Tarnefitz
Hansestadt Gardelegen
Koordinaten: 52° 31′ N, 11° 13′ O
Höhe: 61 m ü. NHN
Fläche: 6,45 km²
Einwohner: 63 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte: 10 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Sichau
Postleitzahl: 39649
Vorwahl: 039082

Lage von Tarnefitz in Sachsen-Anhalt

Tarnefitz ist ein Ortsteil der Ortschaft Sichau der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Geografie

Das Dorf Tarnefitz liegt gut eineinhalb Kilometer nordwestlich von Sichau und knapp fünf Kilometer nördlich von Mieste im Westen von Gardelegen in der Altmark an der Tarnefitzer Elbe, die südlich von Siems zusammen mit dem Graben Siems zur die Sichauer Beeke wird.

Nachbarorte sind Peckfitz im Südwesten, Jeggau im Norden, Sichau im Südosten und Siems im Süden.

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Im Jahre 1394 wird Tarnefitz als dat dorp to terneuitze oder ternovitze erstmals erwähnt, 1664 die wüste Feldmarckt Ternefitz.

Das heutige Tarnefitz wurde in den Jahren 1738 und 1739 als Kolonistendorf mit einem Krug an der großen Hamburg-Leipziger Frachtstraße auf einer wüsten Feldmark mit dem alten Namen neu angelegt. Diese Wüstung wird im Hausbuch der Pfarrei zu Jeggau erwähnt. Das Dorf gehörte zum Königlichen Domänenamt Kloster Neuendorf. Wilhelm Zahn meint, dass das wüst gewordene Dorf im Nordosten dicht beim jetzigen Dorf lag, wo mehrere alte Wege zusammenstoßen. Weitere Nennungen sind 1832 Ternewitz und 1804 Tarnewitz.

Landwirtschaft

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: eine Besitzung über 100 Hektar mit 291 Hektar, 41 Besitzungen unter 100 Hektar hatten zusammen 489 Hektar. Die Gemeinde hatte zwei Besitzungen mit zusammen 9 Hektar Land. Enteignet wurden die 291 Hektar. Aus der Bodenreform wurden 19,2 Hektar Ackerland aufgeteilt: 7,6 Hektar erwarb ein landarmer Bauer mit Besitz unter 5 Hektar, 7,4 Hektar ein landloser Bund Kleinpächter und 4,2 Hektar zwei Landarbeiter. Im Jahre 1960 bestand eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG Typ I „Einheit“.

Herkunft des Ortsnamens

Franz Mertens deutet den Ortsnamen Tarnewitz als wendisch und übersetzt zu „Schlehendorf“ oder „Tarnsdorf“.

Aleksander Brückner erkennt im Namen das altslavische Wort „trьnь“ für „Dorn“.

Eingemeindungen

Bis 1807 gehörte der Ort zum Salzwedelischen Kreis, von 1807 bis 1813 zum Kanton Mieste, ab 1816 zum Kreis Gardelegen dem späteren Landkreis Gardelegen.

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Tarnefitz nach Sichau im gleichen Landkreis eingemeindet. Mit der Eingemeindung von Sichau in die Hansestadt Gardelegen per Landesgesetz am 1. Januar 2011 kam der Ortsteil Tarnefitz zur neu entstandenen Ortschaft Sichau und zur Stadt Gardelegen.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
177491
178997
179897
1801104
181895
1840168
Jahr Einwohner
1864201
1871202
1885147
1892146
1895168
1900172
Jahr Einwohner
1905176
1910173
1925160
1939148
1946206
201278
Jahr Einwohner
201673
202164
202263

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:

Religion

Die evangelischen Christen aus Tarnefitz gehörten zur Kirchengemeinde Jeggau und damit zur Pfarrei Jeggau. Sie werden heute betreut vom Pfarrbereich Breitenfeld im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Das Kriegerdenkmal Tarnefitz in Form einer Stele mit einer Inschrift erinnert an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
  • In der Ortsmitte ist der Ortsfriedhof.
  • Die Bauernstube in Tarnefitz dient als Dorfgemeinschaftshaus.

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 22172218, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 210 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 415, 85. Tarnewitz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 22172218, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. 1 2 3 Elke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 13.
  3. 1 2 Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister.: Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. 27. August 2019, abgerufen am 1. März 2022.
  4. 1 2 Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Ernst Schulze: Chronik der Stadt Cloetze. Nachrichten aus der Umgegend von Cloetze und dem Drömling nebst einer Geschichte des ehemaligen hannoverschen Amtes Cloetze. Klötze 1900, S. 52 (Digitalisat).
  6. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 219220, Nr. 225 (uni-jena.de).
  7. David Bauke: Mittheilungen über die Stadt und den Landräthlichen Kreis Gardelegen. Stendal 1832, S. 316 ([Digitalisat]).
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 387 (Digitalisat).
  9. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2081, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  10. Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB 1015184308, S. 204.
  11. Aleksander Brückner: Die slavischen Ansiedlungen in der Altmark und im Magdeburgischen (= Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich-Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig. Band 22). 1879, S. 83, 53 (Digitalisat).
  12. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, ZDB-ID 511105-5, S. 275, Abs. 4 (PDF).
  13. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
  14. 1 2 3 Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 210 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  15. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  16. Sichau, Siems und Tarnefitz auf gardelegen.de (Memento vom 31. Mai 2017 im Internet Archive)
  17. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 62 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  18. Pfarrbereich Breitenfeld. Abgerufen am 22. November 2018.
  19. Tarnefitz, Hansestadt Gardelegen, Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 2. Oktober 2022.
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