Die evangelisch-lutherische Kirche St. Cosmas-und Damian ist ein Kirchengebäude im Ortsteil Wiarden der Gemeinde Wangerland im Landkreis Friesland in Niedersachsen. Die Kirchengemeinde Wiarden gehört zum Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg.

Baugeschichte

Die Anfang des 13. Jahrhunderts erbaute Kirche St. Cosmas und Damian, ein flachgedeckter Saalbau, dem im 15. Jahrhundert ein Chor angefügt wurde, ist ein typischer romanischer Granitquaderbau, der auf einer hohen Warf liegt. Bereits 1164 soll an dieser Stelle eine Kirche bestanden haben.

Ausstattung

Wandmalereien

Der Chorraum enthält Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes sowie die Schutzheiligen dieser Kirche, St. Cosmas und Damian, darstellen. An der Nordwand sieht man eine Darstellung des Hl. Christophorus, das Jesuskind tragend.

Altar

Der heutige Altaraufbau ist das Ergebnis einer Neuanfertigung von 1749. Jeweils zwei Säulenpaare stützen die einzelnen Geschosse der Schauarchitektur. Figürliche Teile eines aus Eichenholz geschnitzten spätgotischen Retabels aus der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden diesem Rahmen eingefügt: 12 Apostelstatuetten verteilen sich auf die vier Geschosse, eine figurenreiche Kreuzigungsgruppe bildet das Mittelfeld. Bei der Restaurierung von 2004 behielt man die weiße Fassung der Barockzeit bei. Gleichzeitig wurde eine Reihe von gemalten Apostelköpfen hinter der zugenagelten Rückwand entdeckt, Teile vielleicht eines Altars aus dem ersten Viertel des Jahrhunderts, wie eine dendrochronologische Untersuchung ergab.

Kanzel

Die Kanzel, die auf einer Statue des Mose ruht, stammt aus dem Jahre 1634 und ist ein Werk des Münstermann-Schülers Onno Dircksen. Die sichtbaren Seiten des Kanzelkorbes zeigen die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Die heutige weiße Fassung entspricht dem Zustand des 19. Jahrhunderts.

Taufbecken

Der alte Taufstein der Kirche aus dem 13. Jahrhundert ist 1861 an das Landesmuseum Oldenburg abgegeben worden. Heute nutzt man einen spätbarocken, aus Holz hergestellten Taufbeckentisch.

Orgel

Die Orgel der Wiarder Kirche wurde 1808 von Orgelbauer Johann Gerhard Schmid, Leer, erbaut und seitdem mehrfach umgebaut, zuletzt 1963 durch Orgelbauer Alfred Führer, Wilhelmshaven.

Sonstiges

Nach dem Vorbild des östlicheren, 1709 gestifteten Hängeleuchters wurde 1966 auch der hintere Kronleuchter angefertigt. Der Klingelbeutelkasten ist ein nur noch selten zu findendes Ausstattungsstück. Kleiner Opferstock von 1774. Ein hölzerner Reliquienschrein aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde an das Landesmuseum Oldenburg abgegeben.

Glockenturm

Der freistehende Glockenturm im Nordosten der Kirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Drei starke parallele Backsteinmauern („Parallelmauertyp“) tragen in ihren Zwischenräumen zwei Glocken. Eine vierte Mauer wurde 1928 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Saebens, Christel Matthias Schröder: Die Kirchen des Jeverlandes. Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1956, S. 14, 49.
  • Hans-Bernd Rödiger, Klaus Wilkens: Friesische Kirchen im Jeverland und Harlingerland. 2., überarbeitete Auflage, Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever 1981, S. 34 f.
  • Günter Müller: Die alten Kirchen und Glockentürme des Oldenburger Landes. Kayser-Verlag, Oldenburg 1983, S. 176 ff.
  • Robert Noah, Martin Stromann: Gottes Häuser in Friesland und Wilhelmshaven, Verlag Soltau-Kurier-Norden, Norden 1991, ISBN 978-3-922365-95-2, S. 111 ff.
  • Wiarden in: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen Niedersachsen. München / Berlin 1992, S. 1352 f.
  • Wilhelm Gilly: Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land. Baugeschichte und Bestandsaufnahme. Isensee Verlag, Oldenburg 1992, ISBN 3-89442-126-6, S. 172 f.
  • Wolfgang Koppen: Musterbeispiel für Schönheit und Dauer. In: Jeversches Wochenblatt vom 31. Dezember 1994.
  • Günther Robra: Der Reliquienschrein aus der Kirche SS Cosmae et Damiani in Wiarden. In: Antje Sander-Berke (Hrsg.): Fromme Friesen. Mittelalterliche Kirchengeschichte Frieslands. Isensee, Oldenburg 1997, ISBN 3-89598-449-3.
  • Geschichtswerkstatt Wangerland unter Beteiligung der Dorfgemeinschaft: Wiarden, Chronik eines alten Kirchspiels. Hohenkirchen 2002.
  • Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. 2. Auflage. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebs-GmbH, Aurich 2009, ISBN 978-3-940601-05-6, S. 26, 29 ff., 41, 191, 218.
  • Justin Kroesen, Regnerus Steensma: Kirchen in Ostfriesland und ihre mittelalterliche Ausstattung. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-159-1, S. 23, 36 f., 44, 57, 61 f., 82 f., 114 f., 134, 138 ff., 154, 156 f., 201, 230 ff.
  • Axel Bürgener, Klaus Siewert: Saalkirchen im Wangerland, Verlag „Auf der Warft“, MünsterHamburgWiarden 2015, ISBN 978-3-939211-97-6, S. 115 ff.
Commons: St. Cosmas und Damian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • St. Cosmas und Damian Kirche Wiarden, abgerufen am 29. Juli 2018.
  • Wangerländischer Pilgerweg, abgerufen am 29. Juli 2018.
  • Zwischen Deichen und Wurten, abgerufen am 29. Juli 2018.

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Wolfgang Koppen: Kostbare Malereien an Kirchenwänden. In: Jeversches Wochenblatt vom 28. Mai 2005, S. 7.
  2. Dietmar J. Ponert, R. Schäfer: Ludwig Münstermann, Der Meister – die Werkstatt – die Nachfolger. Text- und Tafelband, Oldenburg 2016, S. 591–599
  3. Die Orgel der Wiarder Kirche, abgerufen am 22. Juli 2018.
  4. Wiarden, Evangelische Kirche Sankt Cosmas und Damian. In: de Orgelsite. Abgerufen am 12. Dezember 2022 (niederländisch).
  5. St.-Cosmas-und-Damian-Kirche: Mittagsläuten, abgerufen am 5. September 2018.

Koordinaten: 53° 40′ 6,2″ N,  57′ 6,9″ O

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