Die Kirche St. Joseph war zwischen 1896 und 1943 eine katholische Kirche im Westviertel der Stadt Essen.

Geschichte

Vorgeschichte

Im Jahr 1870 hatte eine von Jesuiten geleitete Marianische Kongregation in der Frohnhauser Straße im Essener Westen ein umfangreiches Grundstück erworben, worauf sich neben einigen Wohnhäusern eine einstige Kesselschmiede befand. In dieser wurde von den Jesuiten zur neuen Ordensniederlassung eine Kapelle eingerichtet. Sie erhielt den Namen St. Josephskirche. Zwei Jahre später mussten die Jesuiten zum dritten Male, diesmal aufgrund des Kulturkampfes unter Reichskanzler Otto von Bismarck, die Stadt Essen verlassen. Ihre erste Vertreibung geht in den Dreißigjährigen Krieg zurück, die zweite folgte 1773 mit der Aufhebung des Ordens durch den Papst.

Nach der Vertreibung blieb die in der ehemaligen Kesselschmiede eingerichtete St.-Josephskirche für Gottesdienste der römisch-katholischen Kirche erhalten. Die bischöfliche Behörde bestellte dafür einen Rektor und zwei Kapläne. Da man diesen Bau jedoch als Kirche für nicht würdig hielt, bildete sich ein Kirchbauverein, der Kapital für ein neues Kirchengebäude zusammentrug. So konnte 1893 ein passendes Baugrundstück an der heute wie damals so genannten Ecke Ottilienstraße/Jägerstraße im Essener Westen erstanden werden.

Der Seelsorgebezirk in Burgaltendorf erhielt 1896 für seinen Betsaal in der Gaststätte Zu den drei Linden die kleine Stahlglocke und den Hochaltar aus der Kapelle in der ehemaligen Kesselschmiede. Als deren Herz-Jesu-Kirche im Jahr 1900, noch ohne Turm, fertiggestellt war, war die Stahlglocke noch bis 1914 an einem Dachreiter der Kirche in Betrieb. 1972 wurde sie schließlich demontiert und in einem Altenheim in Burgaltendorf gelagert. Seit dem 90-jährigen Bestehen der Kolpingfamilie in Burgaltendorf 2010 dient sie Messdienern als Wandlungsglocke.

Kirchbau und Gemeindegeschichte

Der Bau der St.-Josephskirche aus massivem Werkstein begann 1894 nach Plänen des Architekten August Menken. Er wurde zwei Jahre später vollendet und am 21. März 1896 eingeweiht. Am 1. Dezember 1900 wurde die Pfarrei St. Joseph durch den Erzbisch von Köln, Hubert Theophil Simar, errichtet und am 25. Mai 1901 staatlich genehmigt. Die Gemeinde zählte zur Zeit ihrer Gründung rund 6000 Mitglieder.

Im nach Osten gerichteten Hauptchor der Kirche befand sich der von August Menken im frühgotischen Stil entworfene Ziborienaltar.

Im westlichen Umfeld der Kirche breitete sich die Krupp-Gussstahlfabrik immer weiter aus, siehe Karte. Grund war zunächst der Erste Weltkrieg, da die Rüstungsindustrie zu deren wichtigster Einnahmequelle wurde. Nach dem Krieg kam die Rüstungsindustrie durch den Vertrag von Versailles zum Erliegen, was eine starke Reduzierung der Arbeitskräfte zur Folge hatte. In der Zeit des Nationalsozialismus stieg die kruppsche Fabrik wieder zur sogenannten Waffenschmiede des Deutschen Reiches auf und expandierte damit stark in der Fläche. Der Anteil der Wohnbevölkerung im Pfarrbezirk sank stetig. Die Essener Volkszeitung schrieb am 2. Dezember 1935:

„Das Gebiet der Pfarre wurde begrenzt im Norden von der Limbecker Chaussee und Limbecker Straße, im Osten von der Achse Lindenallee, der Maxstraße und der Selmastraße, im Süden von der Bergisch-Märkischen Eisenbahn bis zur Stadtgrenze […] In die Amtstätigkeit von Pfarrer Fink fiel schon ein Schatten, der sich in der Folgezeit immer mehr verdichtete: die Seelenzahl der Pfarre ging zurück. Infolge der Erweiterung der kruppschen Fabrik wurden ganze Straßenzüge niedergelegt. Es verschwanden die Kanonenstraße, Grüner Weg, die halbe Kniestraße, die halbe Westendkolonie, Teile der Frohnhauser Straße und der Schwanenkampstraße, die alle rührige Pfarrkinder von St. Joseph gezählt hatten.“

1937 schrieb der damalige Pfarrer in einem Bericht, dass die Zahl der Gemeindeglieder auf rund 3500 zurückgegangen sei. Weitere Gründe seien neben der Ausbreitung der Industrie die Umwandlung von Wohnraum in Büro- und Geschäftsräume, Straßenverbreiterungen und -durchbrüche sowie Leerstände bei nicht mehr zeitgemäßen Altbauwohnungen ohne Komfort.

Im Zweiten Weltkrieg 1943 wurde mit dem gesamten Umfeld auch die St.-Josephskirche durch Luftangriffe der Alliierten bis auf den Turm zerstört, dessen Sprengung im Januar 1957 folgte. Die St.-Joseph-Gemeinde besaß nach dem Krieg noch 200 Mitglieder und wurde aufgelöst. Heute befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen St.-Josephskirche ein im Jahr 2000 neu errichtetes Altenwohnheim.

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Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 T. Kellen: Die Industriestadt Essen in Wort und Bild. Geschichte und Beschreibung der Stadt Essen. Zugleich ein Führer durch Essen und Umgegend. Fredebeul & Koenen, Essen 1902.
  2. 90 Jahre Kolpingfamilie Essen-Burgaltendorf (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; abgerufen am 25. Oktober 2015
  3. Erzdiözese Köln (Hrsg.): Handbuch der Erzdiözese Köln, 19. Ausgabe. Essen 1905, S. 21.
  4. Wilhelm Lucke: St. Josephskirche Essen-Altstadt, Ihr Werden-Wirken-Vergehen. In: Das Münster am Hellweg, Mitteilungsblatt des Vereins für die Erhaltung des Essener Münster (Münsterbauverein e. V.), Heft 7/1957, S. 85

Koordinaten: 51° 27′ 19,1″ N,  0′ 16,2″ O

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