Sibel Arslan (* 23. Juni 1980 in Erzincan, Türkei; heimatberechtigt in Basel) ist eine Schweizer Juristin und Politikerin (BastA/Grüne).

Leben

Die zaza- bzw. kurdischstämmige Sibel Arslan kam 1991 mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern in die Schweiz, wohin ihr Vater bereits sechs Jahre früher als Flüchtling ausgewandert war. Die Familie liess sich im Kleinbasel nieder. 2002 absolvierte sie die Matura Typus A am Gymnasium Bäumlihof. Danach studierte sie Rechtswissenschaft an der Universität Basel und schloss 2011 mit dem Lizentiat ab. 2004 nahm sie das Schweizer Bürgerrecht an; sie ist türkisch-schweizerische Doppelbürgerin.

Zusammen mit ihrem Bruder führte Arslan von 2006 bis 2007 die Shisha-Bar «Susam» beim Barfüsserplatz. Ab 2012 arbeitete sie als Rechtsberaterin beim Basler Gewerkschaftsbund. Von 2013 bis 2015 war sie Berufsbeiständin beim Amt für Beistandschaften und Erwachsenenschutz des Kantons Basel-Stadt. Von März 2015 bis Februar 2016 arbeitete sie als Juristin im Generalsekretariat der Sicherheitsdirektion des Kantons Basel-Landschaft. Im November 2017 gründete sie mit dem Zürcher CVP-Politiker Lucius Dürr die in Basel ansässige Firma Sidus Consulting GmbH, die unter anderem Beratungsdienstleistungen im Bereich Politik und Non-Profit-Organisationen anbietet.

Politik

Arslan trat 2004 Basels starker Alternative (BastA) bei und sass von 2005 bis 2016 im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt, wo sie der Fraktion des Grünen Bündnisses angehörte. Ab 2007 nahm sie Einsitz in der Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission und ab 2013 in der Begnadigungskommission. Ende 2014 widerrief der basellandschaftliche Regierungsrat und Sicherheitsdirektor Isaac Reber eine vereinbarte Anstellung Arslans als Leiterin des kantonalen Straf- und Massnahmenvollzugs, nachdem die Basler Zeitung eine Kampagne gegen sie geführt hatte. Die Zeitung hatte auf angebliche Qualifikationsmängel und Schulden in der Höhe von etwa 60'000 Schweizer Franken verwiesen. In Wirklichkeit ging es um drei Betreibungen, die Arslan bereits im Bewerbungsverfahren erwähnt hatte. Wie Swissinfo festhielt, wurde in den entsprechenden Medienberichten nicht klargestellt, dass «im Betreibungsregister nur Forderungen, aber nicht tatsächliche Schulden erfasst werden». Zum Zeitpunkt von Arslans Bewerbung war lediglich eine Restschuld von 5000 Franken zu begleichen, was kurz darauf erfolgte. Radio SRF nannte die Berichte der damals rechtsgerichteten Basler Zeitung «Ein Lehrstück über die Macht der Medien».

Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2015 wurde Arslan in den Nationalrat gewählt und 2019 bestätigt. Dort gehört sie der Aussenpolitischen Kommission, der Kommission für Rechtsfragen und der Gerichtskommission an. Seit 2020 ist sie Mitglied der Schweizer Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates.

2021 wurde in den Tamedia-Zeitungen die Zwischenbilanz gezogen, die politische Karriere von Arslan sei «steil und holprig zugleich» verlaufen. Schweizweit bekannt sei Arslan vor allem als jene Parlamentarierin, die so hart angegangen werde wie keine andere. Gleichzeitig erhielt sie in Wahlen jeweils viele Stimmen, auch von anderen Parteilisten.

Commons: Sibel Arslan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Sibel Arslan auf der Website der Bundesversammlung, abgerufen am 22. Mai 2020.
  2. Nina Sahdeva: Fair unterwegs mit Sibel Arslan – Fürsprecherin für Minderheiten und Menschenrechte. fairunterwegs. 7. Dezember 2016, abgerufen am 12. Juni 2021.
  3. Zur Person Sibel Arslan (Memento vom 29. September 2017 im Internet Archive). Website von Sibel Arslan.
  4. 1 2 3 4 Lena Oppong: Sibel Arslan. Portrait (Memento vom 9. Dezember 2014 im Internet Archive). Website von Fingerzeig, abgerufen am 28. März 2022.
  5. 1 2 3 Bündnis Grüne BastA! nominiert NationalratskandidatInnen (Memento vom 27. November 2015 im Internet Archive). Grünes Bündnis. Website der Grünen Partei Basel-Stadt, 18. März 2015, abgerufen am 9. Dezember 2017 (Medienmitteilung; PDF; 276 kB).
  6. Sibel Arslan kandidiert für vakanten Sitz im Basler Bürgerrat (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive). Grünes Bündnis. Website der Grünen Partei Basel-Stadt, 14. März 2013, abgerufen am 28. März 2022 (Medienmitteilung; PDF; 33 kB).
  7. Othmar von Matt: Jeder 13. Parlamentarier ist Doppelbürger. In: Watson. 29. Juli 2018, abgerufen am 12. Juni 2021.
  8. Neo-Nationalrätin Sibel Arslan tritt aus dem Grossen Rat zurück. In: bz – Zeitung für die Region Basel. 22. Februar 2016, abgerufen am 12. Juni 2021.
  9. Sidus Consulting GmbH. Eintrag im Handelsregister, 30. November 2017.
  10. 1 2 Sibel Arslan auf der Website des Grossen Rates des Kantons Basel-Stadt, abgerufen am 28. März 2022.
  11. 1 2 Andreas Schwald, Jasmin Schraner: Sibel Arslan übernimmt befristete Juristenstelle (Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive). In: TagesWoche. 8. Dezember 2014, abgerufen am 28. März 2022.
  12. Christian Keller: Schulden und Qualifikationsmängel (Memento vom 1. Dezember 2014 im Internet Archive). In: Basler Zeitung. 29. November 2014, abgerufen am 28. März 2022.
  13. Andreas Schwald: «Fall Arslan» erledigt. Betreibungen eingestellt (Memento vom 28. März 2015 im Internet Archive). In: TagesWoche. 6. Dezember 2014, abgerufen am 28. März 2022.
  14. Peter Siegenthaler: Sibel Arslan trotzte der Medienschelte. In: SWI swissinfo.ch. 5. Januar 2016, abgerufen am 28. März 2022.
  15. Christoph Keller: Fallstricke – wie Sibel Arslan zu Fall gebracht wurde - Passage - SRF. In: srf.ch. 5. Juni 2015, abgerufen am 7. Januar 2023.
  16. Jeremias Schulthess: SP holt dritten Sitz ins linke Lager: Sibel Arslan (BastA!) profitiert (Memento vom 2. März 2016 im Internet Archive). In: TagesWoche. 18. Oktober 2015, abgerufen am 28. März 2022.
  17. 1 2 Andreas Schwald: Das Phänomen Sibel Arslan – die Panaschierkönigin mit glänzendem Resultat. In: bz – Zeitung für die Region Basel. 21. Oktober 2019, abgerufen am 6. November 2019.
  18. Alessandra Paone, Thomas Knellwolf: Sibel Arslan im Porträt – Warum fühlen sich so viele von dieser Frau provoziert? In: derbund.ch. 7. September 2021, abgerufen am 7. Januar 2023.
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