Simson

Simson S 50B (1975)
Simson S 50
Hersteller VEB Fahrzeug- und Gerätewerk Simson Suhl
Produktionszeitraum 1975 bis 1980
Klasse Kleinkraftrad
Motordaten
Einzylinder-Zweitakt-Ottomotor
Hubraum (cm³) 49,6
Leistung (kW/PS) 2,65
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 60
Getriebe 3-Gang
Antrieb Kette
Bremsen Trommeln
Leergewicht (kg) 75/78,5
Nachfolgemodell Simson S 51

Das Mokick Simson S 50 ist ein vom VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ unter dem Markennamen Simson zwischen 1975 und 1980 hergestelltes Kleinkraftrad. Die Gestaltung entwarfen Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph. Insgesamt wurden 580.700 S 50 gebaut. Das S 50 kann in Deutschland trotz der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h als Kleinkraftrad mit einem Versicherungskennzeichen zulassungsfrei und in allen Bundesländern bereits mit 15 Jahren gefahren werden (Führerscheinklasse AM). Weitergehende Informationen dazu im Artikel Simson S 51.

Modelleinordnung

Das S 50 kann als Nachfolger der Vogelserie-Modelle Star und Habicht angesehen werden, da diese Baureihen zugunsten der S 50-Produktion eingestellt wurden. Allerdings wurde das S 50 völlig neu konstruiert. Das grundlegende Konzept sowie das Design stammten im Wesentlichen von den Formgestaltern Karl Clauss Dietel und Lutz Rudolph. Anlässlich der Leipziger Frühjahrsmesse 1978 wurden deren Entwürfe S 50 N, S. 50 B1 und S 50 B2 mit der Auszeichnung Gutes Design bedacht. Die Fahrwerkskonstruktion wurde von allen Nachfolgemodellen, wie dem S 51, S 70, S 53 usw. nahezu unverändert übernommen. Das S 50 war wegen seines für damalige Verhältnisse sportlichen, modernen Aussehens besonders bei den Jugendlichen in der DDR beliebt und begehrt. Im Vergleich zur ebenfalls verbreiteten Jawa Mustang wies das S 50 eine Reihe von Vorzügen auf, weshalb der Import der Jawa-Kleinkrafträder nach Erscheinen des S 50 beendet wurde. 1980 wurde das S 50 vom S 51 abgelöst, das einen neu konstruierten Motor-/Getriebeblock besaß. Äußerlich hingegen gab es zunächst kaum Veränderungen, Unterschiede waren lediglich die Form des Scheinwerfergehäuses und die entfallenen Schutzblechstreben.

Ausführungen

Generell unterschied man zwischen den Varianten S 50 N, S 50 B, S 50 B1 und S 50 B2. Das S 50 N wurde ausschließlich in Blau angeboten und hatte eine schlichte elektrische Anlage (keine Blinker, kein Zündschloss, nur innenliegende Zündspule). Ein Bleiakku fehlte beim S 50 N ebenfalls, es gab lediglich eine Halterung für vier Monozellen für die Hupe, da die Lichtmaschine nur Wechselstrom lieferte. Die Soziusfußrasten wurden direkt an der Schwinge befestigt. Somit war das S 50 N etwas leichter. Es war als wenig Ansprüche an die Wartung stellendes Fahrzeug vor allem für den Einsatz in Gegenden mit geringem Verkehrsaufkommen (Land- und Forstwirtschaft) konzipiert. Das S 50 B besaß unter anderem ein Zündschloss sowie eine 4-Leuchten-Blinkanlage, für deren Betrieb ein Bleiakku 6 V / 12 Ah und eine Ladeeinrichtung vorhanden sind. 1976 wurde das B-Modell durch die Modelle B1 und B2 ersetzt. Das S 50 B1 hatte, neben den Einrichtungen des S 50 B, ein Standlicht, eine Lichthupe, 25-W/25-W-Fahrlicht und eine außenliegende Zündspule. Das S 50 B2 schließlich besaß zusätzlich eine elektronische Zündung, sowie einen 6-V-35-/35-Watt-Scheinwerfer. Die S 50-B-Typen wurden in den Farben schwefelgelb (damalige Bezeichnung: rapsgelb), kirschrot, saharabraun oder saftgrün ausgeliefert. Mit Ausnahme des rapsgelbs wurden die S 50-Farben auch später an den S 51-Modellen verwendet. Während der Produktion änderte sich an den Modellen wenig, 1978 wurde ein neu geformter, 8,7 Liter fassender Tank, der aufgrund seiner Form im Volksmund Bananentank genannt wurde, eingeführt.

Technik

Der Motor der S 50 ist aus dem in der Schwalbe und dem Star verwendeten 50-cm³-Zweitaktmotor weiterentwickelt. Er trägt die Bezeichnung M53/1 KF (KF= Kickstarter & Fußschaltung). Der im S 50 verwendete M53/2 KF unterscheidet sich hauptsächlich durch die Fahrtwindkühlung, die Motoraufhängung und das obere Pleuellager (Wechsel von Gleitlagerung in Bronzebuchse zu Nadellagerung, um anstatt 1:33 das weniger umweltschädliche Öl-Benzin-Gemisch von 1:50 fahren zu können) von der Baureihe M53/1. Der Motor war für eine Grenznutzungsdauer von 25 000 km ausgelegt. Verschlissene Zylinderlaufbuchsen (Durchmesser im Neuzustand: 40,0 mm) konnten in 0,25 mm – Schritten bis zu sechs Mal ausgeschliffen und, mit einem dazu passenden, neuen Kolben gepaart, wieder eingesetzt werden – ein hervorragendes Beispiel der Materialökonomie. Auch Kurbelwellen, Bremsbacken und sogar Zündkerzen wurden regeneriert. Ein Manko des S 50 war, dass es nur mit 3-Gang-Motor erhältlich war, während es den Habicht zuvor bereits mit 4 Gängen gegeben hatte. Zudem war der Drehmomentverlauf des S 50-Motors noch nicht optimal, sodass das Fahrzeug im Zweipersonenbetrieb bei Gegenwind oder an Steigungen schnell an seine Grenzen kam, andererseits die zulässigen 60 km/h auch in der Ebene deutlich überschritt. Bei 60 km/h im höchsten Gang beträgt die Motordrehzahl ca. 6800/min. Bei dieser Drehzahl ist die Leistung bereits wieder um ca. 10 % abgefallen. Diese Motorkennlinie wurde später mit Erscheinen der S 51 zugunsten eines höheren Drehmoments im mittleren Drehzahlbereich verändert.

Die Lichtmaschine enthält bei allen S 50 – Modellen drei Spulen, die von einem direkt auf der Kurbelwelle befestigtem Schwungrad, an dem sechs Permanentmagnete befestigt sind, umkreist werden. Eine Spule speist die Zündung, eine weitere nur den Scheinwerfer. Die dritte versorgt das Stoplicht, und wenn dieses nicht leuchtet, die Batterie (außer beim S 50 N), sowie bei Bedarf das Rücklicht. Die unter dem Zylinder und somit nah am Boden befindliche Hochspannungsdurchführung bei den Zündanlagen mit innenliegender Zündspule war bei Nässe allerdings störanfällig. Beim S 51 wurden nur noch außenliegende Zündspulen verwendet. Ansonsten wurde die – recht bewährte – Lichtmaschinentechnik auch beim S 51 nahezu unverändert beibehalten.

Vorzüge dieses Mopeds waren die einfache, sehr anspruchslose Technik sowie ein hervorragendes Fahrwerk. Hierfür spricht auch die für ein Kleinkraftrad große Reichweite von über 300 km, die auch zu zweit erreicht werden konnte. Die 60 km/h dürfen auch als Dauergeschwindigkeit gehalten werden. Durch diverse Anbauteile, wie etwa eine Knieschutzdecke, Beinschild, rechter Rückspiegel, Seitengepäckträger und Kofferträger (zur Montage der auch bei MZ verwendeten 26-Liter-Pneumant-Koffer) konnte man den Gebrauchswert des Mopeds noch individuell steigern. Zudem konnte es mit einer Anhängerkupplung und – steckdose ausgestattet werden. Werksseitig war das S 50 grundsätzlich nicht mit Metallic-Lack oder verchromten Schutzblechen erhältlich, die Fahrzeuge wurden häufig von ihren Besitzern nachträglich aufgewertet.

Es gab aber auch einige chronische Schwachstellen: Die vor allem bei stark eingeschlagener Lenkung auf Biegung beanspruchte Tachowelle brach häufig, beim vollständigen Einfedern der Teleskopgabel trat oft Öl aus, und das sehr teure Steuerteil der elektronischen Zündung, das nicht repariert, sondern nur ersetzt werden konnte, neigte zum Totalausfall bei erhöhten Temperaturen.

Als erstes Kleinkraftrad hatte die S 50-Baureihe (Modell B2) auch eine kontaktlose Zündanlage. Die elektronische Zündanlage – SLEZ (Schwunglichtelektronikzündung) ist eine Hochspannungskondensatorzündung (HKZ) und ist für damalige DDR-Verhältnisse eine Besonderheit. Entwickelt in Zusammenarbeit mit dem VEB Fahrzeugelektrik Karl-Marx-Stadt sowie dem VEB Keramische Werke Hermsdorf und VEB Fahrzeugelektrik Ruhla wurde erstmals eine vollelektronische und damit wartungsfreie Zündung für Kleinkrafträder entwickelt. Durch das Funktionsprinzip baut sich die Zündspannung in 1/10 der Zeit auf, die unterbrechergesteuerte Anlagen benötigen, so dass Störeinflüsse wie Feuchtigkeit oder Temperaturschwankungen keine Auswirkung mehr auf die Funktionssicherheit haben. Diese Zündanlage ist verschleißfrei, da der Zündfunken durch einen an einem Impulsgeber entlangrotierenden Magneten ausgelöst wird. In Verbindung mit der hohen Zündspannung von bis zu 30 kV werden Kerzenlaufleistungen von ca. 20.000 km erreicht. Die Scheinwerferleistung bei den Modellen mit Elektronikzündung stieg auf 35/35 W.

Aufbauend auf die Serie S 50 gab es Ende der 1970er Jahre auch Versuche mit 100 cm³ und zwei Zylindern. Da man aber bereits MZ Motorräder baute, wurden diese Entwicklungen nie in Serie gebaut.

Die Fahrzeuge wurden von der DDR auch in verschiedene, meist sozialistische oder Entwicklungsländer exportiert. Das S 50 war in der DDR steuerfrei und durfte ohne Kennzeichen benutzt werden. Es fiel lediglich ein Haftpflichtbeitrag von 8,50 DDR-Mark pro Jahr an.

Technische Daten

KenngrößeSimson S 50 NSimson S 50 BSimson S 50 B1Simson S 50 B2
MotorZweitakt-Ottomotor, luftgekühlt
Zylinder1
Hubraum49,6 cm³ (Zylinderdurchmesser 40 mm, Hub 39,5 mm)
Drehmoment5,0 Nm bei 4800/min
Leistung2,65 kW (3,6 PS) bei 5500/min
Verdichtung9,5 : 1
Höchstgeschwindigkeit60 km/h (40 km/h mit Anhänger)
Getriebegänge3, Fußschaltung
Bremsen Simplex-Trommelbremse, Durchmesser 125 mm, vorn und hinten
KraftstoffZweitaktgemisch 1:50 (Vergaserkraftstoff ROZ 88)
Verbrauch je 100 km2,8 l (bei 60 km/h)
Tankinhalt9,5 l (ab 1978 8,7 l)
Leergewicht75 kg78,5 kg
zulässiges Gesamtgewicht230 kg
Sitzplätze2
Reifen 2,75 × 16
Scheinwerfer15 W25 W35 W
Stückzahl gebaut86.30081.400287.400125.000
Bauzeit1975–19801975–19761976–19801976–1980
Neupreis (M)120015101680
Sonstigesohne Zündschloss, Bleiakku
und Blinkanlage
mit Zündschloss, Bleiakku und Blinkanlagemit Zündschloss, Bleiakku und Blinkanlage,
stärkerer Lichtmaschine
und Elektronikzündung

Literatur

  • Erhard Werner: Ich fahre ein Kleinkraftrad. 6., neu erarb. Auflage. Transpress – Verlag, Berlin 1982, DNB 203460928.
  • Reparaturanleitung für Kleinkrafträder der Typenreihen S 50, KR 51, SR 4. 2. Auflage. Fachbuchverlag Leipzig, 1977, DNB 208561854. (Redaktionsschluß: 15. Dezember 1976)
Commons: Simson S50 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. GUTES DESIGN DDR 1978. In: form+zweck, 10. Jahrgang, Heft 5/1978, urn:nbn:de:bsz:14-db-id416501729-197800502, S. 2–3.
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