. Seethen (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Friedrich Schreck: Aufgrabungen. Bei Seethen, im Frühjahr 1839. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 4. Jahresbericht, 1841, S. 25–27 (Digitalisat).
- ↑ Paul Kupka: Fundberichte. Spät-Latène-Funde von Jarchau, Kreis Stendal. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band III.). 1910, ZDB-ID 212026-4, S. 242–243.
- ↑ Ulf Frommhagen: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Band 1. Von der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Tongefäße für den Leichenbrand. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 7). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-35-4, S. 102–109.
- ↑ Ulf Frommhagen: Ein spätbronzezeitliches Brandgräberfeld von Seethen, Gardelegen Land. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 71. Jahresbericht, 1996, S. 7–16 (altmark-geschichte.de [PDF]).
- ↑ Lothar Mittag: Schätze der Bronzezeit. Archäologische Kostbarkeiten aus der Altmark (= Schriften zur Regionalgeschichte der Museen des Altmarkkreises Salzwedel. Band 14). Initia Medien und Verlag UG, Uelzen 2018, ISBN 978-3-947379-03-3, S. 86–90, Eine außergewöhnliche Brandbestattung aus Seethen.
- ↑ Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 202.
- ↑ Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274 (PDF).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 361.
- ↑ Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
- ↑ StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011
- 1 2 3 Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 201 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
- ↑ Seethen und Lotsche auf gardelegen.de (Memento vom 31. Mai 2017 im Internet Archive)
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Lindstedt. Abgerufen am 18. November 2018.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 2. April 2022.
- 1 2 3 Hansestadt Gardelegen: Bürgerinfoportal Gardelegen, Ortschaftsrat Seethen. In: kitu-genossenschaft.de. Abgerufen am 2. April 2022.
- ↑ Elke Weisbach: Sechs von vier Ratssitze in Jeseritz besetzt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Gardelegen,. 29. Mai 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 25. März 2022]).
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 81.
- ↑ Andreas Puls: Seethener Mühlengarten - ein Schmuckstück. In: Volksstimme Magdeburg. 17. Dezember 2015 (volksstimme.de [abgerufen am 18. November 2018]).
- 1 2 Lehrer Völker: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 148, Die Sage vom Tulumstein.