Soutane (abgeleitet vom französischen sous für „unter“) ist ein mit engen Ärmeln versehenes knöchellanges und tailliertes Obergewand eines katholischen, koptischen oder anglikanischen Geistlichen. Das nur knielange Bekleidungsstück heißt dagegen Soutanelle.
Geschichte
Das knöchellange, schwarze Gewand, das sich aus der Tunika entwickelt hatte, wird von Priestern seit langer Zeit getragen. Die Bezeichnung entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts ursprünglich in Italien, wo das Kleidungsstück Sottana genannt wurde. Eine Spezialisierung der Soutane als Berufskleidung von Priestern, Richtern, Anwälten und Ärzten erfolgte im 17. Jahrhundert. Später differenzierte man die typische Kleidung zwischen den einzelnen Berufsgruppen und es entstanden Juristen- und Universitätstalare.
Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts war die Soutane als Alltagsbekleidung eines Priesters der römisch-katholischen Kirche vor allem in Europa üblich. Entsprechend dem Anlass und der Hierarchiestufe des Geistlichen werden unterschiedliche Farb- und teilweise auch verschiedene Formgebungen in der Kirche benutzt. So trägt beispielsweise ein Apostolischer Protonotar die Mantelletta, einen mantelartigen Überwurf in der Länge eines Chorrocks, über der Soutane. Die Seminaristen des Germanicums in Rom waren traditionell an ihrem roten Talar erkennbar.
Als Alltagsbekleidung verlor die Soutane im 20. Jahrhundert vor allem in Deutschland ihre Bedeutung. Junge Geistliche und Seminaristen tragen die Soutane wieder häufiger auch im Alltag. In anderen europäischen Staaten (beispielsweise in Polen) ist die Soutane weiterhin die übliche Kleidung katholischer Priester.
Beschreibung
Die Soutane ist im Gegensatz zum Talar bis etwa zur Hüfte tailliert geschnitten und wird mit 33 Knöpfen geschlossen. In den meisten Fällen ist sie aus schwarzem, in den wärmeren Ländern kommt auch weißer Stoff zum Einsatz. Zur Soutane wird je nach Rang ein schwarzes, violettes oder rotes Zingulum getragen. Fast ausnahmslos wird die Soutane vom Klerus getragen, jedoch tragen auch Priesterseminaristen, verschiedene katholische Ordensmitglieder (Pallottiner, Deutscher Orden), die nicht dem Klerus angehören, die Soutane. In mehreren Priestergemeinschaften dient die Soutane als Gemeinschafts-Habit, so bei den Petrusbrüdern und in der Gemeinschaft Sankt Martin.
Landläufig wird eine Soutane fälschlicherweise auch als Talar bezeichnet. Der Talar ist weiter geschnitten, weist nur eine Falte am Rücken auf und kann auch ärmellos sein; er wird von den liturgischen Diensten getragen.
Die Soutane gehört zum abito piano (it., ‚pianischer Anzug‘), den Papst Pius IX. 1851 in dem Dekret Firma permanente als Alltagstracht der Kleriker vorschrieb. Bei bestimmten Anlässen wird zur Soutane die Pellegrina, ein breiter Schulterkragen, getragen.
Beim Anlegen spricht der Kleriker das folgende Ankleidegebet aus Psalm Ps 16,5 gemäß der Vulgata: Dominus pars haereditatis meae et calicis mei; tu es, qui restitues haeredìtatem meam mihi („Der Herr ist der Anteil meines Erbes und meines Kelches. Du bist es, der mir mein Erbe erstatten wird.“)
Farbgebung
In der vatikanischen Instructio Ut sive sollicite vom 31. März 1969 über Kleidung, Titel und Insignien der Kardinäle, Bischöfe und niederen Prälaten wurden folgende Farben festgelegt:
- Kaplan Seiner Heiligkeit: schwarze Soutane mit violetten Knöpfen und Knopflöchern sowie violettem Zingulum
- Ehrenprälat Seiner Heiligkeit und Apostolischer Protonotar: schwarze oder violette Soutane mit rubinroten Knöpfen und Knopflöchern sowie violettem Zingulum
- Bischöfe: schwarze oder violette Soutane mit rubinroten Knöpfen und Knopflöchern, violettem Zingulum und Pellegrina (nicht zu verwechseln mit der Mozetta, dem zur Chorkleidung gehörenden Schulterkragen); in tropischen Ländern auch weiße Soutane mit rubinroten Knöpfen und violettem Zingulum sowie Schulterkragen
- Kardinäle: schwarze oder rote Soutane mit hellroten Knöpfen und Knopflöchern sowie hellrotem Zingulum und Schulterkragen.
Eine Besonderheit stellen die Soutanen der Priester im Bistum Würzburg dar. Diese dürfen im vorderen Innenteil der Ärmel und in der Innenseite einer über die Soutanenknöpfe gelegten Knopfleiste violetten Stoff tragen. Dieses Privileg hat seinen Ursprung in einem Streit um die Erhebung zum Erzbistum im Jahre 1818. Die Würzburger Obrigkeit und der Klerus ärgerten sich dermaßen darüber, dass das ältere Bistum Würzburg nicht zum Erzbistum erhoben wurde, sondern das jüngere Bistum Bamberg, dass man dem Würzburger Klerus diese Verzierung gewährte.
Literatur
- Martha Bringemeier: Priester- und Gelehrtenkleidung. Tunika – Soutane – Schaube – Talar. Ein Beitrag zu einer geistesgeschichtlichen Kostümforschung. Münster 1974 (Volltext als PDF).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Der Brockhaus in zehn Bänden. Band 9, Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig & Mannheim, ISBN 3-7653-2459-0, S. 5891; Allgemeine deutsche Real-Encyclopedie für die gebildeten Stände. Conversations-Lexikon in fünfzehn Bänden. Band 14, F. A. Brockhaus, Leipzig 1853, S. 261.
- ↑ Geschichte der Soutane auf historique.frademic.com (französisch)
- 1 2 3 Soutane auf katholisch.de. Abgerufen am 16. Oktober 2021.
- ↑ Soutane auf Priester-Ordensgewänder im heiligenlexikon.de
- ↑ Maurizio Bettoja: Clerical Dress in the City of Rome in the 19th Century. In: New Liturgical Movement, 9. September 2010.