Smíchov City (2020–2032) ist ein Bauprojekt der Sekyra Group auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Smíchov – das größte Entwicklungsprojekt in Prags mit einer Gesamtfläche von knapp 20 Hektar. Seit 15 Jahren laufen die Planungen zu dem größten Bauvorhaben seiner Art in der Geschichte Tschechiens. Das neuentstehende Quartier soll dabei auch ein Symbol für den Weg der tschechischen Hauptstadt ins 21. Jahrhundert werden. Der erste Spatenstich fand am 30. September 2020 statt, im Jahr 2032 soll das Bauvorhaben abgeschlossen sein.

Beschreibung

Smíchov City ist das Ergebnis eines internationalen Architekturwettbewerbs, bei dem auch die Anliegen der Prager Bevölkerung angemessen berücksichtigt wurden. Das Architekturbüro Atelier A69 zeichnet dabei nicht allein für das städtebauliche Konzept von Smíchov City – Sever (Nord) verantwortlich, auch das Administrativprojekt Objekt SM 1 beruht auf Entwürfen der Prager Architekten. Das Konzept, das auf traditionellen Prinzipien des Städtebaus beruht, kombiniert hochwertige öffentliche Räume mit attraktiven Wohngebäuden – es entsteht ein lebendiger, sicherer und multifunktionaler neuer Stadtteil. Intelligente Verkehrs- und Parklösungen sind aus dem Konzept ebenso wenig wegzudenken wie die Bäume aus den Straßen und den Innenhöfen der projektierten Gebäude. Smíchov City vereint Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Schule und Freizeit an einem Ort – dabei knüpft das gesamte Quartier an die umliegende Bestandsbebauung an. Gleichzeitig wird es als Viertel der kurzen Wege gestaltet. Dieses Konzept ermöglicht es, die Verkehrsbelastung auf ein Minimum zu reduzieren. Auf Grundlage der Empfehlung der Jury beteiligen sich an dem Projekt insgesamt sieben Architekturbüros: A69, Kuba & Pilař architekti, haascookzemmrich STUDIO 2050, Chalupa architekti, Lábus – AA, D3A und Projektil architekti.

Auf einer Fläche von fast 400.000 m² entstehen neben Wohn-, Verwaltungs- und Geschäftsgebäuden auch ansprechende öffentliche Räume. So durchzieht Smíchov City in Nord-Süd-Richtung ein 28 m breiter und etwa 1.000 m langer Fußgängerboulevard – der zentrale Begegnungsort des neuen Stadtteils. Insgesamt sind 21.000 m² Grünfläche geplant: u. a. ein Prager „Hyde Park“ und ein natürliches Amphitheater. Auch eine Schule ist in den Planungen enthalten. Nach der Fertigstellung soll das Quartier insgesamt 12.000 Menschen Raum zum Wohnen und Arbeiten bieten. Die Gesamtkosten von Smíchov City belaufen sich auf etwa 776 Millionen € (20 Milliarden Kronen).

Die verwendeten Technologien und die Energieeffizienz der Gebäude entsprechen den Anforderungen des tschechischen Energieausweises PENB mindestens in der Kategorie B. Die Gebäude sind so konzipiert, dass sie auch den Standards des internationalen Bewertungssystems für Nachhaltigkeit von Gebäuden BREEAM entsprechen. Der Großteil des Regenwassers wird für die Bewässerung verwendet, in den Gebäuden der Bank Česká spořitelna setzt man außerdem auf die Nutzung von Grauwasser. Der größte Teil des neuen Stadtviertels wird mit nachhaltiger Energie aus Erdwärme und Photovoltaik versorgt. Diese umweltfreundlichen Lösungen zur Energieversorgung sind in einem Gebiet im Norden des Viertels aufgrund dort verlaufender U-Bahn- und Eisenbahnlinien nicht zu verwirklichen.

Die Richtlinien des Architekturwettbewerbs wurden durch die Tschechische Architektenkammer (Česká komora architektů) festgelegt. An der Auftragsvergabe beteiligte sich auch das Planungs- und Entwicklungsinstitut der Hauptstadt Prag (Institut plánování a rozvoje hl. m. Prahy). Für den ersten stellvertretenden Bürgermeister der Hauptstadt Prag Petr Hlaváček, selbst Architekt, ist das Bauvorhaben „ein Beispiel für erstklassige Stadtplanung, hochwertigen öffentlichen Raum und für Architektur an sich“. Ziel des Projekts ist nichts weniger als die Begründung eines neuen Stadtzentrums als moderne Alternative zum historischen Zentrum der tschechischen Hauptstadt. In der ersten und in der zweiten Bauetappe werden Gebäude errichtet, die in den Erdgeschossen sämtlich über offene Gewerberäume für Geschäfte, Dienstleistungen, Restaurants und Cafés verfügen. Der Fußgängerboulevard führt durch zwei Parks mit einer Gesamtfläche 1,4 ha.

Ausgehend von der zentralen Flaniermeile führt eine Fußgängerbrücke über die Eisenbahnstrecke hin zum neu rekonstruierten und ausgebauten Bahnhof Smíchov. Mit dessen Bau soll noch in diesem Jahr begonnen werden, für 2025 rechnet man mit dem Abschluss der Arbeiten. Dabei wird das neue Terminal Smíchov ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für eine Viertelmillion Reisende pro Tag. Kompakt an einem Ort vereinen sich in dem neuen Bahnhof die U-Bahn-Linie B, S-Bahn, Buslinien, Fahrradstellplätze und PKW-Parkplätze. Zunächst soll ein Parkhaus mit einer Kapazität von 1.000 Stellplätzen gebaut werden, auf dessen Dach sich ein Busbahnhof für Stadt- und Linienbusse befinden wird. In einem Teilgebiet des jetzigen Busbahnhofs Na Knížecí erwägt die Hauptstadt Prag auch den Bau eines neuen Rathausgebäudes. Nachdem der bestehende Mietvertrag der Stadt für die Räumlichkeiten im Škoda Palais 2028 endet, würden dann etwa 2.000 städtische Bedienstete in den dann neuen Verwaltungsbau in Smíchov City übersiedeln. An dem Bau des Terminals Smíchov wird sich die tschechische Eisenbahnverwaltung Správa železnic beteiligen. Ergänzend wird mit einer Investition in Höhe von rund 4,5 Milliarden Kronen aus öffentlichen Mitteln gerechnet. Die historische Bahnhofshalle aus den Fünfzigerjahren wird dabei erhalten und gleichzeitig zwei Bahnhofsunterführungen miteinander verbinden. An das Terminal knüpfen weitere Modernisierungsprojekte an, so u. a. eine dreigleisige Brücke über die Moldau, neue Hochgeschwindigkeitsstrecken, S-Bahn- und Elektrobus-Linien inklusive Stromladestationen.

Das gesamte Viertel Smíchov City ist multifunktional konzipiert. Im Bedarfsfall können ergänzend Räume für Privatschulen, Gesundheitszentren oder andere Dienstleistungen geschaffen werden. Zu den besonders erwähnenswerten Projekten dieser Art zählt neben dem geplanten Zentrum für Finanzwissenschaft in der Zentrale der Česká spořitelna auch ein einzigartiger Food-Court, der bis in die Fußgängerzone hinein reichen wird. Nach dem Vorbild aus anderen europäischen Metropolen wird der geplante Food-Court das Beste aus der internationalen Küche anbieten und dabei gleichzeitig auch die Freiluftsaison für die Gäste verlängern. Auch das Sport- und Kulturzentrum Radlická kulturní sportovna, das aus einer Initiative lokaler Sportenthusiasten heraus in einem ungenutzten Eisenbahnlager entstand, wird in das neue Viertel integriert.

Bauetappen

Erste Bauetappe

Die erste Bauetappe umfasst das Gebiet zwischen den Straßen Za Ženskými domovy, Nádražní und Stroupežnického und der gedachten Verlängerung der Straße Na Valentince. Hier entstehen zwei Gebäudekomplexe mit Anschluss an die Fußgängerzone – das Bürogebäude Na Knížecí und ein Ensemble von neun Wohngebäuden. Insgesamt sind hier 400 Wohnungen geplant, die sämtlich über Tiefgaragen und begrünte Innenhöfe verfügen. Die Gesamtfläche der ersten Bauetappe beträgt ungefähr 27 000 m² bei einem Investitionsvolumen von rund 3 Milliarden Tschechischen Kronen. Mit dem Bau wurde bereits im September 2020 begonnen. Federführend für die erste Bauetappe ist ein Konsortium aus den Firmen Strabag, Aspira Construction und Instalace Praha. Der Bau der ersten 195 Wohnungen und des Bürogebäudes Na Knížecí soll innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen sein.

Zweite Bauetappe

Die zweite Bauetappe betrifft den südlichen Teil des Viertels. In diesem Gebiet tritt die Česká spořitelna als Investor in Erscheinung. So entfällt allein auf die neue Zentrale, in der rund 3.500 Angestellte arbeiten werden, fast die Hälfte der bebauten Fläche. Am südlichen Ende des Boulevards befinden sich ferner ein Hotel, gehobene Wohnhäuser mit Hotel-Dienstleistungen und drei weitere Bürogebäude mit einer Gesamtfläche von 45.000 m². Die Gewinner des Architekturwettbewerbs für den Česká-spořitelna-Campus sind Baumschlager Eberle Architekten aus Österreich zusammen mit dem tschechischen Architekturbüro Pavel Hnilička architekti. Das Hotel wird nach einem Entwurf von Henke Schreieck Architekten gebaut, weitere Entwürfe in dem Areal stammen von den schwedischen Architekten Tham & Videgård und dem deutsch-tschechischen Atelier Schindler Seko Architects.

Im südlichen Teil wird auch die Grundschule Smíchov City gebaut. Im Wettbewerb für die Schule waren insgesamt 66 Projekte beteiligt. Die Jury entschied sich für einen gemeinsamen Entwurf des kanadischen Architekten Nicolas Koff (Ou, Toronto) und seinem polnischen Berufskollegen Zbigniew Gierszak von INOSTUDIO Architekti. Aus dem Stadtbezirk Prag 5 kam der Vorschlag, die Schule nach einem seiner prominenten Bürger, dem Sänger Karel Gott, zu benennen. Der neben der Schule entstehende Park soll sportlichen Aktivitäten Raum bieten.

Der Genehmigungsprozess für die zweite Bauetappe ist gegenwärtig noch nicht abgeschlossen, für das Jahr 2023 wird mit der Beendigung des Verfahrens gerechnet. Im November 2020 bekam das Projekt die befürwortende Stellungnahme im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung EIA. Mit der zweiten Bauetappe soll 2024 oder 2025 begonnen werden. Die erwarteten Kosten liegen bei rund 7,5 Milliarden Tschechischen Kronen.

Einzelnachweise

  1. Ondřej Krynek, Praha zná podobu druhé částí megalomanského projektu Smíchov City, Designmag, 15.10.2019
  2. Virtuální prohlídka Smíchov City
  3. 1 2 3 4 Zuzana Kubátová, Developer Sekyra rozjíždí svůj životní projekt. Podívejte se, jak má vypadat jeho Smíchov City, Seznam Zprávy, 14.10.2019
  4. 1 2 Smíchov City – výstavba největšího projektu v moderních dějinách Prahy zahájena, Praha.eu, 30.9.2020
  5. Smíchov City, Prague 5
  6. Sekyra Group: Smíchov City - Sever
  7. Smíchovská „šmudla“ má být terminálem 21. století. Co vše se změní?, Pražský deník, 20.11.2019
  8. Radlická už zase žije!
  9. Sekyra Group zahájila stavbu čtvrti Smíchov City za 20 miliard, ČTK, 30.9.2020
  10. Začala výstavba projektu Smíchov City. Nová čtvrť pro 12 tisíc lidí by měla být hotová v roce 2032, iRozhlas, 1.10.2020
Commons: Smíchov City – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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